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Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

Wir tun es immer wieder: Wir fassen Vorsätze. Der Jahresanfang, ein beliebter Zeitpunkt für solche Aktionen, ist gerade vorbei. Haben Sie sich etwas vorgenommen? Wie sieht es jetzt, ein paar Wochen danach, mit der Umsetzung aus? Manchmal funktionieren Vorhaben einfach nicht. Woran liegt das eigentlich?

Grund 1: Die anfängliche Begeisterung war (zu) groß

Kennen Sie den Zustand, nachdem Sie sich so satt gegessen haben, dass Sie meinen, in der nächsten Zeit, sagen wir fünf Tage, nichts mehr zu essen brauchen? Wenn ich dann an mir hinunter schaue, kann mich die Idee, ein paar Wochen zu fasten, sehr leicht begeistern. Die Vorstellung, mich leichter zu fühlen und die Gürtelschnalle nicht nur im Spiegel zu sehen, gefällt mir dann sehr. Ich entscheide also spontan, die nächsten zwei Wochen zu fasten. Bald, und früher als gedacht, meldet sich das erste Hungergefühl. Dann kommt auch noch die Einladung zum Brunch in zwei Tagen. Nach nur einem halben Tag ist die Fastenzeit beendet.

Vorhaben, die spontan aus einem Defizitgedanken geboren werden, sind in der Regel nicht sehr stabil. Eine spontane, anfängliche Begeisterung kann beim ersten Genussverzicht oder bei der ersten Anstrengung schnell verflogen sein, und die übliche Routine stellt sich wieder ein. Sinnvollerweise sind solche Entschlüsse, wie zum Beispiel zu fasten, vorher gründlich auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen und wollen dann auch gut geplant sein.

Grund 2: Die Selbstverpflichtung war nicht stark genug

Dieser Grund ist dem ersten ziemlich ähnlich, bezieht sich aber nicht auf Spontanentschlüsse, sondern auf größere Vorhaben. Beispiel: Sie stellen fest, dass Ihre Kondition nicht so toll ist, etwa weil das Treppenlaufen nicht mehr so leicht geht, wie es einmal war. Zudem wünschen Sie sich einen Ausgleich zu Ihrer überwiegend sitzenden Tätigkeit. In Ihnen reift die Idee, mindestens zwei Mal in der Woche 5 km zu laufen. Sie besorgen sich das entsprechende Outfit und beginnen schließlich mit dem Training. Anfangs ist es sehr anstrengend, doch nach einigen Wochen verspüren Sie eine Verbesserung. Auch Ihre Kondition wird wieder besser.

Jedoch nach ein paar Monaten lässt die Regelmäßigkeit nach. Dann laufen Sie nur noch gelegentlich, und schließlich schläft Ihr Projekt ein. Was war geschehen? Möglicherweise haben Ihnen die ersten Erfolge gereicht, Ihnen den unmittelbaren Druck zu nehmen. Oder Ihre Verpflichtung mit sich selbst, der Vertrag, den Sie mit sich selbst eingegangen sind, war nicht stark genug. Ihr Engagement reichte nicht aus, ihr Ziel dauerhaft zu verfolgen. Hier wäre es sinnvoll gewesen, das Ziel, das Sie erreichen wollten, klarer zu definieren. Noch besser wäre es natürlich, wenn die Erfolge selbst genug Motivation lieferten.

Grund 3: Das Vorhaben stellte sich komplexer und aufwändiger dar, als gedacht

Das nächste Szenario: Sie sind beruflich selbstständig tätig und möchten Ihr Angebot durch ein Blog umfassender präsentieren und bekannter machen. Voller Elan installieren Sie die entsprechende Software auf einem Server und gestalten das Erscheinungsbild. Sie verfassen die ersten Artikel und veröffentlichen diese. Sie stellen fest, dass es zeitaufwändiger und schwieriger ist, die Texte zu schreiben, als Sie dachten.

Das Intervall, in dem neue Artikel erscheinen, wird immer länger, weil die Ideen nicht mehr sprudeln wie zuvor und das Schreiben zunehmend zu einer Belastung wird. Schließlich nehmen Sie sich die Zeit neben Ihrer Tätigkeit, die Sie sehr in Anspruch nimmt, gar nicht mehr. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, im Vorfeld mit erfahrenen Bloggern zu sprechen und sich zu informieren, welch einen Aufwand solch ein Blog bedeutet.

