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Was ist der Tod?

Was denkst Du über den Tod? Ist der Gedanke an den Tod unangenehm für Dich? Warum befassen wir uns mit dem Thema so ungerne? Weil wir eine grundlegend falsche Vorstellung vom Leben haben. Wir haben eine falsche Vorstellung vom Tod, weil wir eine falsche Vorstellung darüber haben, was wir eigentlich sind. Dieser Artikel ist ein Versuch, eine andere, weitere Sichtweise zu öffnen.

Dieser Artikel entspricht nicht dem, wie üblicherweise auf das Thema Tod geschaut wird. Ich möchte hier eine erweiterte Perspektive anbieten, die über die Person hinausgeht. Öffne Dich der Möglichkeit, dass alles ganz anders sein könnte. Ob dies Deine Art verändert, mit Verlusten umzugehen, weiß ich nicht. Praktische Hinweise dazu, wie Du mit dem Tod eines nahestehenden Menschen umgehen kannst, gibt es weiter unten.

Verwirrung um das Thema Tod

Kaum ein Thema ist emotional so aufgeladen, wie dieses. Das ist nicht erstaunlich, da wir es immer mit Verlust geliebter Personen oder des eigenen Lebens verbinden. Der andere oder wir selbst hören auf zu existieren. Und das ist das finale, absolute, existentielle Ereignis. Doch was genau hört da eigentlich auf zu sein?

Gehen wir ein paar Schritte zurück in die Vergangenheit. Auf der Erde sind auf Grund der Umstände irgendwie Lebewesen entstanden. Dieses „irgendwie“ will ich hier jetzt nicht näher untersuchen. Es reicht hier der Umstand, dass es so ist. Über Jahrmillionen entwickelten sich die Lebewesen. Heute teilen sie sich, grob betrachtet, in drei Gruppen ein: Pflanzen, Tiere und Menschen. Alle drei haben gemeinsam, dass sie entstehen und vergehen.

Segen und Fluch der Selbsterkenntnis

Pflanzen haben einen Körper. Sie vegetieren. Tiere haben einen Körper, und Emotionen (Triebe, Instinkte, Konditionierungen). Sie vegetieren und fühlen. Menschen haben einen Körper, Emotionen und den Verstand. Sie vegetieren, fühlen und denken. Sie können verstehen, also Zusammenhänge erkennen, Abstraktionen bilden und vor allem: sich selbst erkennen. Sich selbst zu erkennen ist eine Abstraktion. Es fügt der unmittelbaren Wahrnehmung eine Perspektive auf sich selbst hinzu, ein Selbstbild entsteht. Das Ich, was in diesem Selbsterkenntnisprozess entsteht, spaltet sich von der Ganzheit ab. Nun gibt es ein Ich und ganz viel Nicht-Ich.

Diese Trennung ist jedoch rein imaginär, eine Idee, eine Vorstellung, nicht mehr. Sie ist eine mentale Konstruktion, die, wenn wir sie weiter untersuchen, keine Substanz hat. Das Ich ist nirgendwo in unserem Gehirn, Körper oder außerhalb von ihm lokalisiert. Es ist eine Leistung unseres zentralen und peripheren Nervensystems. Unsere Identität besteht aus unserem mentalen Selbstbild und der Körperwahrnehmung. Diese Identität bewegt sich durch ein, auch rein imaginäres, Weltmodell, also unserer Vorstellung davon, wie die Welt ist. Unser Ich endet in der Regel an den Grenzen unserer Haut. Ohne Gehirn und ohne Körper gibt es kein Ich, kein Individuum, keine Person, denn unser Bewusstsein entsteht in den komplexen neuronalen Netzwerken unserer Großhirnrinde, genauso wie das Ich.

Die Fähigkeit zur Abstraktion ist die Quelle der unerhörten Arroganz des Menschen. Sie findet in dem biblischen Ausspruch „Macht euch die Erde untertan“ ihren Gipfel. Er zeigt, dass der Mensch schon seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden im Unklaren darüber ist, was er tatsächlich ist. Er ist keinesfalls die Krone der Schöpfung, sondern ist gerade dabei, sich zu einer Randnotiz des Daseins zu machen. Jedenfalls, solange er seinen angestammten Platz nicht erkennt.

Ohne Körper keine Person

Seine Beschränktheit, sein Nichtwissen und Arroganz beweist er gegenwärtig im besonderen Maße, da er versucht sich selbst unsterblich zu machen. Durch Gentechnik oder künstliche Netzwerke. Ich denke, diese Versuche werden scheitern oder nur extrem begrenzt gelingen. Keine Person kann entkörperlicht weiterleben. Mensch zu sein bedeutet einen Körper zu haben. Kein künstliches System, selbst, wenn es noch so ausgefeilt wäre, könnte eine vollständige menschliche Erfahrung bieten und das gesamte Wesen abbilden. Bestenfalls eine Simulation. Wozu auch? Wer oder was ist so wertvoll, dass er oder sie für immer bestehen müsste?

Wieviel Leid diese Arroganz des Menschen hervorgebracht hat. Das Nichtwissen um das menschliche Dasein wird in Form von ungeprüften Dogmen von Generation zu Generation weiter gegeben. Es ist höchste Zeit für eine neue Welle der Aufklärung. Diese Welle der Aufklärung wird wehtun, denn sie stößt das Ich von seinem hohen Sockel und weist ihm seine wahre Bedeutung zu: Es ist nichts als ein Überlebensmechanismus, der sich auf Grund seiner wesenseigenen Antriebe und der Bedingungen auf der Erde und der Gesellschaft zu einer Zerstörungsmaschine entwickelt hat. Pflanzen und Tiere leben in ihrer speziellen Umgebung. Hier überleben sie im Gleichgewicht mit Ihrer Umwelt. Wird ihnen ihre Lebensgrundlage entzogen, weil sich die Bedingungen ändern oder der Mensch mit seinen Bulldozern kommt, sind sie dem Untergang geweiht.

Der Mensch hat einen Verstand, der es ihm ermöglicht, selbst in unwirtlichsten Regionen, wie Wüsten oder gar im Weltraum, zu überleben. So konnte er die gesamte Erde bevölkern und sie zu seinem Vorteil ausbeuten. Eigentlich ist das eine Erfolgsgeschichte. Er hat geforscht, Zusammenhänge erkannt und sein Wissen für sich genutzt. Das fehlende Wissen über sich selbst, also seiner wahren Natur, hat er jedoch verdrängt. Er meinte sich erheben zu müssen, über seine Umwelt und über andere Menschen. Heute haben wir die Chance uns in einem umfassenderen Kontext neu zu verstehen und wir könnten das Steuer zum Wohle aller herum reißen.

Rückkehr zur Ganzheit

Wir sind als Mensch in keiner Weise bedeutender als irgendein anderes Wesen oder irgendeine andere Erscheinung auf der Erde oder im gesamten Universum. Wir sind ein blindes und tollpatschiges Produkt der Evolution, das wegen seines komplexen Nervensystems in der Lage ist, seine Umgebung zu erforschen, massiv in die Natur einzugreifen und auch seine Umwelt zu zerstören. Seine Ignoranz und der daraus resultierenden Gier nach Besitz und Macht, ermöglicht es ihm auch andere Menschen zu zerstören: körperlich, mental und emotional. Der Mechanismus, der ursprünglich sein Überleben sichern sollte, wendet sich nun gegen seinen Lebensraum und sich selbst.

Das Ich ermöglicht uns Empathie, soziales Verhalten, Zusammenarbeit, Kultur, eine komplexe Gesellschaft, sowie die Planung und Kontrolle unseres Verhaltens. Weil es jedoch auch trennt, ist es aus der Ganzheit gefallen, ohne die es letztlich nicht sein kann. Er hat seinen Ursprung vergessen. Dabei ist es der sehnlichste Wunsch des Menschen, in diese Ganzheit zurückzukehren. Ohne, dass er es weiß, ist eigentlich sein ganzes Streben darauf ausgerichtet. Wenn wir lieben, nicht nur bezogen auf Menschen, sondern auch generell, dann erheischen wir einen kleinen Eindruck dieser Ganzheit.

