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Wir wünschen einander Glück, es gibt Glücksucher und Glück scheint eine menschliche Maxime zu sein. Aber was ist Glück eigentlich? Ist es etwas, worauf wir, trotz seines flüchtigen Charakters, Einfluss haben?

1. Glück hängt nicht vom Zufall ab

Ja, natürlich kann uns einen Zufall glücklich machen. Wir treffen einen alten Freund wieder, gewinnen etwas bei einer Tombola oder die Rückzahlung von Finanzamt ist höher, als erwartet. Nach relativ kurzer Zeit ist dieses Glück auch schon wieder vorbei. Es hält nicht an. Das liegt daran, dass unser Gehirn eine zu lange Aufregung nicht wünscht. Die Gefühle, in diesem Fall die Freude, dienen dazu, das Erlebnis zu integrieren. Normalität kehrt wieder ein. Das macht unser Gehirn so, damit die Integrität seiner Informationsverarbeitung nicht gefährdet wird und um Energie zu sparen. Immerhin verbraucht es unter Normalbedingungen ca. 60% unseres Blutzuckers. Bei Stress ca. 90%. Auch gute Gefühle können uns in den Stress-Modus versetzen.

Manche Menschen machen ihr Glück vom Zufall abhängig. Sie spielen Lotto, warten auf die richtige Partnerin oder hoffen, dass die Politik es schon richten wird oder dass es irgendwie von selbst besser wird. Damit machen sie ihr Glück von äußeren Faktoren und vom Zufall abhängig. Meist können sie lange warten.

Viele projizieren ihr Glück in die Zukunft. Das ist ein gängiger Weg, um die Gegenwart erträglicher zu machen. Nach dem Motto: „Wenn dies oder jenes geschieht, dann wird es mir gut gehen.“ Wir nennen das auch Hoffnung.

2. Glück ist so unterschiedlich, wie die Menschen

Gibt es das eine Glück? Was ist Glück für Dich? Jeder hat andere Vorstellungen davon. Was einige Menschen glücklich macht, funktioniert nicht für alle. Figuren in Büchern oder Filmen beziehungsweise Prominente werden oft zu Vorbildern erhoben und manch einer versucht ihnen nachzueifern. Doch diese Mühe ist meist vergebens. Es nutzt nichts, andere nachzuahmen oder irgendwelchen Idolen nachzulaufen, um selbst glücklicher zu werden. Wir fühlen uns eher unbedeutender und kleiner, wenn wir uns mit diesen Idealen vergleichen. Die Antwort auf die Frage, was Du für ein gutes und erfülltes Leben brauchst, kannst Du nur in Dir selbst finden.

Auch Ratgeber können in Bezug auf das Glücklichsein immer nur eine sehr beschränkte Wirkung entfalten. Sie geben Tipps, wie Glück durch Handlungen oder absichtsvolle Verhaltensänderung zu erreichen ist. Das klappt meiner Meinung nach nicht, da das geänderte Verhalten ein Versuch ist, inneren Persönlichkeitsmustern willentlich entgegenzuwirken. Es wird versucht, sich selbst etwas überzustülpen, was nicht passt. Das ist in der Regel nicht erfolgreich, denn die alten Bewusstseinsstrukturen bestehen weiter und sabotieren letztlich alle Bemühungen.

3. Glück hat nichts mit materiellem Gewinn zu tun

Eins ist klar: Glück ist leichter zu empfinden, wenn die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Doch auf den Philippinen bin ich Menschen begegnet, die kaum etwas besaßen und doch strahlende Augen hatten und sehr herzlich waren. Ich finde, Besitz wird überbewertet. Jedenfalls in unser Gesellschaft. Es ist schön und komfortabel, wenn alles da ist, was man sich wünscht, doch hat das nichts mit Glücklichsein zu tun.

Ich kenne Menschen, die materiell mehr als überversorgt sind und die sind nicht unbedingt glücklicher. Oft im Gegenteil: Sie sind so sehr in ihre Verpflichtungen verstrickt und damit beschäftig, ihr Lebensmodell aufrechtzuerhalten, dass sie sich darin aufreiben und nur noch wenig Verbindung zu sich selbst haben. Alleine dadurch wird es ihnen wahrscheinlich schwer fallen Glück zu empfinden. Es daher wird an Äußerlichkeiten festgemacht, denn die können noch wahrgenommen werden.

4. Was Glück ist

Was ist Glück im Grunde eigentlich? Glück ist ein Gefühl. Genauso, wie Wut, Trauer, Dankbarkeit oder Freude. Es gibt bestimmte Auslöser, die dieses Gefühl in uns erzeugen. Dir fallen bestimmt sofort gleich mehrere ein, wenn Du darüber nachdenkst.

Weit verbreitet ist die Ansicht, dass diese Auslöser nötig sind, damit wir dieses Gefühl, Glück empfinden können. So versuchen wir immer wieder Situationen herzustellen, die in uns ein Glücksgefühl entstehen lassen. Das ist anstrengend und verbraucht Ressourcen. Außerdem ist das Glück dadurch bedingt. Es müssen Voraussetzungen erfüllt sein. Das ist blöd und macht uns abhängig. Wie es auch anders geht, erfährst Du im nächsten Punkt.