Persönliche Muster haben Sie sabotiert

Es gibt sicher noch mehr mögliche Gründe für gescheiterte Vorhaben, doch betrachten wir uns einmal den eigentlichen Mechanismus des Scheiterns genauer. Einer meiner Lieblingssprüche lautet: “Hinterher weiß man immer mehr.” Und das ist ja schließlich auch ein Gewinn. Auch ein gescheitertes Vorhaben vermittelt Erfahrungen. Ich finde es völlig in Ordnung, Vorsätze zu fassen und sie auch wieder aufzugeben. Man braucht sich ja nicht zum Sklaven seiner eigenen Ideen zu machen. Manche Ideen können jedoch eine solche persönliche Bedeutung haben, dass es sich lohnt, sie zu verfolgen. In diesem Fall schädigen Sie sich mit einer Aufgabe Ihrer Vorhaben selbst.

Natürlich bringt das Aufgeben von Vorhaben auch einen Gewinn mit sich. Zum einen die offensichtlichen Vorteile: Zeit zu sparen, es sich einfacher zu machen, weniger Arbeit zu haben, sich weniger anzustrengen zu müssen und so weiter. Es gibt auch weniger offenkundige Gründe: Verantwortung zu vermeiden, Kritik oder Angriffen zu entgehen, einem größeren Versagen vorzubeugen, Angst vor einer großen Aufgabe auszuweichen und ähnliche. Wenn dieser Gewinn größer empfunden wird und näher liegt, als derjenige, der durch das Vorhaben irgendwann in der Zukunft erreicht werden könnte, hat das Projekt keine Chance.

Ziele erreichen

Haben Sie ein Ziel, das Ihnen wichtig und attraktiv erscheint, könnten Sie wie folgt vorgehen: Definieren Sie Ihr Ziel am besten schriftlich. Formulieren Sie so, dass Sie Begeisterung spüren. Nun gehen Sie zuerst einmal argumentativ vor. Erstellen Sie zu Ihrem Ziel eine Pro-und-Kontra-Liste. Wägen Sie Vor- und Nachteile Ihres Vorhabens ab. Wollen Sie hiernach an Ihrem Projekt festhalten, überprüfen Sie Ihre persönlichen Muster. Welche behindernden und einschränkenden Gedanken, Empfindungen und Gefühle melden sich, wenn Sie an die Umsetzung und Erreichung Ihres Projektes denken? Notieren Sie auch diese.

Nun ist es sehr nützlich diese Muster aufzulösen. Verwenden Sie geeignete Techniken oder nehmen Sie sich Hilfe dazu. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Vorhaben Realität wird, nimmt auf diese Weise extrem zu.

Erfahre, was mit moderner Psychotherapie möglich ist!

Neulich las ich auf Facebook folgenden vermeintlichen Sinnspruch: „Je gutmütiger ein Mensch ist, desto öfter wird er verletzt.“

Ich finde, hier versucht jemand, eine Rechtfertigung dafür zu finden, keine Verantwortung für seine Empfindungen zu übernehmen. Aus dem obigen Satz spricht eine deutliche Opfermentalität.

Ist jemand gutmütig, weil er Konflikten ausweicht, ist er nicht in der Lage, seinen Standpunkt zu vertreten. So jemand ist leicht verletzt.

Ist er gutmütig und reflektiert, das heißt, er hat seine Themen geklärt, kann er seinen Standpunkt halten. Dann kann er mit dem, was eventuell eine Verletzung auslösen könnte, so umgehen, dass es ihn nicht verletzt.

Fazit: Jeder ist selbst für das verantwortlich, was ihn verletzt. Wer genug davon hat, sich verletzt zu fühlen, hinterfragt die Wunden seiner Vergangenheit und hört damit auf.

