Was macht eigentlich ein Heilpraktiker und Bewusstseinstrainer?

Natürlich weiß ich genau, was ich beruflich mache. Ich bin ja selbst dabei. Ich weiß auch, was es meinen Klienten bringt. Mir ist klar, warum ich meinen Beruf so gerne mache. Doch wenn jemand „mal eben“ von mir wissen will, was ich arbeite, dann komme ich regelmäßig ins Schwimmen. Nicht, weil ich es nicht wüsste, sondern weil ich das nicht in einem oder zwei Sätzen erklären kann. Jetzt fragt Wibke Ladwig in ihrer Blogparade: „Und was machen Sie so beruflich?“ Ich fühle mich ertappt und greife die Frage gar nicht mal so gerne auf. Doch Konfrontation kann Klarheit bringen. Vielleicht habe ich am Ende dieses Beitrags die ultimative Kurzbeschreibung gefunden?

„Ach, Sie sind ‚Homopath‘?“

Natürlich weiß ich genau, was ich beruflich mache. Einige Positionen des Berufsbezeichnungskataloges kommen dem sogar ziemlich nahe, doch keine stellt mich wirklich zufrieden. „Therapeut“ ist ein Begriff, der für manche stark nach Leuten klingt, die „einen an der Klatsche haben“, übrigens sowohl auf der einen, wie auf der anderen Seite. (Nichts für ungut, liebe Kollegen!) „Heilpraktiker“ macht den Eindruck, als würde ich weiße Kügelchen verschreiben oder mit Hilfe von Urin Diagnosen stellen. „Ach, Sie sind ‚Homopath‘, oder wie heißt das richtig?“ bekomme ich schon mal zu hören. Auch nicht gerade treffend …

Beginnen wir am Anfang meiner Berufslaufbahn. Der war sehr bodenständig. So lange ich mich erinnere, habe ich mich dafür interessiert, wie die Dinge funktionieren. Als Jugendlicher war der Lötkolben mein täglicher Begleiter, und mein Zimmer füllte sich bei der Suche nach der richtigen Blitzlichtpulvermischung mit Rauchschwaden. Die Chemie war mein Ding, und so schloss ich nacheinander mehrere Ausbildungen in diesem Bereich ab, bis ich Chemotechniker war, und begann dann ein Chemiestudium.

Der entscheidende Moment, als ich erkannte …

Ich kann mich an den Moment erinnern, als ich erkannte, dass ich über Naturwissenschaften schon sehr viel wusste, dass ich aber noch ergründen wollte, was die menschliche Natur ausmacht und bestimmt. Ich schmiss mein Studium von einem Tag auf den anderen und ließ mich zum Heilpraktiker ausbilden.

Ich wollte wissen, was Leben bedeutet und wie man Krankheiten, Traumata, Sorgen und Belastungsstörungen in den Griff bekommen kann. Ich erlernte einige klassische heilpraktische, psychotherapeutische und energetische Methoden. Schnell wurde mir klar, dass das Bewusstsein der Quell aller Freude ebenso wie allen Übels ist. Spezielle Bewusstseinstechniken kamen erst später hinzu, als ich erkannte, dass viele psychotherapeutische Methoden eher unpräzise sind und die Therapie oft lange dauert, bevor sich eine Besserung zeigt.

Kommen wir nun zum Wetter …

Wenn ich heute gefragt werde, was ich beruflich mache, antworte ich: „Ich bin Heilpraktiker und Bewusstseinstrainer.“ Erstere Berufsbezeichnung ist sehr allgemein und daher, wie eingangs beschrieben, irreführend. Unter der zweiten kann sich kaum jemand spontan etwas vorstellen. Zusammen rufen sie die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Manche sagen etwas hilflos „Ach, so?“, um dann spontan zum Wetter überzugehen. Andere fragen nach und geben mir die Gelegenheit, die Sache weiter auszuführen. Anhand meiner Klienten und deren Bedürfnissen kann ich es nämlich ganz gut erklären.

Es kommen Menschen zu mir, die eine – wie auch immer geartete Unzufriedenheit – verspüren. Es kann jemand sein, der feststellt, dass sein Leben irgendwie nicht so läuft, wie er es sich wünscht. Jemand, der unter Zwängen oder Ängsten leidet und dabei vielleicht feststellt, dass sich bestimmte unangenehme Situationen in seinem Leben immer wiederholen.

Manche wollen ganz konkret ihre Beziehungen verbessern, mit ihren alltäglichen Belastungen besser umgehen lernen, Ballast aus der Vergangenheit ablegen oder das Leben wieder genießen. Andere wollen Hemmnisse in ihrem Berufsleben loswerden, die sie hindern zu zeigen, was sie wirklich können. Viele Menschen, die zu mir kommen, suchen Klarheit, wollen ihre Kreativität steigern oder sich aus alten Verstrickungen befreien. Wieder andere möchten einfach nur ihre berufliche Ausrichtung klären, ihre Entscheidungsfähigkeit stärken oder ihren Führungsstil verbessern. Daher arbeite ich auch in Unternehmen, mit Führungskräften und mit Teams.

In einem Gespräch werden die emotionalen oder mentalen Muster identifiziert, die zu ungewünschten Situationen, Empfindungen oder Zuständen führen und dann mit einer psychoenergetischen Methode aus dem System gelöscht. Das geht meistens ziemlich zügig und ist schmerzarm. Danach wird häufig eine deutliche Erleichterung und Befreiung empfunden. Die Probleme sind in der Regel verschwunden. Wenn nicht, werden die verbliebenen Aspekte auch noch geklärt.

Vielleicht bin ich ein „Zufriedensteller“?

Als „Coach“ bezeichne ich mich nicht, denn wer weiß schon, was damit wirklich gemeint ist? Vielleicht bin ich ein Zufriedensteller? Das ist wohl auch nicht besonders genau – doch wer geht, ist in der Regel zufriedener. Ich empfinde mich immer noch auch als Naturwissenschaftler. Ist der Mensch nicht auch ein Teil der Natur?

Die eine, alles beschreibende Berufsbezeichnung in wenigen Worten habe ich immer noch nicht gefunden. Aber das ist es, was ich so beruflich mache. Danke, Wibke, für die Frage.

Ulrich Heister
1 Kommentar
  1. Wieland Hecht sagte:

    Als Physiotherapeut mache ich etwas ganz anderes? Nicht ganz. In dem Text fand ich doch Passagen, die ich so auch für mich anwenden könnte. Welchen Beruf ich gerade so nebenbei ausübe, ist abhängig von dem Klienten, der mich besucht. Das mit dem Zufriedensteller hat vielleicht etwas mit dem hohem Maß an Empathie zu tun, mit dem wir unseren Klienten entgegentreten. Ich möchte allerdings keinen Suche beendsinen, schon gar nicht abbrechen. Die Freude an der eigenen Entwicklung, und sind die Schritte noch so klein, ist mir eine Triebfeder und spendet Heiterkeit. Gerade ´mal wieder Siddharta von Hesse gelesen – so meine ich das.
    Herzlichen Dank

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