Die Trennung zu überwinden, heißt zu sterben

Was hat das nun alles mit dem Thema Tod zu tun? Wir leben seit je her in einer unteilbaren Ganzheit. Die Illusion der Trennung durch das Ich hindert uns daran dies wahrzunehmen. Wenn wir diese Ganzheit jedoch kurz erfahren, lieben wir. Wir erleben Verbindung. Die menschlichen Fehlannahmen, die dem Ich entspringen, sind die Ursache für die Angst vor dem Tod.

Der Schmerz, den ein Mensch empfindet, wenn er seine wahre Natur erkennt und sein Ich seinen angestammten Platz einnimmt, ist derselbe Schmerz, der vom Tod verursacht wird. Seine überzogene Identifikation mit dem Ich aufzugeben und zu erkennen, dass er nicht bedeutender ist, als irgendetwas auf der Welt, heißt zu sterben. Dass ist der Moment, in dem das Ich in den Hintergrund tritt und die Ganzheit sichtbar und fühlbar wird. Dann erfahren wir, was es bedeutet, bedingungslos zu lieben.

Zu sterben heißt, dass die imaginäre Trennung des Ich von der Ganzheit aufgehoben wird. Dies kann auch geschehen, während der Körper weiterlebt. Das bedeutet nicht, dass das Ich verschwindet, sondern dass die Identifikation mit ihm zusammenbricht oder sich stark abschwächt. In vielen Traditionen wird dies Erlösung oder Erleuchtung genannt. Sterben können wir also auf zwei Arten: Dadurch, dass das die Identifikation mit der Person, dem Ich aufhört oder weil das Nervensystem seinen Dienst einstellt.

Nach dem Tod ist es wie vor der Geburt

Warst Du tot, bevor Du geboren wurdest? Bist Du tot, wenn Dein Körper aufhört zu funktionieren? Jeder Mensch erscheint in der Ganzheit und er verschwindet wieder, so, wie alles andere auch. Das ist ein unpersönlicher Prozess. Erst unser Nervensystem erschafft die Vorstellung einer Person. Wird die Natur des Ich, der Person durchschaut, verliert der vermeintliche Tod seinen Schrecken und seine Macht. Die Ganzheit, von der Du nie getrennt warst, ist unendlich, räumlich, wie zeitlich.

Ich denke, diese Ausführungen mildern nicht Deinen Schmerz, wenn Du einen Dir wichtigen Menschen verlierst. Möglicherweise empfindest Du sogar starke Ablehnung gegen diese Ideen. Doch ich bitte Dich, diese Gedankengänge vielleicht einmal zu verfolgen und zu vertiefen. Es könnte sein, dass die geänderte Perspektive Dir einiges an Klarheit und inneren Frieden bringt.

Die Angst vor dem eigenen Tod

Aus der Vorstellung eines Ich entsteht die Angst vor dem Tod. Eigentlich erschafft diese Vorstellung erst die Idee des Todes. Tiere haben keinen Begriff vom Tod. Sie haben nur einen Überlebensinstinkt, der der Erhaltung der Art dient. Diesen Überlebensinstinkt haben wir Menschen natürlich auch und der ist absolut sinnvoll. Er sorgt dafür, dass wir Tiere uns nicht in Gefahr begeben oder ihr so schnell wie möglich zu entkommen versuchen. Und natürlich macht eine akute Gefahr Angst, die vorüber geht. Doch die Überidentifikation mit unserem Ich lässt uns das ständige Trauma der Trennung spüren. Dadurch sind wir fast ununterbrochen in einem inneren Alarmzustand.

Ich gehe davon aus, dass je mehr wir mit unserem Ich identifiziert sind und je wichtiger wir uns selbst nehmen, uns der Tod umso mehr ängstigt. Je mehr wir in der Lage sind, die Ganzheit wahrzunehmen und zu spüren, umso mehr verliert das Konzept des Todes an Bedeutung. Mache Dir klar, dass die Selbstidentifikation nur eine Idee ist. Nicht mehr. Erkenne, dass Du das Ich brauchst, um in unserer komplexen Gesellschaft zu leben und um deine Bedürfnisse zu erkennen und zu stillen. Nicht mehr. Es ist eine Funktion und kein Wesen.

Du bist wesentlich mehr. Wenn Du Deine wahre Natur erkennst und Du lernst, Deine Identifikation über Deinen Körper hinaus auszudehnen, bemerkst Du, dass Du alles sein kannst, was Du willst. Du kannst Dein Selbstbild beliebig gestalten und soweit ausdehnen, wie Du möchtest. Alles was in Deinem Bewusstsein erscheint ist ein Gesamtereignis, dass nichts ausgrenzt. Sobald die Ausgrenzung beginnt, beginnt das Leiden, auf die eine oder andere Weise. Lerne alles, was von Dir abgetrennt ist zu integrieren und kehre Stück für Stück in die Ganzheit zurück. Fange bei Dir selber an. Gewinne abgespaltene Persönlichkeitsanteile zurück, heile alte Verletzungen und erkenne, wer beziehungsweise was Du bist. Mit jedem Bisschen, was Du integrierst, wird die Bedeutung des Todes geringer.

Was tun, wenn ein nahestehender Mensch stirbt?

Bindung zu anderen Menschen zu haben und zu erhalten ist eines unserer Grundbedürfnisse. Bindung erfahren wir bereits vor der Geburt im Mutterleib. Sie ist essentiell für uns. Eine Umfrage hat ergeben, dass die Angst nicht dazuzugehören, also ohne Bindung zu sein, bei den meisten Menschen größer ist, als die Angst vor dem Tod. Ich gehe davon aus, dass ein Mangel an empfundener Bindung die häufigste Ursache für Selbstmord ist.

Daher trifft uns der Tod eines nahestehenden Menschen so sehr. Nahestehend heißt ja, dass wir eine Verbindung zu ihm hatten. Stirbt dieser Mensch oder verlieren wir ihn auf andere Weise, wird unser Bedürfnis nach Bindung verletzt. Es ist dann also sehr menschlich zu trauern,  wütend zu sein oder sich ohnmächtig zu fühlen.

Abschied nehmen

Ein wichtiger Anteil des Trauerprozesses ist es, Abschied zu nehmen. Das kannst Du alleine tun oder auch mit anderen zusammen. Dazu ist es aber wichtig, dass Du Dich vor ihnen mit allem zeigen kannst, was in Dir ist. Erinnere Dich allein oder mit den anderen zusammen, was Du mit dem Verstorbenen erlebt hast und was Dir an ihm wichtig war. Während Du das tust werden Trauer, Wut, Ohnmacht und viele weitere Gefühle auftreten. Lasse sie zu und drücke die aus. Gefühle dienen dazu, das Ereignis, was uns überwältigt, zu integrieren. In diesem Fall der Verlust des Menschen. Lässt Du die Gefühle zu, wirst Du nach einer nicht allzu langen Zeit bemerken, dass die zuvor überwältigenden Gefühle durch Frieden ersetzt werden. Eine ausführliche Beschreibung zu diesem Prozess findest Du hier.

Oft ist es so, dass andere Menschen Bedürfnisse erfüllen, die über unser Bedürfnis nach Bindung hinausgehen. Dann ist das Verlustgefühl noch größer. Frage Dich, was Du alles mit dieser Person verloren hast. Welche Bedürfnisse wurden durch sie noch erfüllt? Was hat sie Dir gegeben? Mache vielleicht eine Liste. Dann entwickle Ideen, wie Du das aus eigener Kraft erhalten kannst und setzte sie um. Du hattest Deine Bedürfniserfüllung nach außen verlegt und Dich damit von dieser Person abhängig gemacht. Nun hast Du Die Chance, wieder in Deine eigene Kraft zu kommen und persönlich zu wachsen.

Was Du noch tun kannst

Hast Du eine ausgeprägte Angst vor dem Tod, die Dich sehr belastet? Oder kommst Du auch nach einer längeren Zeit nicht über den Tod einer nahestehenden Person hinweg? Melde Dich bei mir. Es ist möglich Dein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen.

Hinweis: Solltest Du Dich mit Selbstmordgedanken beschäftigen, wende Dich bitte an die Telefonseelsorge.