Gerade in Paar-Beziehungen kommt es immer wieder zu Eskalationen, die eigentlich keiner der beiden will. Trotzdem schlittern Paare oft in die eigene Streitfalle. Manchmal endet so etwas früher oder später in einer Trennung oder macht beide zumindest sehr unglücklich. Gibt es einen Ausweg und, wenn ja, welchen? In diesem Artikel möchte ich auf eine spezielle Situation eingehen, die mir per E-Mail geschildert wurde:*

“[…] Wenn ich jemanden eine gelangt habe, bin ich dann gleich ein psychopathischer Schläger? Fühle mich seither so schlecht. Mein Freund hat mich verlassen, weil ich ihm eine geklebt habe. Ich finde das nicht so schlimm. Ich bin auch nicht stolz darauf, aber in dem Moment sah ich keinen anderen Ausweg. Er fand das so erniedrigend und beschämend. Aber was hat er denn davor gemacht, was mich zu so einer Reaktion veranlasst hat, obwohl ich ihn unendlich liebe? […] Er hat mir auf den Kopf geklopft und gemeint: Tock tock ist da Gehirn anwesend? Weißt du, das fand ich schon sehr verletzend. […]

Da ist für mich keine Reflektion. Nur reiner Egoismus und keine Liebe. Vielleicht hab ich damit auch unbewusst ein STOP oder ENDE gesetzt. Da wir nie mehr darüber gesprochen haben, werde ich es nicht wissen. Schätze aber, dass da mehr dahinter ist. Er wurde als Teenager von seiner Mutter geschlagen, weil die auch keinen Ausweg als Alleinerziehende hatte. Hat er ihr wohl auch nie verziehen, jetzt bin ich da in der gleichen Psychoschiene gelandet. Schade. Toller Mann. […]”

Dieses Beispiel kann man als typisches Muster für viele ähnliche Begebenheiten in anderen Beziehungen sehen. Sie haben bestimmt auch schon ähnliches erlebt. Eine spontane Reaktion löst eine tiefe Krise oder gar die Trennung aus. Wie ist es möglich, solchen Beziehungskatastrophen vorzubeugen oder solche Spontantrennungen zu vermeiden?

Unaufgelöste Muster

Als erstes ist hier festzustellen, dass auf beiden Seiten unreflektierte, beziehungsweise unaufgelöste persönliche Muster getriggert wurden. Diese stammen in der Regel aus der Vergangenheit und basieren meist auf Verletzungen, die nicht geheilt sind. Wir alle tragen solche mentalen und emotionalen Muster mit uns herum. Dadurch erhalten längst vergangene Begebenheiten Macht über uns, und es ist uns unmöglich, sinnvoll zu handeln.

In dem oben geschilderten Beispiel ist gut zu erkennen, dass bei beiden alte Verletzungen angerührt wurden. Von ihm wissen wir, dass seine Mutter ihn schlug, was ihn offenbar sehr demütigte. Sehr gut verständlich. Um einer erneuten Demütigung zu entgehen, verließ er die Situationen. Das wiederholt er nun auch in seiner Beziehung. Er wurde wieder zum Teenager, der keine andere Möglichkeit sah. Hätte er diese Erfahrung mit seiner Mutter für sich rechtzeitig geklärt und seine Verletzung überwunden, wäre die Szene wahrscheinlich anders verlaufen, und er hätte erwachsen mit ihr umgehen können.

Sie war sehr verletzt darüber, dass er offensichtlich an ihrem Verstand zweifelte oder auch nur darüber scherzte. Hier können wir nur Vermutungen anstellen. Gleichgültig, ob ernst gemeint oder als harmloser Scherz, solch eine Bemerkung kann ebenfalls eine alte Verletzung aufreißen. Vielleicht hat sie früher die Erfahrung gemacht, dass sie nicht für voll genommen wurde oder ihre intellektuellen Leistungen abgewertet wurden. Möglicherweise hat sie nicht die Anerkennung bekommen, die sie sich gewünscht hätte. Bei ihr wurde wahrscheinlich ein Minderwertigkeitsgefühl ausgelöst. Die Wut darüber, die nach allen diesen Jahre immer noch in ihr steckte, mündete in einer Ohrfeige.

