Wie Du wieder vertrauen kannst

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Menschen bewegen sich in der Welt meinst mit einer grundsätzliche Haltung des Vertrauens oder des Misstrauens. Wem geht es dabei wohl besser? Können sich die Misstrauischen aufgrund ihrer Vorsicht und Zurückhaltung sicherer fühlen? Werden die Vertrauenden in ihrer Blauäugigkeit ständig ausgenutzt und über den Tisch gezogen? Wahrscheinlich nicht. Schauen wir uns also das Thema Vertrauen einmal näher an. Wie kann es verloren gehen und wie kannst Du es wiedergewinnen?

Arten des Vertrauens

Vom Einzelnen aus betrachtet können wir drei verschiedene Arten des Vertrauens beobachten: Zum Ersten das Vertrauen in sich selbst. Zum Zweiten das Vertrauen in andere Menschen. Und zum Dritten das Vertrauen in das Leben, beziehungsweise in die Welt.

Selbstvertrauen

Selbstvertrauen bedeutet, dass wir beispielsweise stark, stabil, schlau oder erfahren genug sind, um mit den Dingen, die uns im Leben begegnen, umgehen können. Wir können also mit Leichtigkeit die Routineaufgaben des Alltages erledigen und unsere Grundbedürfnisse decken. Darüber hinaus haben wir die Zuversicht, mit größeren Aufgaben und Herausforderungen fertig zu werden. Mit anderen Worten: Wir definieren unser Leben nach den eigenen Wünschen. Ziele setzen und erreichen wir mit angemessenem Aufwand und wir verwirklichen Projekte, die wir uns vorgenommen haben. Dabei orientieren wir uns an eigenen Werten und übernehmen Ansichten anderer nicht ungeprüft.

Vertrauen in andere

Vertrauen in andere zu haben bedeutet, die Überzeugung oder das Gefühl zu haben, dass eine Aussage von jemand anders richtig oder wahr ist oder dass er redlich und integer ist. Wir gehen davon aus, dass wir uns auf den anderen verlassen können und unsere Erwartungen und Wünsche durch ihn nicht verletzt werden. Wir haben die grundsätzliche Haltung, dass Menschen gut sind und uns nichts Böses wollen. Das hat nichts mit Blauäugigkeit oder blindem Vertrauen zu tun. Anderen zu vertrauen, heißt auch, den Charakter anderer realistisch einzuschätzen und üblen Absichten nicht in die Falle zu gehen.

Vertrauen in das Leben und in die Welt

In das Leben und die Welt zu vertrauen bedeutet, zu wissen, dass alles irgendwie gut wird. Es ist eine eher optimistische Haltung zum Leben. Wir fühlen uns geführt und auch in turbulenten oder schwierigen Zeiten wissen wir tief im Innern, dass sich die Situation zum Besten wenden wird. Die Welt ist ein Ort, an dem wir uns geborgen und sicher fühlen. Wir empfinden das Leben als einen Fluss, der zwar Kurven hat, aber nie Situationen bringt, die wir nicht bewältigen können. Wer dem Leben vertraut, kann Altes loslassen und leicht neue Bildungen eingehen, um die verschiedenen Lebensaspekte aktuell zu halten und nicht in Überkommenem stecken zu bleiben.

Urvertrauen

Dir ist sicher schon aufgefallen, dass diese drei Aspekte des Vertrauens zusammengehören. Wer anderen nicht vertraut, wird sicherlich auch kein sehr ausgeprägtes Selbstvertrauen haben. Das leuchtet ein, denn unsere persönlichen Muster und Eigenschaften spiegeln sich darin, wie wir die Welt und andere Menschen wahrnehmen. Wie kommt es nun, dass manche voller Vertrauen sind und ihr Leben ganz gut funktioniert und andere misstrauisch durch die Welt gehen und eher nicht viel Freude daran haben?