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Deine Beziehung oder Deine Ehe ist am Ende? Du bist verlassen worden oder ihr habt euch getrennt? Du leidest? Der Schmerz scheint Dich aufzufressen und Du weißt nicht, was Du tun sollst? Hier sind ein paar Tipps, die Dir in deiner Situation helfen können.

Es hängt von Dir ab

Wenn wir verlassen wurden oder die Beziehung zerbrochen ist, fühlen wir uns leicht als Opfer, entweder der Umstände oder des anderen, der sich abgewendet hat. Doch eines sollte Dir klar sein: An dem, was in einer Beziehung geschieht, haben immer beide einen Anteil. Ursachenforschung wollen wir hier allerdings nicht betreiben. Dieser Artikel geht davon aus, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass ihr wieder zusammen kommt. Es ist vorbei.

Es geht nun darum, wie Du mit Deinem Schmerz umgehen und gestärkt aus dieser Situation heraus kommen kannst. Auch, wenn es nicht so scheint: Wie sehr Du leidest und wie lange, hängt ausschließlich von Dir ab, Deinen Entscheidungen, wie Du mit Deinen Gefühlen umgehst und ob Du bereit bist, Deinen Groll beziehungsweise Deine Verletzungen loszulassen.

Mache Dich nicht vom anderen abhängig

Möglicherweise fühlst Du Dich ungerecht behandelt. Oder falsch verstanden. Oder nicht ernst genommen. Oder übergangen. Oder, oder. Egal, was passiert ist, solltest Du den Wunsch haben, etwas richtig zu stellen, zu erklären oder eine Wiedergutmachung zu bekommen, vergiss es. Du meinst, wenn Du das bekommst, wenn dies oder jenes geschähe, würdest Du Dich besser fühlen? Solange der oder die andere Dir das nicht gewährst, leidest Du. Es gibt nichts richtig zu stellen. Es ist vorbei. Es ist nichts mehr zu machen. Gib auf.

Fakt ist, solange Du vom anderen etwas erwartest oder wünschst, machst Du Dich abhängig. Du gibst ihm Macht über Dich. Du wirst den Schmerz und die Trennung nicht überwinden, solange Du an dieser Idee festhältst.

Wende Dich Dir selbst zu

Je länger die Beziehung dauerte und je inniger sie war, desto schmerzhafter wird die Trennung für Dich sein. Es mag Dir scheinen, dass Du einen Teil Deiner selbst verloren hättest. Du fühlst Dich wahrscheinlich alleine, hilflos und orientierungslos. Was Du jedoch brauchst, um wieder auf die Füße zu kommen ist alles bereits in Dir.

Du musst Dich nun auf Dich selbst und Deine eigene Kraft besinnen. Was ich gleich beschreibe, habe ich selbst vor vielen Jahren so gemacht, als sich eine Freundin von mir trennte, die mir sehr viel bedeutet. Ich war sehr verzweifelt und fühle mich hilflos. Aber ich wollte auch nicht wieder mehr als ein Jahr lang leiden, wie damals, als sich meine erste Freundin von mir trennte.

Gefühle sind dazu da, gefühlt zu werden

Gefühle, gleichgültig welcher Art, treten auf, wenn sich etwas ereignet, das von unserem Selbstbild oder unseren Erwartungen abweicht. Dies kann ein erfreuliches oder ein unangenehmes Ereignis sein. Es bringt uns aus der Ruhe, es verstört oder überwältigt uns. Diesen Zustand mag unser Gehirn nicht so gerne. Es strebt immer einen friedlichen und ausgeglichenen Betriebszustand an.

Gefühle sind also dazu da, um unvorhergesehene, überraschende oder herausfordernde Situationen und Umstände zu integrieren und wieder zur Normalität zurück zu kehren. Und das geschieht umso erfolgreicher, je widerstandsloser und umfassender wir die auftretenden Gefühle wahrnehmen und zulassen. Gehe also folgendermaßen vor:

Richtig trennen

Solltest Du nicht alleine wohnen, warne Deine Mitbewohner, dass es etwas turbulenter bei Dir werden könnte und sie sich keine Sorgen machen sollen. Lege Dich am besten auf Dein Bett, ohne Dich zuzudecken. Fühle Deine Gefühle. Mache Dir klar, dass es unwiederbringlich vorbei ist. Du bist getrennt. Du bist alleine. Es wird eine Reihe von Gefühlen auftreten. Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Verzweiflung und  andere. Fühle sie. Lasse sie zu und drücke sie aus. Fühlst Du Trauer, weine. Fühlst Du Wut schlage auf den Rücken liegend mit Deinen Fäusten auf Deine Matratze. Du kannst auch mit Deinen Füßen treten. Achte darauf, dass Du Dich nicht verletzt! Schreie in ein Kissen.

Die Gefühle werden sich abwechseln. Wie Wellen kommt das eine, dann das andere, und so weiter. Drücke sie alle aus. Ist die erste Welle vorbei, trenne Dich ganz bewusst von allem, was mit dieser Beziehung zusammenhing: Natürlich von der Person selbst. Von Personen, die Du aufgrund der Trennung nicht mehr oder weniger sehen wirst. Von Haustieren, die Dir lieb geworden sind. Von Dingen, die Dir wichtig waren. Von gemeinsamen Orten. Von gemeinsamen Erlebnissen. Von allem, was Du mit dieser Beziehung verbindest. Und jedes Mal fühle die Gefühle und lass sie zu.

Das mag äußerlich recht dramatisch und turbulent erscheinen. Doch Du wirst feststellen, dass es in Dir einen Anteil gibt, der diesem Geschehen recht gelassen, neugierig und interessiert zuschaut. Der Teil wird wahrscheinlich umso deutlicher, je weiter der Prozess fortschreitet. Es kann aber auch sein, dass er bereits von Anfang an da ist.

Frieden

Das Ganze kann natürlich etwas dauern. Aber es ist es wert, sich darauf einzulassen, denn irgendwann, wenn die Gefühle alle gefühlt und ausgedrückt sind, passiert etwas sehr erstaunliches: Es wird sich ein tiefer Frieden in Dir ausbreiten. Die Gefühle sind alle weg. Du bist wieder ganz bei Dir und fühlst Deine eigene Kraft. Was geschehen ist, wird Dich wahrscheinlich nicht kalt lassen, doch es tritt in den Hintergrund und es wird weiter verblassen.

Sollten sich weitere Phasen der Trauer, Wut oder Niedergeschlagenheit zeigen, dann gehe wieder so vor, wie oben beschrieben, bis Dein Friede dauerhaft ist. Irgendwann wirst Du damit durch sein. Und das wesentlich schneller und entschiedener, als wenn Du den Trennungsschmerz in Dir pflegst, auf Wiedergutmachung wartest oder auf eine Versöhnung hoffst.

Du bist wieder bereit Dein eigenes Leben zu Leben. Du bist wieder heil. Es kann sein, dass ihr wieder zusammen kommt. Doch überlege und durchfühle diese Entscheidung gut, falls sie anstehen sollte. Möglicherweise bist Du offen für eine neue Beziehung. Oder Du entscheidest Dich erst einmal für Dich selbst zu sein und Dich und Dein Leben ganz neu auszurichten. Dazu gibt es hier übrigens einen passenden Kurs.

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Was können Sie tun, wenn Sie feststellen, dass Ihre Partnerschaft weit hinter Ihren Wünschen zurückbleibt oder Sie gar eine handfeste Krise durchmachen und der Partner keinerlei Interesse zeigt, sich konstruktiv mit der Situation zu befassen?

Die Partnerschaft, das lebendige Wesen

Jede Partnerschaft braucht Aufmerksamkeit und Pflege, damit sie gedeihen kann; vor allem, wenn sie dauerhaft sein soll. Es kann jedoch sein, dass ein Partner (ich wähle hier nur der besseren Lesbarkeit wegen durchgehend die männliche Form) nicht einsieht, dass er sich für eine funktionierende Beziehung selbst engagieren soll. Er ist offenbar nicht bereit, seinen Teil zu leisten, damit sie lebendig bleibt und nicht in Routine versumpft.