5. Glück gibt es praktisch unbegrenzt

Wenn ich durch eine Fußgängerzone gehe, habe ich den Eindruck, dass die Menschen wesentlich mehr Auslöser für negative Gefühle besitzen, als für positive. So viele finstere Mienen sind dort zu sehen. Warum ist das so? Ich glaube, dafür gibt es in etwa drei Gründe: 1. Opfer der Umstände zu sein ist scheinbar eine gute Rechtfertigung und man findet schnell Verbündete, die auch so denken. 2. Eine Missbilligende Haltung wird als cooler und überlegener angesehen. 3. Eine schlechte Stimmung hält andere fern und man muss sich nicht mit ihnen befassen und damit auch nicht mit sich selbst. Wir könnten natürlich lange darüber reden, warum Menschen sich so verhalten und welche Vorteile dies für sie hat, aber das lassen wir jetzt. Fallen Dir weitere Gründe ein, warum Menschen es bevorzugen schlecht drauf zu sein? Schreibe sie bitte unten in einen Kommentar.

Ich glaube, die weit verbreitete Ansicht, dass Gefühle einen (oder mehrere) Auslöser brauchen, ist das eigentliche Problem. Diese Überzeugung ist jedoch falsch. Wir können wählen. Du kannst jederzeit und überall ein gutes Gefühl (Glück, Freude, Dankbarkeit, Verbindung, Freiheit und so weiter) spontan in Dir selbst erzeugen. Denke an ein schönes Ereignis, richte Deine Aufmerksamkeit auf das gute Gefühl und lass es stärker werden. Dann vergiss das Ereignis und fühle Dich einfach aus Dir selbst heraus gut. Wenn Du das mehrmals täglich über ein paar Wochen in einem entspannten Zustand tust, bildet Dein Gehirn mit der Zeit neuronale Bahnen aus, die die Aktivierung dieses Gefühls immer leichter machen, bis es Dein grundlegendes Lebensgefühl ist.

6. Glück ist trainierbar

Natürlich gibt es Lebensumstände, die es manchmal schwerer machen das gute Gefühl zu fühlen, manchmal auch leichter. Wie auch immer. Auch in unangenehmen Situationen lebt es sich mit einem positiven Grundgefühl besser. (Nicht zu verwechseln mit positivem Denken, was bekanntermaßen nichts taugt.) Du hast immer Einfluss darauf, wie Du Dich fühlst. Wähle, wie Du Dich fühlen möchtest. Die Umstände spielen dabei tatsächlich kaum eine Rolle. Es sei denn, Du gibst ihnen eine große Wichtigkeit und unterwirfst Dich ihnen.

Tatsächlich ist es so, dass Du selbst im Himmel mit der falschen Haltung die Hölle erleben kannst. Umgekehrt geht es, mit der richtigen Haltung, auch. Wenn Du Deine innere Haltung änderst, folgt das Glück wie von selbst.

Damit sind wir bei der Frage: Was tun, wenn ich kein Glück fühle? Dann hast Du es mit automatischen Verhaltensprogrammen zu tun, die Du irgendwann einmal erlernt hast, als sie Dir ein Vorteil boten. In der Regel dienten sie dazu, andere zu manipulieren. Kleine Kinder lernen das sehr schnell. Wenn sie lächeln, merken sie, dass das Gegenüber zurücklächelt. Wenn es ihnen nicht gut geht, bekommen sie Trost. Oder sie bekommen durch rebellisches Verhalten Aufmerksam oder auch durch auffälliges Ess- und Ausscheidungsverhalten.

Manchmal scheint es Vorteile zu haben, sich nicht gut zu fühlen oder gegen etwas zu sein. Und diese Erkenntnisse werden zur eigenen Bedürfnisbefriedigung eingesetzt. Dieses Verhalten kann sich automatisieren. Vor allem, wenn es funktioniert hat. Und die miese Stimmung wird Programm.

Also: Wenn es mit dem guten Gefühl nicht klappt, dann sabotieren Dich alte Verhaltensprogramme. Diese können allesamt geändert oder aufgelöst werden. Wenn Du das tust, dann klappt es auch mit dem guten Gefühl.

7. Glück kann sich stabil manifestieren

Wenn Du mit dem Gegenwärtigen Frieden schließt, stellt sich ein gutes Gefühl ein. Das gleiche geschieht übrigens auch, wenn Du mit allen Sinnen gegenwärtig bist. Setze Dich einfach irgendwo hin und sei mit allen Sinnen dort. Schaue, höre, rieche, schmecke und fühle. Nimm wahr, was um Dich herum geschieht und nimm dies in Dich auf. Irgendwann verschwinden so die Grenzen zwischen innen und außen. Du wirst merken, dass das Denken leiser wird oder gar ganz aufhört.

Wenn Du das übst, wird das gute Gefühl zur Normalität. Es mag natürlich gewissen Schwankungen unterliegen, doch es lohnt sich das Projekt in Angriff zu nehmen. Im Einklang zu sein ist, glaube ich, das wichtigste Gefühl. Es ist nicht bedingt, denn es ist unser natürlicher Zustand, den wir wahrnehmen, wenn bewertende Gedanken nicht dazwischen funken. Außerdem spart Dein Gehirn dabei viel Energie!

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