Es soll hier nur verdeutlicht werden, woher solche Muster kommen können und wie der Mechanismus der Verletzlichkeit funktioniert. Wie es sich in diesem Fall tatsächlich genau verhielt, ist hier nicht wichtig. Die Beiden aus dem Beispiel könnten die Frage um die Herkunft ihrer Muster bestimmt leicht beantworten; in Sitzungen müsste dies natürlich genau hinterfragt werden. So wie Sie selbst, lieber Leser, sich ebenfalls fragen sollten, woher es kommt, wenn Sie sich verletzt fühlen. Fragen Sie sich, was der Ursprung Ihrer Empfindung sein kann. Möglicherweise können Sie diesen Zustand dann leichter verlassen.

Niemand kann vorher wissen, was verletzt

Natürlich sind solche Eskalationen nicht auf Paar-Beziehungen beschränkt, wie in unserem Beispiel. In einer Partnerschaft, Freundschaft oder auch bei einer Begegnung mit Fremden können Sie durch Ihr Verhalten oder dadurch, was Sie sagen, immer die persönliche Muster ihres Gegenübers triggern. Ein Scherz, eine klare Ansage oder eine Meinungsäußerung kann bei dem anderen zur Verstimmung führen, und er kann verletzt reagieren. Niemand kann vorher wissen, was den anderen verletzt.

Daher gilt der Grundsatz: Wenn Sie sich verletzt fühlen, machen Sie sich klar, dass es Ihr eigenes Gefühl ist! Sie haben grundsätzlich selbst die Verantwortung dafür, wie Sie sich fühlen. Sie haben diese Reaktion bewusst oder unbewusst gewählt. Natürlich gibt es auch Menschen, die es darauf anlegen, Sie zu verletzen. Aber selbst in solch einem Fall tragen Sie selbst die Verantwortung für Ihre Gefühle. Suchen Sie niemals die Schuld dafür bei anderen! Es scheint natürlich erst einmal einfacher, diese zu beschuldigen. Doch Sie machen sich damit zum Opfer und geben Kontrolle über sich selbst auf. Das ist keine gute Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben.

Wenn Sie sich verletzt fühlen, hinterfragen Sie Ihr Gefühl. Bleiben Sie dabei bei sich selbst. Sie brauchen den anderen nicht, um Klarheit für sich selbst zu finden. Ein Gespräch mit ihm und sein Standpunkt können sicherlich helfen, doch Sie sind nicht darauf angewiesen. Fragen Sie sich, woher Sie das Gefühl kennen, das hinter der Verletzung steht. Aus welcher Situation aus der Vergangenheit ist es Ihnen bekannt? Hatten Sie, während die Verletzung geschah, vielleicht Erinnerungen an früher?

Wenn Sie die ursprüngliche Situation gefunden haben, lösen Sie alle daran anhaftenden Gefühle auf. Vergeben Sie. Schließen Sie damit ab. Geben Sie der Vergangenheit keine Macht mehr über sich selbst. Sie können selbst bestimmen, wie Sie sich wann fühlen.

Schuld ist ein Mittel zur Kontrolle

Schuld ist in dem oben beschriebenen Geschehen ein wichtiger Aspekt. Häufig entsteht ein Schuldgefühl, wenn jemand uns kritisiert oder zurechtweist. So könnte dieser Automatismus entstanden sein: Als wir als Kind etwas getan haben, was wir nicht sollten, oder als wir aus Versehen etwas falsch gemacht haben, erhielten wir wahrscheinlich eine Zurechtweisung. Ein Gefühl der Scham und der Schuld stellte sich ein; möglicherweise auch ein Empfinden von Versagen. Das war demütigend, und natürlich strebten wir danach, so etwas nicht wieder zu erleben. Wir gaben uns Mühe, eine Wiederholung solcher Situationen zu vermeiden. Kleine Bemerkungen wie: „Guck mal, was du da schon wieder gemacht hast“ oder „Pass doch auf“ reichten aus, um unser Gewissen anzusprechen und Schuldgefühle aufkommen zu lassen. Schon passten wir uns an und änderten unser Verhalten.