Der Beruf fordert viel Zeit und Kraft, die Bedürfnisse der Kinder müssen erfüllt werden, der Haushalt verlangt viel ab, oder den gesellschaftlichen Verpflichtungen muss Genüge getan werden. Manchmal wird der Partner oder die Beziehung so selbstverständlich, dass schlicht übersehen wird, dass für beide Sorge getragen werden muss. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, etwas für die Beziehung zu tun, kann im Trubel des Alltages leicht verloren gehen.

Das Vorwürfe-Ping-Pong beginnt …

Irgendwann stellt einer der Partner fest, dass in der Partnerschaft etwas nicht stimmt. Eine Unzufriedenheit stellt sich ein, oder Bedürfnisse werden nicht erfüllt. Es kommt zu Spannungen, der Ton in Gesprächen wird schärfer, und ein Streit bricht los. Das Vorwürfe-Ping-Pong fängt an und beide wollen Recht behalten, weil sie sich beide ungerecht behandelt und missverstanden fühlen.

Sind die Emotionen nach dem Streit entladen, stellt sich wieder für eine gewisse Zeit Friede ein. Er hält jedoch meist nicht lange, wenn die grundlegenden Ursachen nicht angesprochen und gelöst werden. Irgendwann wiederholt sich das Schauspiel und in der Regel fängt dies nach einer gewissen Zeit an zu nerven.

… aber nur einer will gemeinsam daran arbeiten

Es könnte einer der beiden auf die Idee kommen, dass es sinnvoll ist, sich das Problem gemeinsam gründlich anzuschauen und aus der Welt zu schaffen. Was aber, wenn der andere das gar nicht einsieht und keinerlei Interesse daran hat? Oder er sich nur halbherzig beteiligt und keine eigenen Bemühungen zur Verbesserung zeigt?

Das ist ein echtes Problem, das nicht leicht zu lösen ist. Aber es gibt Ansätze, die Sie versuchen können. Ich setze voraus, dass Sie bereit erfolglos versucht haben,  Gespräche anzuregen oder Ihre Bedürfnisse mitzuteilen.

Ansatz 1: Niemand hat eine Beziehung allein

Dies ist meiner Ansicht nach die wichtigste Erkenntnis für beide Beteiligte: Gibt es ein Problem in einer Beziehung, haben beide ein Problem. Es ist niemals nur einer, der ein Problem verursacht. Beide haben Anteil daran. Beide haben die Entstehung begünstigt. Eine Beziehung bildet mit der Zeit eine eigene „Wesenheit“ aus. Beide prägen sie und beide leben in ihr. Entsteht in ihr eine Dissonanz, kann keiner der beiden sagen: „Damit habe ich nichts zu tun!“

Leider ist diese Einsicht jedoch für viele zu abstrakt, zu abgehoben und zu unbequem. Sie ignorieren sie lieber.

Eine solche Haltung ist für die Beziehung sehr destruktiv. Machen Sie dies Ihrem Partner klar. Sagen Sie ihm, die Beziehung kann nur weiter bestehen, wenn sich beide aktiv um sie kümmern. Und zeichnen Sie ein Szenario auf, was ihrer Ansicht nach geschieht, wenn dies nicht passiert. Das könnte die Motivation Ihres Partners stärken, sich mehr für die Beziehung einzusetzen. Auf jeden Fall schafft es Klarheit und macht Ihren Standpunkt und Ihre Bedürfnisse deutlich.

Ansatz 2: Gemeinsame Ausrichtung schaffen

Zu Beginn einer Beziehung definieren beide Partner in der Regel die Art ihrer Beziehung und teilen einander mit, warum sie den anderen mögen und mit ihm zusammen sein möchten. Das geschieht beiläufig oder wird absichtsvoll besprochen. Ihre Beziehung bekommt eine Ausrichtung. Haben Sie nun den Eindruck, Ihr Partner setzt sich nicht genug für ihre Beziehung ein, erinnern Sie ihn an ihre ursprünglichen gemeinsamen Wünsche und Pläne. Dies kann helfen, wieder mehr Aufmerksamkeit in ihren partnerschaftlichen Prozess zu bringen.

Liegt der Beginn Ihrer Beziehung weit zurück, haben sich Ihre Ziele geändert oder Sie haben sich noch nie Gedanken über eine gemeinsame Ausrichtung gemacht, dann könnten und sollten Sie das jetzt auf jeden Fall tun. Wie Sie da herangehen können, habe ich in diesem Artikel beschrieben.

Ansatz 3: Paargespräche für intensiven, berührenden Austausch

Eine weitere sehr lohnenswerte Möglichkeit, die Beziehung zu beleben und eine tiefere Verbindung zwischen den Partnern (wieder) herzustellen sind Paargespräche. Verlieren die Partner den Bezug zueinander oder leben sich gar auseinander, so hat dies meist vor allem einen Grund: Sie reden nicht genug miteinander. Der eine weiß vom anderen nicht, was ihn gerade beschäftigt, was ihm wichtig ist oder was er denkt. Es findet kein intensiver und berührender Austausch statt.

Lassen Sie nicht zu, dass das Schweigen Ihre Beziehung zersetzt. Setzen Sie sich wöchentlich zu einem Gespräch mit fest definiertem Ablauf zusammen. Am besten zu einer Zeit, in der relative Ruhe herrscht und Sie ungestört sein können. Nötigenfalls schaffen Sie sich diesen Raum. Machen Sie es sich gemütlich und sorgen Sie für eine behagliche Atmosphäre. Nun haben beide abwechselnd jeweils drei mal 15 Minuten Redezeit, sodass das Gespräch 1,5 Stunden dauert. Während der eine spricht, hört der andere zu. Es sollten keine Vorwürfe gemacht oder Rechtfertigungen eingefordert werden, sondern von sich selbst gesprochen werden. Die Haltung beider ist idealerweise konstruktiv und wertschätzend. Eine genauere Beschreibung der Paargespräche finden Sie hier.

Ansatz 4: Machen Sie Ihr Ding

Wir können niemanden ändern. Dauerhafte Wandlungen können immer nur aus einem selbst heraus entstehen, indem er selbst den Wunsch danach hat. Der Versuch, diesen Wunsch jemand anderem aufzuzwingen, erzeugt eher Widerstand und stärkt das Gegenteil.

Aber es gibt eine Möglichkeit den Wunsch nach Veränderung zu induzieren: Machen Sie Ihr Ding. Dadurch werden Sie zu einem Vorbild. Tun Sie das, was Ihnen gefällt. Treffen Sie sich mit Freunden, besuchen Sie Seminare oder unternehmen Sie, was Ihnen gut tut.

Sie können nicht nicht Vorbild sein, positiv wie negativ. Beteiligt sich Ihr Partner nicht an Ihrem Leben, so, wie Sie es sich wünschen, leben Sie es aus sich selbst heraus. Übernehmen Sie die eigene Verantwortung für Ihr Glück. Grenzen Sie Ihren Partner dabei aber nicht absichtlich aus und versuchen Sie nicht, ihn zu motivieren. Vielleicht bemerkt er, was ihm entgeht. Vielleicht beeindruckt es ihn, wie es Ihnen besser geht. Vor allem: Sie zeigen, dass Sie nicht von Ihm abhängig sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass allein durch Ihre Aktivität neuer Wind in Ihre Beziehung kommt und sich Ihre Wünsche an die Partnerschaft erfüllen.

Ansatz 5: Trennung

Sollten diese ersten vier Ansätze nichts genutzt haben und auch sonstige Bemühungen ins Leere gelaufen sein, fragen Sie sich, ob Ihr Partner wirklich der richtige für Sie ist. Zeigt er sich tatsächlich weiterhin uninteressiert und unbeteiligt, ist ihm Ihre Partnerschaft wahrscheinlich nicht wichtig. Warum sollten Sie mit ihm zusammen sein? Vielleicht mögen oder lieben Sie ihn dennoch, oder es spielen existenzielle Gründe eine Rolle? Machen Sie sich ganz klar, was Sie genau wollen. Was auch immer Ihre Beweggründe sind: Es gibt sicher andere Menschen, die besser zu Ihnen passen und Sie sind grundsätzlich in der Lage, selbst für sich zu sorgen. Eine Beziehung, die aus einer Abhängigkeit heraus geführt wird, kann nicht glücklich machen.