Die Antwort ist: Urvertrauen. Dieses etwas mythisch anmutende Wort beschreibt eigentlich nichts anderes, als die Qualität der Erfahrungen mit denen wir in das Leben gestartet sind. Wenn unsere Zeit im Mutterleib einigermaßen normal verlaufen ist, das heißt, dass wir nicht allzu sehr mit Stresshormonen von der Mutter geflutet wurden, dass wir nicht durch Drogen oder Medikamente vergiftet wurden oder dass tätliche Angriffe, wie Abtreibungsversuche, ausgeblieben sind, haben wir zwei Grunderfahrungen gemacht: Wir erlebten Verbundenheit und Wachstum.

Vertrauen oder Misstrauen

Menschen, die Urvertrauen haben, erlebten die zwei Grunderfahrungen auch weiter nach der Geburt. Sie erlebten liebevolle Zuneigung und wurden akzeptiert, wie sie waren. Sie hatten den Raum, sich auszuprobieren und selbst zu erfahren. Dabei erlebten sie Unterstützung und Sicherheit. Dem Neugeborenen sind seine Eltern die Welt. So, wie es seine Eltern oder Fürsorger in den ersten etwa drei Lebensjahren erlebt hat, wird es später die Welt sehen und seinen Platz darin einnehmen.

Missgünstigen oder misstrauischen Menschen ging es anders. Sie haben immer wieder Verletzungen der Grunderfahrungen erlebt. Sie wurden am Wachstum gehindert, indem sie manipuliert und indoktriniert wurden und ihnen gesagt wurde, was richtig und wie sie etwas zu tun haben. Auf ihr Bedürfnis nach Bindung wurde mit Kälte und Zurückweisung reagiert. Sie sind in Übergriffen und geistiger Enge erstickt. Ihre Autonomie ist beschädigt und sie wissen nicht, wer sie sind, da sie es nie ausreichend erfahren konnten.

Vertrauen wiedergewinnen

Vertrauen bedeutet letztlich, sich verletzlich zu machen und Risiken eingehen zu können und dabei davon überzeugt zu sein, dass es gut gehen wird. Es überwiegt das Wissen, dass man mit möglichem Widerstand oder Rückschlägen umgehen kann. So ist es bei Menschen mit Selbstvertrauen. Und diejenigen, bei denen es nicht gut gelaufen ist, bleiben auf der Strecke?

Nein. Wie ich schon in einem früheren Artikel geschrieben habe, ist es nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Es ist möglich, bestehende Verletzungen zu heilen und Persönlichkeitsmuster, die das Vertrauen einschränken, aufzulösen.

Empfindungen, die typischerweise bei Menschen mit wenig Vertrauen oder Selbstvertrauen auftreten, sind beispielsweise: Unsicherheit, Angst, Eifersucht, Misstrauen, ein Gefühl der Bedrohung, Neid auf andere oder das Bedürfnis Kontrolle auszuüben.

Vertrauen trainieren

Du kannst Vertrauen trainieren. Gib Dir selbst und anderen Menschen mehr Vertrauen. Traue Dich, die Welt besser zu sehen. Benutze dabei aber natürlich Deinen gesunden Menschenverstand. Und Du wirst fast immer feststellen, dass es gut gegangen ist, dass Du nicht verletzt oder enttäuscht wurdest. Deine Fähigkeit zu vertrauen wird weiter wachsen. Vertrauen ist so etwas wie ein Vorschuss. Du gehst im Voraus davon aus, dass etwas gut geht, dass Dir dieser Mensch nicht schaden will, dass die Welt nicht böse ist. Mit dieser Einstellung öffnest Du einen Raum, in dem etwas Neues möglich wird. Lasse Dich von Rückschlägen nicht entmutigen und lerne aus ihnen.

Wenn die Muster jedoch tiefer angelegt sind, ist es schwieriger, sich selbst aus ihnen zu befreien. Dann brauchst Du dabei Hilfe. Die Muster anzugehen ist Arbeit, die sich aber sehr lohnt. Solltest Du feststellen, dass Dir in bestimmten Lebensbereichen das Vertrauen fehlt, muss das nicht so bleiben. Sich von diesen Mustern zu befreien ist ein Gewinn, von dem Du Dein gesamtes Leben lang profitierst.

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Ulrich Heister