Manche Menschen versuchen absichtlich, bei anderen Schuldgefühle zu erwecken, damit sie selbst ihre Ziele leichter erreichen oder um die anderen zu manipulieren. (Nebenbei bemerkt: Fast alle Religionen und viele Ideologien gründen darauf.) Schuldgefühle und Scham sind Mittel zur Kontrolle. Lassen Sie das nicht zu. Es gibt kaum andere Gefühle, die einen Menschen so sehr schwächen wie diese. Sollten Sie sich schuldig fühlen oder schämen, überprüfen Sie, ob Sie lediglich anderen auf den Leim gegangen sind, oder ob sie tatsächlich eine Übertretung begangen haben. In diesem Fall sollten Sie alles tun, um Ihre Integrität wieder herzustellen und Wiedergutmachung zu leisten. So reduzieren Sie die Möglichkeiten, selbst verletzt zu werden, enorm.

Gegenseitiges Versprechen

Zum Schluss noch eine Empfehlung: Sollten Sie sich in einer Beziehung befinden und es Ihnen die Beziehung wert sein, sie länger zu behalten, gehen Sie eine gegenseitige Verpflichtung ein. Damit können Sie einem schnellen Ende derselben vorbeugen. Das gegenseitige Versprechen könnte so aussehen:

1. Geben Sie nicht dem anderen die Schuld an Ihren Gefühlen, übernehmen Sie selbst Verantwortung dafür.
2. Kommt es zu einer Krise oder fühlen Sie sich verletzt, bemühen Sie sich, Ihren eigenen Anteil daran zu erkennen.
3. Zu einer Krise tragen beide bei. Sie geht nie von nur einem aus.
4. Reden Sie miteinander und erklären Sie Ihre Standpunkte dem jeweils anderen in der Ich-Form.
5. Treffen Sie keine folgenschweren Entscheidungen im Affekt.

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*Hinweis: Die Schreiberin hat mir ausdrücklich gestattet, ihre Anfrage im Wortlaut für einen Blogbeitrag zu verwenden.

Erfahre, was mit moderner Psychotherapie möglich ist!

Seit vielen Jahren wende ich, bei mir selbst und in der Arbeit mit Klienten, Methoden an, die es ermöglichen, persönliche Muster zu ändern. Diese Muster, in Form von Überzeugungen, Haltungen, Prägungen und Bewertungen, definieren, wie wir uns selbst, andere Menschen und die Welt wahrnehmen und in ihr interagieren. Kurz gesagt bestimmen sie die Realität, die wir erleben. Werden diese Bewusstseinsinhalte geändert, ändert sich auch die erlebte Realität. Doch wie weit geht diese Wirkung?

Brauchen wir die Vorstellung einer Lebensenergie?

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie diese Muster gespeichert werden und wie diese verschiedenen Methoden funktionieren. Bis vor einiger Zeit sagte mir das Konzept der Lebensenergie sehr zu. Hier gibt es verschiedene Modelle, die den Lebensenergiefluss erklären. Die verbreitetsten und populärsten sind sicherlich die Meridianlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin, auf die auch die Angewandte Kinesiologie aufbaut, und die Idee der Chakren aus dem Hinduismus beziehungsweise dem Buddhismus. Sie liegen vielen populären Heilungsmethoden, die in unserer Hemisphäre Anwendung finden, zu Grunde. Aber auch im Westen verschiedene Ansätze, die von einer Lebensenergie ausgehen. Genannt sei hier nur Wilhelm Reich mit seiner Orgonforschung.

Eine Lebensenergie wurde bisher nie explizit und einwandfrei nachgewiesen. Möglicherweise lässt die derzeitige Naturwissenschaft es einfach nicht zu, die Natur der Lebensenergie zu erfassen, da diese außerhalb der Grenzen ihrer Paradigmen liegt. Überzeigende Messinstrumente gibt es daher natürlich auch nicht. Vielleicht ändert sich das in der Zukunft?

Suggestion oder Realität?

Unzweifelhaft haben Menschen Empfindungen, die einer Lebensenergie zugeschrieben werden könnten. Dazu gehören zum Beispiel Vibrieren, Strömen und Kribbeln. Es können auch Wechselwirkungen zwischen Lebensthemen und Energiezentrenten in unterschiedlichen Körperregionen beobachtet werden: beispielsweise Durchsetzungsfähigkeit und Lebendigkeit im Becken, Selbstwert und Selbstbewusstsein im Oberbauch, Beziehungsfähigkeit und Nähe im Brustraum, Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit im Halsbereich, Intuition und Erkenntnisfähigkeit im Kopf.