Teilen Sie Ihrem Partner ganz klar mit, wie Sie über Ihre Beziehung denken. Sagen Sie ausdrücklich, was Sie empfinden und was Sie sich wünschen. Beschreiben Sie genau, was sich ändern muss, damit Sie in der Beziehung bleiben. Stellen Sie ein Ultimatum mit einer realistischen Frist, wann Sie wieder Ihren Beziehungs-Status checken. Sollte das Ergebnis positiv sein, besprechen Sie, wie Sie diesen Zustand stabilisieren und verbessern können. Im anderen Fall trennen Sie sich. Konsequent.

Paarsitzungen können helfen

Bis zur Trennung muss es nicht unbedingt kommen. Paarsitzungen bieten die Möglichkeit, Schwierigkeiten und Probleme aufzulösen. Natürlich müssen beide dazu bereit sein. Es müssen innere Widerstände überwunden werden („Ich brauche doch keine Therapie!“) oder falsche Vorstellungen über die Inhalte der Therapie beseitigt werden („Da muss ich Dinge sagen oder tun, die ich gar nicht will!“).

Liegt beiden etwas an der Beziehung und sehen beide ein, dass Klärung nötig ist, sollte es kein Problem sein zu erkennen, wie wertvoll eine Paartherapie sein kann. Dies gilt vor allem, wenn eigene Bemühungen keine Verbesserungen brachten. In der ersten Sitzung werden im Gespräch mit allen Beteiligten die bestehenden Probleme und die jeweiligen Wünsche besprochen. Danach hat es sich bewährt, dass beide Partner in Einzelsitzungen unabhängig voneinander Ihre Anteile an den Konflikten klären und aufarbeiten. Zum Abschluss erfolgt wieder eine gemeinsame Sitzung.

Für den Fall, dass der andere nicht dazu zu bewegen ist, aktiv zu werden, hat die Erfahrung jedoch gezeigt, dass gut positive Ergebnisse auch erreicht werden können, wenn nur einer der Partner an sich arbeitet und seine eigenen Dinge klärt. Zum einen fällt es ihm leichter, seine Bedürfnisse zu kommunizieren, und er verhält sich selbstbestimmter und klarer. Es verändert die „Wesenheit“ der Beziehung, wenn auch einseitig. Klienten haben mir schon oft berichtet, dass sich Ihr Partner verändert hat, ohne dass sich absichtlich darauf eingewirkt hätten. Der oder die andere sei beispielsweise offener, fürsorglicher oder liebevoller geworden.

Hier bewahrheitet sich die alte Weisheit: Die Umwelt spiegelt unsere eigenen Überzeugungsmuster. Ändern wir uns selbst, scheint sich die Welt zu ändern! Mit anderen Worten: Wir haben den Partner, der uns entspricht – im Positiven wie im Negativen. Ändern wir uns, hat der Partner den Raum, sich ebenfalls zu ändern. Oder es wird klar, dass es Zeit ist für einen anderen Partner. In jedem Fall haben so beide Partner, die Möglichkeit, wieder ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen und sich weiterzuentwickeln, mit der Art der Beziehung, die ihnen entspricht.

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„Ich habe das (nicht) getan.“ „Ich habe darüber nachgedacht.“ „Ich fühle mich nicht so gut.“ „Ich habe einen Fehler gemacht.“ „Das muss ich noch lernen.“ „Ich bin großartig.“ „Ich liebe dich.“ – Wie oft wir wohl an einem Tag das Wort „ich“ sagen? Was ist dieses Ich? Wo ist es zu finden? In diesem Artikel finden Sie die Antwort.

Sie kennen die Antwort

Es gab einmal eine Zeit, da waren Sie nicht Ich. Können Sie sich daran erinnern? Es ist schon etwas her. Sie waren noch sehr klein. Was ist seither geschehen? Wo ist das Ich hergekommen? Die Antwort ist unromantisch und für manch einen bestimmt befremdlich: Ihr Nervensystem ist im Laufe Ihrer persönlichen Entwicklung so komplex geworden, dass es eine Selbstbezüglichkeit herstellen konnte. Es lernte zu dem Bild im Spiegel „Ich“ zu sagen und auf seinen eigenen Namen zu reagieren. Außer Ihrem eigenen Namen lernten Sie die Namen für die Dinge um Sie herum. „Mama“, „Stuhl“, „Blume“, „Essen“ und so weiter. Die realen Erscheinungen wurden mit Abstraktionen assoziiert, also mit Begriffen benannt. Wir brauchen diese Begriffe, um mit anderen sprachlich kommunizieren zu können.

Alle sind auf der Suche

Irgendwann gewöhnten Sie sich daran, Ihren Körper und alles, was in ihm stattfand – wie Empfindungen, Gefühle und Gedanken – mit „Ich“ zu bezeichnen. Und plötzlich waren Sie getrennt. Es gab ab sofort Ich und Nicht-Ich. Das ist die große menschliche Tragödie, der letztlich alle Formen des Leides und alle Probleme entspringen. Sie sind sich selbst in die Falle gegangen. Die Spannung zwischen der objektivierten, kollektiven, kommunizierbaren Realität da draußen und der subjektiven Realität hier drinnen scheint Sie manchmal zerreißen zu wollen. Dabei ist diese Grenze nur imaginär.

Eine vage Erinnerung an den früheren Zustand, in dem Sie mit allem eins und in Frieden waren, schlummert noch in Ihnen. Sie ist nicht bei allen Menschen gleich präsent, doch ist die Sehnsucht nach diesem Zustand bei allen der eigentliche Antrieb. Alle wollen „nach Hause“. Alle machen sich auf ihre Weise auf die Suche. Religionen, Lehren, spirituelle Praktiken, Wissenschaften, Philosophien und Ideologien sollen den Weg weisen. Sie beschäftigen in der Regel jedoch nur den Verstand und stiften Verwirrung. Schauen Sie sich die Welt an!

Was ist, ist alles, was ist

Wo finden wir unseren Ursprung wieder? Wie kommen wir aus diesem Ich-Dilemma wieder heraus? Die Antwort ist einfach: Nehmen Sie alles wahr als das, was es ist. Ein Stuhl ist ein Stuhl. Eine Blume ist eine Blume. Ein Gedanke ist ein Gedanke. Ein Gefühl ist ein Gefühl. Lassen Sie die Geschichten darum herum einfach weg. Das Ich ist ein Ich. Es ist eine Erscheinung unter vielen. Das Wesen des Ichs ist ein Gedanke. Machen Sie sich das klar, auch wenn dieser Gedanke mit Empfindungen verknüpft ist. Auch diese Empfindung ist eben lediglich eine Empfindung. Tatsächlich sind diese Empfindung, dieser Gedanke, dieses Ich, dieser Baum, dieser Stuhl absolut gleichrangige Erscheinungen der Ganzheit, die Sie ja bereits von früher kennen. Tatsächlich existieren kein Innen und kein Außen. In meinem Kurs können Sie dies ganz real erfahren.

Es ist die Ganzheit, die die Bäume wachsen, das Ich entstehen, Wolken ziehen, Sonnen ausbrennen, Katzen schnurren und Menschen handeln lässt. Da ist niemand. Kein Ich. Es ist eine Erfindung des Nervensystems. Es nimmt die Dinge, die einfach so geschehen, für sich nachträglich in Besitz. Es behauptet einfach: „Ich habe das getan, ich habe das geleistet, ich habe das gedacht, ich habe das empfunden.“ Es war niemand anders als das Leben, die Ganzheit selbst. Manch einen mag diese Behauptung ängstigen, doch tatsächlich ist die Ganzheit, das Nicht-Ich, das Zuhause. Seien Sie sich dieser Tatsache gewahr und definieren Sie, als Person, Ihr Leben. Die passenden Techniken gibt es auch in dem Kurs.

