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Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

In letzter Zeit begegnen mir vor allem im Internet immer wieder Anzeigen für Lebenshilfe- oder  Selbstoptimierungsseminare mit Slogans wie: „Du kannst alles erreichen!“, „Du bist großartig!“ oder „Du kannst schaffen, was Du willst.“

Unzufriedenheit ist kein guter Ratgeber

Wen werden diese Slogans wohl ansprechen? Genau, diejenigen, die unzufrieden sind mit sich oder ihrem Leben. In diesen Tagen Unzufriedenheit zu entwickeln, ist nicht schwer. Vergleiche mit anderen tragen vor allem dazu bei. Hier wirken gerade die sozialen Medien im Internet als Verstärker, da sich in ihnen die Menschen oft idealisiert darstellen. Jeder möchte seine guten Seiten zeigen, was ja auch einleuchtet. Da entsteht schnell der Eindruck, dass „die anderen“ viel besser sind und alles viel besser machen, als man selbst.

Zudem kommt ein gewisser gesellschaftlicher Druck.  Anerkennung und Status sind in unserer Leistungsgesellschaft wichtige Größen, die uns viel abverlangen. Nicht zu vergessen sind die  wirtschaftlichen Belastungen. Die Lebenshaltungskosten sind recht hoch und wollen erwirtschaftet sein. Auf diesen Berg  kommen dann auch noch unsere eigenen Ansprüche, Wünsche und Ideale. Das ist eine ganze Menge, was wir zu bewältigen haben.

Ich habe den Eindruck, unser Leben wird immer komplexer und stellt immer höhere Ansprüche. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Menschen in der Bronzezeit durchschnittlich nur drei Tage in der Woche brauchten, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Die restliche Zeit diente sozialen Zwecken und der Muße.

Menschen, die von Depressionen oder Burnout betroffen sind, werden immer mehr. Was kannst Du also tun, um mit all dem leichter dem umzugehen? Ein Seminar zu besuchen, das verspricht, dass man alles erreichen kann, ist da sehr verlockend. Doch ich glaube, dass es wirkungsvoller ist, sich selbst zuerst die drei folgenden Fragen zu stellen:

1. Vergleiche ich mich mit anderen?

Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich, mit dem Vergleichen aufzuhören und von sich selbst auszugehen. Mache Dir klar, dass Du jetzt im Moment bereits vollständig und vollkommen bist, auch wenn es Dir gar nicht so scheinen mag. Frage Dich: „Was fehlt mir jetzt in diesem Moment?“ und antworte nicht mit den üblichen Gedanken, wie „Ein liebevoller Partner.“, „Geld.“, „Sex.“, „Ein guter Job.“, „Aufträge.“ und so weiter. Nein, werde still im Kopf und sei im Moment. Nimm Deine Umgebung war. Fühle Dich. Wenn Dir das gelingt, stellst Du fest, dass Dir tatsächlich gegenwärtig nichts fehlt, auch wenn Du einige Baustellen in Deinem Leben hast. Sie dominieren Dich nicht mehr.

2. Woher kommt meine Motivation?

Es ist gut, einen Schritt zurückzugehen und sich nach seinen eigenen Motiven zu fragen. Woher stammt mein Wunsch ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder etwas zu tun? Entspringt es Mangeldenken, Machtstreben oder einer Verletzung? Kommt dabei ein „Ja“ oder ein „Vielleicht“ heraus, solltest Du Dich vielleicht zuerst um diese Defizite kümmern, denn sie sind keine guten Ratgeber. Handelst Du aus ihnen heraus, bist Du fremdbestimmt. Komm zu Dir selbst zurück und entscheide aus Deiner Kraft und Integrität.

3. Warum kann ich damit nicht in Frieden sein?

Das ist die alles entscheidende Frage. Soviel sei vorweg genommen: Nein, es liegt nicht an den anderen oder den Umständen. Du trägst Muster in Dir herum, die Dich auf Situationen oder Menschen in einer bestimmten Weise reagieren lassen. Was uns im Außen nervt oder uns unwohl fühlen lässt, ist immer ein Spiegel unserer selbst. Kläre diese Muster und Du findest Frieden. Dazu musst Du nicht Deine Umgebung oder die Menschen zu ändern. Doch geschehen Änderungen nach einer gründlichen Klärung manchmal wie von Zauberhand.

Es ist gar nicht nötig, alles zu erreichen, was irgendwie geht. Wesentlich ist, für Deinen inneren Frieden zu sorgen und Werkzeuge zu haben, diesen zu bewahren. Das sollte das Kernziel sein. Was dann daraus entsteht, kann von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich sein. Der eine möchte einfach in Ruhe vor sich hin leben, dem anderen ist danach, ein Unternehmen zu gründen. Was es auch immer sein mag, es ist gut, wenn die Motive stimmen.