Im Rahmen von Energiearbeit habe ich in der Vergangenheit selbst jede Menge derartiger Beobachtungen gemacht. Andere berichten von ganz ähnlichen Erfahrungen. Diese Empfindungen können sehr beeindrucken, begeistern und real erscheinen. Sie können zweifellos einen wohltuenden und heilenden Charakter haben. Doch braucht man zu ihrer Erklärung ein Modell eines Lebensenergie-Systems? Ich denke, dass entsprechende Erwartungen und Suggestionen derartige Erfahrungen erzeugen können. Rituale und ein bedeutungsschwerer Unterbau an Theorien und Glaubenssätzen suggerieren eine große Glaubwürdigkeit und Wichtigkeit.

Überzeugungen, die Ihnen unzweifelhaft wahr erscheinen, bestimmen die Realität, die Sie erleben. Der Placeboeffekt basiert auf diesem Axiom. Hier scheinen die Medikamente Paracetamol und Prozac gute Belege zu liefern. So wundert es nicht, dass Menschen, die von der Existenz einer Lebensenergie überzeugt sind, ihren Erwartungen entsprechende Sensationen im Körper wahrnehmen. Hierüber verstand ich auch, warum bestimmte Menschen nicht in der Lage waren Energien wahrzunehmen: Sie waren nicht so suggestibel.

Es geht hier nicht darum, ob das Modell der Lebensenergie oder das der Wissenschaft richtig ist. Beide funktionieren in ihrem Bezugsrahmen und sind Glaubensysteme, die auf speziellen Abstraktionen beruhen. Es soll eher ein Diskurs angeregt werden. Betrachten wir neuere Erkenntnisse der Wissenschaft:

Neurologische Verschaltungen als Programmspeicher

Über Dendriten verbinden sich Nervenzellen vor allem im Gehirn untereinander und speichern Erfahrungen. Je häufiger eine Erfahrung gemacht wird und desto mehr Nervenzellen an diesem neurologischen Muster beteiligt sind, umso stabiler werden die Verknüpfungen. Sind dabei Emotionen beteiligt, verstärken und verankern sie diese Verknüpfungen. So lernen wir Fakten, und Persönlichkeitsstrukturen bilden sich.

Doch nicht nur im Kopf haben wir eine komplexes Nervengeflecht, sondern auch im Bauch. Mit seiner Funktion stehen unter anderem Stimmungen und Gefühle in Zusammenhang. Nicht von ungefähr wird von einem Bauchgefühl gesprochen. Untersuchungen zeigten, dass Empfindungen im Bauch erheblich zum Fällen von Entscheidungen beitragen. Nachdem wir alle nötigen Informationen als Entscheidungsgrundlage zusammengetragen haben, treffen wir komplexe Entscheidungen besser, wenn wir nicht zu viel nachdenken, sondern auf das Bauch-Gefühl hören. Bei einfachen Entscheidungen wächst die Zufriedenheit über die Entscheidung, wenn wir eher auf die Faktenlage achten.

Neuropeptide tragen Gefühle in jede Zelle

Für jedes Gefühl, das wir kennen, bildet der Hypothalamus, der seinen Sitz im Gehirn hat, spezielle Neuropeptide. Werden sie über die Hypophyse ausgeschüttet, gelangen sie über das Blut zu jeder einzelnen Körperzelle. Die Neuropeptide docken an Rezeptoren auf der Zelloberfläche an und lösen ein körperweites Empfinden dieses Gefühl aus. Die gesamte Biochemie der Zelle verändert sich und stellt sich auf diese Situation ein. Selbst die Aktivität von Genabschnitte kann sich dadurch ändern. Hierüber können Gefühle ganz grundlegende Wirkung auf den Körper, seine Funktionen und den Stoffwechsel haben.