Ich bin versucht zu behaupten, dass die Erkenntnis des imaginären Ichs grundlegend notwendig ist, damit die Menschheit wahre Fortschritte machen kann. Ohne sie wird es nie Frieden geben, und kein Leben wird angstfrei sein. Das Ich würde wieder seinen angestammten Platz einnehmen und dem Menschen dienen, statt ihn zu tyrannisieren. Doch dadurch entstünde prompt eine neue Ideologie und die nützt nichts, wie wir ja wissen.

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Menschen leiden vor allem darunter, dass sie sich getrennt fühlen. Jedes andere Leid und jede Gewalt gegen sich selbst und andere, sind letztendlich eine Folge davon. Ich finde, es ist Zeit für eine Mentale Revolution. Kern dieser Revolution soll das Gewahrwerden des natürlichen Wesens des Menschen sein. Sie würde das Ich an seinen ihm angestammten Platz rücken, das eigene Selbstverständnis grundlegend ändern und dem Einzelnen eine große Erleichterung bringen. Die Veränderungen im Weltbild wären radikaler als die der kopernikanische Wende. Dazu jedoch zu einem späteren Zeitpunkt mehr. In diesem Artikel möchte ich mich damit befassen, warum es so einleuchtend ist, dass es nur eine einzige Ganzheit gibt und die Vorstellung der Trennung frei erfunden ist. Hierzu bedienen wir uns eines Gedankenexperimentes. Später verweise ich auf ein Experiment, das, bei entsprechender Bereitschaft, diese Ganzheit erfahrbar macht.

Die ewige Reise

Beginnen wir mit unserem Gedankenexperiment und reisen ein paar Millionen Jahre zurück. Irgendwo draußen im Weltall fusioniert eine Sonne Wasserstoff zu Helium und weiter zu schwereren Elementen wie Kohlenstoff. Während ihr Brennstoff zu Neige geht, kollabiert sie zu einem weißen Zwerg und haucht, als eine Supernova, ihr Leben aus. In der riesigen Explosion wird ihr Material in das Weltall hinausgeschleudert. So auch das Kohlenstoffatom, das wir auf seiner Reise begleiten wollen. Es treibt durch den Raum, bis ein größerer Brocken vorbeikommt, der es mit seiner Gravitation einfängt und weiter Richtung Erde transportiert. Nach langer, langer Zeit hier angekommen, verglüht der kleine Meteorit in der Atmosphäre. In der großen Hitze verbindet es sich mit zwei Sauerstoffatomen zu Kohlendioxid. Dieses Molekül dümpelt nun ein paar Jahrtausende um die ganze Welt und gelangt in immer tiefere Luftschichten.

In Bodennähe angekommen passiert es eine Bohnenpflanze. Dieses assimiliert das Kohlendioxidmolekül und befreit unser Kohlenstoffatom vom Sauerstoff, den sie an die Luft abgibt. Das Kohlenstoffatom wird einem unheimlich komplizierten Stoffwechselprozess in ein Eiweißmolekül eingebaut und landet schließlich in der Frucht der Pflanze: in einer der Bohnen. Zur Erntezeit fährt der Bauer mit seiner Maschine über das Feld und pflückt die Bohne mit dem Kohlenstoffatom. Nun kommen Sie ins Spiel, denn Sie kaufen diese Bohne mit vielen anderen zusammen in einer Konservendose. Der Herstellungsprozess konnte dem Eiweißmolekül glücklicherweise nichts anhaben, es befindet sich immer noch an seinem Platz. Ein paar Tage später machen Sie, weil es wieder einmal schnell gehen muss, aus diesen Bohnen einen Salat.

Wir essen Sternenstaub

Wie es der Zufall so will, essen Sie diese spezielle Bohne mit dem Kohlenstoffatom aus der Supernova. Ihr Körper entschließt sich spontan dazu, das Eiweißmolekül in dem es enthalten ist, bei der Bildung einer Plattenepithelzelle zu verwenden (natürlich wieder mittels eines sehr komplizierten Stoffwechselprozess). Diese Plattenepithelzelle befindet sich an ihrer rechten Hand. Ihre Hautzelle teilt sich noch ein paarmal, bis sie in einer der oberen Schichten verhornt. Einige Tage später fällt das Hautschüppchen, mit dem Kohlenstoffatom ab und landet auf ihrem Teppich.

Hier wird es von einer Staubmilbe gefressen. Diese nutzt das Kohlenstoffatom in ihrem Stoffwechsel häufiger und es verbleibt in ihr bis zu ihrem Tod. Irgendwann erwischen Sie diese tote Staubmilbe mit dem Staubsauger. Etwas später, als der Staubsaugerbeutel voll ist, entsorgen Sie ihn in den Restmüll, der schließlich in der Müllverbrennung landet. Hier, vom Feuer erfasst, wird aus unserem Kohlenstoffatom, welches zuletzt in der unseligen Staubmilbe als Bestandteil eines DNS-Moleküls diente, wieder ein Kohlendioxidmolekül, das die Entsorgungsanstalt elegant über den Schornstein verlässt.

Wie es wohl mit unserem Freund weitergeht? Vielleicht wird er vom Wind zu den großen Regenwäldern getragen und dort in einen Baum eingebaut? Oder regnet ins Meer hinab, wo eine Muschel ihre Schale damit bildet? Möglicherweise wandert es in die oberen Atmosphärenschichten, von wo aus es im Kohlendioxidmolekül vom Sonnenwind wieder in den interstellaren Raum getrieben wird? Wer weiß?

Wo beginnt das Leben, wo hört es auf?

Aber worauf es hier ankommt: Wann war dieses Kohlenstoffatom Ihr Kohlenstoffatom? Wann gehörte es Ihnen? Haben Sie es je besessen? Wann war es lebendig, also gehörte es zu einem lebendigen Körper? Als es in Ihren Verdauungstrakt kam? Als es verstoffwechselt wurde? Während es in Ihrer Haut eingebaut war und dort eine Funktion erfüllt hat? Diese Überlegungen beziehen sich hier natürlich hauptsächlich auf dieses eine Kohlenstoffatom. Sie gelten jedoch für jedes Atom in ihrem Körper, dass heiß für ihren gesamten Körper! Auch auf alle Atome um Sie herum, denn diese könnten ja auch mal „Ihre“ werden. Ein Atemzug und das, was eben noch Teil Ihres Nachbarn war, ist nun Ihres.

Hier ist meine Antwort: Dieses Kohlenstoffatom war nie Ihres und es war nie lebendig oder nicht lebendig. Alle Atome, die gegenwärtig zu Ihrem Körper gehören oder die sich irgendwann einmal von ihm Körper gelöst haben, sind immer noch genau so lebendig, wie die, die noch nie Teil Ihres Körpers waren. Das hat zwei Gründe: Zum einen gibt es diese Ich, von dem Sie glauben, dass Sie es sind, nicht. Dazu hier mehr. Und zum anderen gibt es nicht Leben im Universum, sondern ein Universum im Leben. Alles, was in diesem unvorstellbar riesigen Universum existiert, ist eine Erscheinung dieses Lebens! Es ist ein unteilbares Sein.

Die Ganzheit ist erfahrbar

Es gibt keine Grenze zwischen Innen und Außen. Auch nicht zwischen Du und Ich. Falls es Ihnen doch so erscheinen sollte, dann nur deshalb, weil Sie darauf konditioniert sind. Sie mögen jetzt einwenden, dass sich diese Gedanken ja nur auf die materielle Ebene beziehen und der Mensch ja schließlich viel mehr ist. Er hat doch einen eigenen Geist und ein eigenes Bewusstsein! Falls Sie offen für eine neue Erkenntnis sind, könnte Ihnen dieses Experiment hier Klarheit bringen.

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Sagt Ihnen der Begriff „grundlose Daseinsfreude“ etwas? Er klingt ziemlich esoterisch oder spirituell, oder? Ist er aber nicht. Grundlose Daseinsfreue ist eine dem Leben immanente Qualität, die unabhängig vom Glaubenssystemen oder Weltanschauungen existiert. Warum wir sie meistens nicht wahrnehmen, soll Inhalt dieses Artikels sein.

Wie alles begann

Der Mensch kommt mit einem reinen Gewahrseins auf die Welt. Die Abwesenheit von Bewertungen und persönlichen Mustern macht die Faszination von Babys und Kleinkindern aus. Sie genügen sich selbst und sind vollkommen offen für alles, was um sie herum geschieht. Sie spielen völlig selbstvergessen im gegenwärtigen Augenblick und rühren im Erwachsenen die Erinnerung an eine Zeit an, in der alles in Ordnung, unschuldig und erfüllt war.

Warum ist dieser paradiesische Zustand verloren gegangen? Weil das heranwachsende Kind mehr und mehr Persönlichkeit entwickelt hat, das heißt, sich von der Umwelt durch Bildung von Identitäten getrennt hat. Es hat Bewertungen, Prägungen und Überzeugungen angenommen und unterscheidet zunehmend zwischen Richtig und Falsch sowie Ich und Nicht-Ich. Je mehr sich die Überzeugungsstrukturen und Identitäten verdichten, umso klarer ist das Ego definiert und umso getrennter fühlt sich der Mensch von anderen und der Umwelt.

Das ewige Streben

Was macht nun ein Mensch, der sich getrennt fühlt? Er strebt nach Glück, Anerkennung, Sicherheit und Erfolg. Er versucht seiner Lebensspanne einen Sinn zu geben und, wie er es gelernt hat, etwas aus sich zu machen. Das ist natürlich alles in Ordnung so. Das ist das Spiel des Lebens. Wenn da nur nicht immer dieses ständige unterschwellige Empfinden eines Mangels wäre; diese Leere, die mit Erlebnissen, Dingen, Substanzen oder Bestätigung gefüllt werden will.

Nur, wenn diese Muster eine Zustimmung zu dem zulassen, was sich gerade ereignet, dann stellt sich Zufriedenheit und ein Gefühl von Erfüllung ein. Dann, wenn es gerade gut läuft, zum Beispiel im Zustand der Verliebtheit oder im Urlaub. Die Freude darüber ist jedoch brüchig, zeitlich begrenzt und vor allem: bedingt. Aus diesem Grund müssen derartige Zustände immer wieder neu hergestellt werden. Das ist sehr anstrengend und verbraucht viele Ressourcen.

Noch einmal: Es ist an all dem nichts falsch. Doch irgendwann kann es geschehen, dass jemand unter dieser ständigen Suche, dem Unerfülltsein oder der empfundenen Leere leidet. Gibt es einen Ort, eine Zeit oder Zustand, der diese Bemühungen überflüssig macht? Ja, den gibt es. Er ist immer und überall. Das wissen Sie von ganz früher. Ohne dieses Wissen hätten Sie keine Ahnung davon, dass Sie etwas verloren haben: Dieses Ruhen im unmittelbaren Sein, unabhängig von den aktuellen Ereignissen. Es ist lediglich der Schleier der persönlichen Muster, der verhindert, dass dies gesehen wird.

Die Rückkehr

Wie Sie dorthin zurückkehren können leuchtet nach der obigen Beschreibung ein: Geben Sie schädliche, eingrenzende und anachronistische Muster auf. Sie haben diese Muster angenommen, aus freier Entscheidung oder aus Zwang, und Sie können Sie wieder aufgeben. Das können Sie per Entscheidung und den entsprechender Techniken. Je mehr Ihrer Muster verschwinden, desto vollkommener wird die Welt und um so weniger leiden Sie. Ist die Hülle von Identitäten und mentaler Abstraktionen so dünn geworden, dass Sie sehen können, was tatsächlich ist, stellt sich bedingungslose Daseinsfreude ein. Sie erkennen, dass sie schon immer da war und alles erfüllt.

Natürlich verwickeln Sie sich immer noch in Dramen, stürzen in Krisen und sind nicht ständig gesund. Doch Sie haben einen Standpunkt, von dem aus sie diese Zustände wesentlich gelassener sehen und sich leichter aus ihnen befreien können. Sie ersparen sich viele Anstrengungen, haben Klarheit und Freude am Leben. Einfach nur, weil Sie sind.

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Gerade in Paar-Beziehungen kommt es immer wieder zu Eskalationen, die eigentlich keiner der beiden will. Trotzdem schlittern Paare oft in die eigene Streitfalle. Manchmal endet so etwas früher oder später in einer Trennung oder macht beide zumindest sehr unglücklich. Gibt es einen Ausweg und, wenn ja, welchen? In diesem Artikel möchte ich auf eine spezielle Situation eingehen, die mir per E-Mail geschildert wurde:*

“[…] Wenn ich jemanden eine gelangt habe, bin ich dann gleich ein psychopathischer Schläger? Fühle mich seither so schlecht. Mein Freund hat mich verlassen, weil ich ihm eine geklebt habe. Ich finde das nicht so schlimm. Ich bin auch nicht stolz darauf, aber in dem Moment sah ich keinen anderen Ausweg. Er fand das so erniedrigend und beschämend. Aber was hat er denn davor gemacht, was mich zu so einer Reaktion veranlasst hat, obwohl ich ihn unendlich liebe? […] Er hat mir auf den Kopf geklopft und gemeint: Tock tock ist da Gehirn anwesend? Weißt du, das fand ich schon sehr verletzend. […]

Da ist für mich keine Reflektion. Nur reiner Egoismus und keine Liebe. Vielleicht hab ich damit auch unbewusst ein STOP oder ENDE gesetzt. Da wir nie mehr darüber gesprochen haben, werde ich es nicht wissen. Schätze aber, dass da mehr dahinter ist. Er wurde als Teenager von seiner Mutter geschlagen, weil die auch keinen Ausweg als Alleinerziehende hatte. Hat er ihr wohl auch nie verziehen, jetzt bin ich da in der gleichen Psychoschiene gelandet. Schade. Toller Mann. […]”

Dieses Beispiel kann man als typisches Muster für viele ähnliche Begebenheiten in anderen Beziehungen sehen. Sie haben bestimmt auch schon ähnliches erlebt. Eine spontane Reaktion löst eine tiefe Krise oder gar die Trennung aus. Wie ist es möglich, solchen Beziehungskatastrophen vorzubeugen oder solche Spontantrennungen zu vermeiden?

Unaufgelöste Muster

Als erstes ist hier festzustellen, dass auf beiden Seiten unreflektierte, beziehungsweise unaufgelöste persönliche Muster getriggert wurden. Diese stammen in der Regel aus der Vergangenheit und basieren meist auf Verletzungen, die nicht geheilt sind. Wir alle tragen solche mentalen und emotionalen Muster mit uns herum. Dadurch erhalten längst vergangene Begebenheiten Macht über uns, und es ist uns unmöglich, sinnvoll zu handeln.

In dem oben geschilderten Beispiel ist gut zu erkennen, dass bei beiden alte Verletzungen angerührt wurden. Von ihm wissen wir, dass seine Mutter ihn schlug, was ihn offenbar sehr demütigte. Sehr gut verständlich. Um einer erneuten Demütigung zu entgehen, verließ er die Situationen. Das wiederholt er nun auch in seiner Beziehung. Er wurde wieder zum Teenager, der keine andere Möglichkeit sah. Hätte er diese Erfahrung mit seiner Mutter für sich rechtzeitig geklärt und seine Verletzung überwunden, wäre die Szene wahrscheinlich anders verlaufen, und er hätte erwachsen mit ihr umgehen können.

Sie war sehr verletzt darüber, dass er offensichtlich an ihrem Verstand zweifelte oder auch nur darüber scherzte. Hier können wir nur Vermutungen anstellen. Gleichgültig, ob ernst gemeint oder als harmloser Scherz, solch eine Bemerkung kann ebenfalls eine alte Verletzung aufreißen. Vielleicht hat sie früher die Erfahrung gemacht, dass sie nicht für voll genommen wurde oder ihre intellektuellen Leistungen abgewertet wurden. Möglicherweise hat sie nicht die Anerkennung bekommen, die sie sich gewünscht hätte. Bei ihr wurde wahrscheinlich ein Minderwertigkeitsgefühl ausgelöst. Die Wut darüber, die nach allen diesen Jahre immer noch in ihr steckte, mündete in einer Ohrfeige.