Wiederholen sich Situationen mit bestimmten Gefühlslagen häufiger, kann sogar eine Sucht nach den entsprechenden Neuropeptiden entstehen. Körpereigene Substanzen werden zu Suchtstoffen, genauso, wie wir es von Drogen kennen. Die Folge ist, dass wir, bewusst oder unbewusst, durch unser Verhalten Ereignisse herbeiführen, die dieses Verlangen befriedigen. Automatische wiederkehrende Lebensdramen entfalten sich. Kennen Sie Menschen, die sich gerne aufregen? Die regelrecht nach Demütigung und Herabsetzung verlangen? Die immer superlustig sind oder nach sexuellen Erfahrungen gieren? Die sich, absichtlich oder nicht, Schmerzen zufügen? Bei denen immer alles schief zu gehen scheint? Die um jeden Preis Konflikte vermeiden?

Epigenetik – wie wir auf unsere Gene wirken können

In den Genen im Zellkern tragen wir eine individuelle Codierung mit uns herum, die DNS. Sie bildet den grundsätzlichen Bauplan für unseren Körper. Es wurde beobachtet, dass Zwillinge, die ja ein identisches Erbgut haben, unterschiedliches Aussehen und Verhalten zeigen. Aber auch Bienen entwickeln sich je nach Ernährung, bei gleichem Erbgut, unterschiedlich; zu Arbeiterinnen oder zur Königinnen. Bei einigen Krokodil-Arten hängt das Geschlecht der Tiere nicht von ihren Genen, sondern von der Temperatur ihres Geleges ab.

Auf der Suche nach den Gründen für diese Phänomene bemerkten Forscher, dass nicht allein die Gene Funktion und Form von Zellen und Individuen bestimmen. Wesentlich entscheidender ist, welche Gensequenzen aktiv sind und welche nicht. Das hängt wiederum von Protein-Molekülen ab, die die Gene ummanteln. Sie heißen Histone. Sie öffnen und schließen Abschnitte auf der DNS, sodass diese ausgelesen werden können oder nicht. Dieser Vorgang wird von weiteren Proteinen gesteuert. Es ist wie bei einem Bauplan für ein Haus. Wenn er nicht gelesen wird, hat er keinen Nutzen. Erst bei entsprechenden Bauabschnitten werden die nötigen Informationen aus den passenden Teilen des Plans gelesen.

Es gibt im Körper ungefähr 150.000 unterschiedliche Proteine, die spezielle Funktionen erfüllen. Diese werden von nur 20 verschiedenen Aminosäuren aufgebaut. Proteine sind sehr komplexe Moleküle, deren biochemische Eigenschaften nicht nur von ihrer chemischen Baustruktur abhängen, sondern auch von ihrer äußeren Form, also wie sie gewickelt, gefaltet und zusammengelegt sind. Diese Form kann durch sehr geringe Einflüsse geändert werden. Damit ändert sich auch ihre Funktion. Für die richtige Form sind hauptsächlich körpereigene Botenstoffe wie Hormone und Neurotransmitter zuständig. Aber auch Substanzen wie Nährstoffe, Medikamente, Drogen oder Gifte, aber auch Licht, können diese Veränderungen bewirken. Ist ihre Wirkung störend, kann das weitreichende Folgen haben.

Ein bekannter Fall für eine Fehlsteuerung durch Proteine ist BSE, bekannt auch als Rinderwahnsinn. Dies ist eine tödliche Erkrankung des Gehirns vor allem bei Hausrindern, die mit großer Sicherheit  durch atypisch gefaltete Proteine verursacht wird. Es ist davon auszugehen, dass auch viele Erkrankungen des Menschen auf irritierte Proteinschalter zurückzuführen sind. Allgemein bekannt ist, dass Stress-Hormone die Zellregeneration und das Immunsystem ausschalten. Kurzzeitig ist das sinnvoll und hilfreich. Auf Dauer steht außer Frage, dass der Krankheiten entstehen.

Wir können sehr viel bewirken

Nicht nur Substanzen, die wir unserem Körper zuführen, haben eine epigenetische Wirkung. Auch unsere Gedanken, Gefühlen und Empfindungen wirken auf die Ausschüttung von Hormonen und Neuropeptiden. Es kann also festgestellt werden, dass unsere körperliche Disposition zwar von unseren Genen abhängt, wie und in welchem Maß diese Gene wirksam werden, hängt jedoch stark von uns selbst ab.

Nicht nur unsere Ernährung, sondern auch unsere Lebensbedingungen, Stress oder Traumata haben Einfluss auf die Aktivität bestimmter Gensequenzen und ob diese ausgelesen werden oder nicht. Selbst wenn unsere Gene eine Disposition für bestimmte Erkrankungen in sich tragen, heißt das nicht zwangsläufig, dass die entsprechenden Abschnitte auch aktiviert werden müssen.

Über epigenetische Prozesse werden unser Stoffwechsel, unsere Wahrnehmung, unsere Gesundheit und unser Verhalten massiv beeinflusst. Studien an Mäusen belegen, dass diese epigenetischen Eigenschaften und Neigungen auch vererbt werden können. Die Verantwortung für uns selbst und für unsere Nachkommen liegt also in einem großen Maß bei uns selbst. Über unsere Bewusstseinsinhalte können wir sehr unmittelbar und grundlegend Einfluss auf unser Leben und unsere Gesundheit nehmen.

Viele der relativ neuen Bewusstseinstechniken zeigen daher erstaunliche Wirkungen. Es ist möglich, innerhalb recht kurzer Zeit auf Lebensthemen, Überzeugungsstrukturen, Identitäten, Verhaltensweisen und die Wahrnehmung einzuwirken. Es scheint, dass unser System unter bestimmten Bedingungen sehr schnell reagiert. Wichtig ist hierbei, dass sowohl die mentalen, als auch die emotionalen Ebenen der persönlichen Muster betrachtet und einbezogen werden. Erfreulich ist, dass die erfolgreiche Anwendung nicht von der Kenntnis des Wirkmechanismus abhängt.

Erfahre, was mit moderner Psychotherapie möglich ist!

Im zweiten Paradigma gehen wir davon aus, dass Realität gestaltbar ist. Wir sind nicht Opfer des Schicksals, sondern deren aktive Gestalter. Die meisten unbewusst,  manche bewusst. Die unbewussten Gestalter gehören dem ersten Paradigma an. Sie kennen die grundlegenden Prinzipien des Bewusstseins nicht und sind daher ihrem Schicksal ausgeliefert, kämpfen um die Erfüllung ihrer Bedürfnisse oder erschaffen immer wieder unerwünschte Ereignisse. Hier schauen wir uns nun an, wie es anders gehen kann. Wie wir unser Leben selbst bestimmen können. Und das bezogen auf jeden beliebigen Lebensbereich.

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Ich gehe davon aus, dass Sie den Zustand des Klaren Sehens, den klaren Raum, wie im vorhergehenden Artikel beschrieben, erlebt haben. Haben Sie auch das Experiment mit den geschlossen Augen gemacht und die Unendlichkeit Ihres Gewahrseins erfahren? Haben Sie auch einmal nachts in den Sternenhimmel geschaut und gesehen, dass Ihr Gewahrsein sogar die Sterne beinhaltet? Und darüber hinaus geht? Wie könnten Sie sich all dessen gewahr sein, wenn das Gewahrsein, der klare Raum, der Sie sind, dies nicht beinhalten würde?

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Überzeugungen definieren uns als Person, d.h. unseren Charakter, unser Fühlen, Denken, Handeln und wie wir nach außen wirken. Sie sind lebensbestimmend. Wir haben sie durch freie Wahl oder Indoktrination angenommen. Da wir sie selbst gewählt haben, sind wir auch diejenigen, die sie ändern können. Das ist der Schlüssel, der uns vom Opfer der Umstände in ein selbstbestimmtes Wesen verwandelt.

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Der Mensch des ersten Paradigmas befindet sich in einer Art Hypnose. Wie automatisch reagiert er auf die Reize seiner Umwelt. Häufig ist er in Konventionen gefangen. Er ist in das Spiel des Lebens involviert und hinterfragt sein Dasein kaum. Wenn er erfolgreich ist, dann eher aufgrund seiner starken Motivation und seinem großen Energieaufwand. Das zweiten Paradigma bietet ganz neue Möglichkeiten. Daher wird es hier nun auch wesentlich spannender.

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