Es soll hier nur verdeutlicht werden, woher solche Muster kommen können und wie der Mechanismus der Verletzlichkeit funktioniert. Wie es sich in diesem Fall tatsächlich genau verhielt, ist hier nicht wichtig. Die Beiden aus dem Beispiel könnten die Frage um die Herkunft ihrer Muster bestimmt leicht beantworten; in Sitzungen müsste dies natürlich genau hinterfragt werden. So wie Sie selbst, lieber Leser, sich ebenfalls fragen sollten, woher es kommt, wenn Sie sich verletzt fühlen. Fragen Sie sich, was der Ursprung Ihrer Empfindung sein kann. Möglicherweise können Sie diesen Zustand dann leichter verlassen.

Niemand kann vorher wissen, was verletzt

Natürlich sind solche Eskalationen nicht auf Paar-Beziehungen beschränkt, wie in unserem Beispiel. In einer Partnerschaft, Freundschaft oder auch bei einer Begegnung mit Fremden können Sie durch Ihr Verhalten oder dadurch, was Sie sagen, immer die persönliche Muster ihres Gegenübers triggern. Ein Scherz, eine klare Ansage oder eine Meinungsäußerung kann bei dem anderen zur Verstimmung führen, und er kann verletzt reagieren. Niemand kann vorher wissen, was den anderen verletzt.

Daher gilt der Grundsatz: Wenn Sie sich verletzt fühlen, machen Sie sich klar, dass es Ihr eigenes Gefühl ist! Sie haben grundsätzlich selbst die Verantwortung dafür, wie Sie sich fühlen. Sie haben diese Reaktion bewusst oder unbewusst gewählt. Natürlich gibt es auch Menschen, die es darauf anlegen, Sie zu verletzen. Aber selbst in solch einem Fall tragen Sie selbst die Verantwortung für Ihre Gefühle. Suchen Sie niemals die Schuld dafür bei anderen! Es scheint natürlich erst einmal einfacher, diese zu beschuldigen. Doch Sie machen sich damit zum Opfer und geben Kontrolle über sich selbst auf. Das ist keine gute Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben.

Wenn Sie sich verletzt fühlen, hinterfragen Sie Ihr Gefühl. Bleiben Sie dabei bei sich selbst. Sie brauchen den anderen nicht, um Klarheit für sich selbst zu finden. Ein Gespräch mit ihm und sein Standpunkt können sicherlich helfen, doch Sie sind nicht darauf angewiesen. Fragen Sie sich, woher Sie das Gefühl kennen, das hinter der Verletzung steht. Aus welcher Situation aus der Vergangenheit ist es Ihnen bekannt? Hatten Sie, während die Verletzung geschah, vielleicht Erinnerungen an früher?

Wenn Sie die ursprüngliche Situation gefunden haben, lösen Sie alle daran anhaftenden Gefühle auf. Vergeben Sie. Schließen Sie damit ab. Geben Sie der Vergangenheit keine Macht mehr über sich selbst. Sie können selbst bestimmen, wie Sie sich wann fühlen.

Schuld ist ein Mittel zur Kontrolle

Schuld ist in dem oben beschriebenen Geschehen ein wichtiger Aspekt. Häufig entsteht ein Schuldgefühl, wenn jemand uns kritisiert oder zurechtweist. So könnte dieser Automatismus entstanden sein: Als wir als Kind etwas getan haben, was wir nicht sollten, oder als wir aus Versehen etwas falsch gemacht haben, erhielten wir wahrscheinlich eine Zurechtweisung. Ein Gefühl der Scham und der Schuld stellte sich ein; möglicherweise auch ein Empfinden von Versagen. Das war demütigend, und natürlich strebten wir danach, so etwas nicht wieder zu erleben. Wir gaben uns Mühe, eine Wiederholung solcher Situationen zu vermeiden. Kleine Bemerkungen wie: „Guck mal, was du da schon wieder gemacht hast“ oder „Pass doch auf“ reichten aus, um unser Gewissen anzusprechen und Schuldgefühle aufkommen zu lassen. Schon passten wir uns an und änderten unser Verhalten.

Manche Menschen versuchen absichtlich, bei anderen Schuldgefühle zu erwecken, damit sie selbst ihre Ziele leichter erreichen oder um die anderen zu manipulieren. (Nebenbei bemerkt: Fast alle Religionen und viele Ideologien gründen darauf.) Schuldgefühle und Scham sind Mittel zur Kontrolle. Lassen Sie das nicht zu. Es gibt kaum andere Gefühle, die einen Menschen so sehr schwächen wie diese. Sollten Sie sich schuldig fühlen oder schämen, überprüfen Sie, ob Sie lediglich anderen auf den Leim gegangen sind, oder ob sie tatsächlich eine Übertretung begangen haben. In diesem Fall sollten Sie alles tun, um Ihre Integrität wieder herzustellen und Wiedergutmachung zu leisten. So reduzieren Sie die Möglichkeiten, selbst verletzt zu werden, enorm.

Gegenseitiges Versprechen

Zum Schluss noch eine Empfehlung: Sollten Sie sich in einer Beziehung befinden und es Ihnen die Beziehung wert sein, sie länger zu behalten, gehen Sie eine gegenseitige Verpflichtung ein. Damit können Sie einem schnellen Ende derselben vorbeugen. Das gegenseitige Versprechen könnte so aussehen:

1. Geben Sie nicht dem anderen die Schuld an Ihren Gefühlen, übernehmen Sie selbst Verantwortung dafür.
2. Kommt es zu einer Krise oder fühlen Sie sich verletzt, bemühen Sie sich, Ihren eigenen Anteil daran zu erkennen.
3. Zu einer Krise tragen beide bei. Sie geht nie von nur einem aus.
4. Reden Sie miteinander und erklären Sie Ihre Standpunkte dem jeweils anderen in der Ich-Form.
5. Treffen Sie keine folgenschweren Entscheidungen im Affekt.

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*Hinweis: Die Schreiberin hat mir ausdrücklich gestattet, ihre Anfrage im Wortlaut für einen Blogbeitrag zu verwenden.

Erfahre, was mit moderner Psychotherapie möglich ist!

Ich gehe davon aus, dass Sie den Zustand des Klaren Sehens, den klaren Raum, wie im vorhergehenden Artikel beschrieben, erlebt haben. Haben Sie auch das Experiment mit den geschlossen Augen gemacht und die Unendlichkeit Ihres Gewahrseins erfahren? Haben Sie auch einmal nachts in den Sternenhimmel geschaut und gesehen, dass Ihr Gewahrsein sogar die Sterne beinhaltet? Und darüber hinaus geht? Wie könnten Sie sich all dessen gewahr sein, wenn das Gewahrsein, der klare Raum, der Sie sind, dies nicht beinhalten würde?

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Bis hierher habe ich eine kurze, komprimierte Darstellung des ersten und zweiten Paradigmas geliefert. Sie enthält alles, was nötig ist, um das menschliche Sein grundlegend zu verstehen und um sein Dasein und sein Erleben selbst zu bestimmen. Wer damit zufrieden ist, sollte nicht weiter lesen und fleißig die beschriebenen Methoden anwenden, um ein nettes Leben zu haben.

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Wie bereits gesagt, liegt jede Form von Unwohlsein, wie zum Beispiel Stress, Angst, Minderwertigkeitsgefühle, Hilflosigkeit, Verwirrung, Haltlosigkeit oder Unsicherheit darin begründet, dass wir eine Dissonanz mit der Realität, mit dem, was ist, haben. Daher sind die besten Ansätze damit fertig zu werden die, die uns wieder in Frieden bringen, mit dem was wir erleben. In diesem Artikel stelle ich weitere Möglichkeiten vor, dies zu erreichen.

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Seit Menschen ihren Verstand benutzen, haben sie Probleme. Noch schlimmer ist es geworden, seit sie denken, sie seien ihr Verstand. Aber der Reihe nach.

Fast alle Menschen gehören diesem Paradigma an. Vom Penner bis zum Topmanager, vom Ärmsten bis zum Reichsten, vom geistigen Tiefflieger bis zum Akademiker, vom Rationalisten bis zum Kleriker, vom Ottonormalverbraucher bis zum Spitzenpolitiker und vom Looser bis zum Macher.

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