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Seit vielen Jahren wende ich, bei mir selbst und in der Arbeit mit Klienten, Methoden an, die es ermöglichen, persönliche Muster zu ändern. Diese Muster, in Form von Überzeugungen, Haltungen, Prägungen und Bewertungen, definieren, wie wir uns selbst, andere Menschen und die Welt wahrnehmen und in ihr interagieren. Kurz gesagt bestimmen sie die Realität, die wir erleben. Werden diese Bewusstseinsinhalte geändert, ändert sich auch die erlebte Realität. Doch wie weit geht diese Wirkung?

Brauchen wir die Vorstellung einer Lebensenergie?

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie diese Muster gespeichert werden und wie diese verschiedenen Methoden funktionieren. Bis vor einiger Zeit sagte mir das Konzept der Lebensenergie sehr zu. Hier gibt es verschiedene Modelle, die den Lebensenergiefluss erklären. Die verbreitetsten und populärsten sind sicherlich die Meridianlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin, auf die auch die Angewandte Kinesiologie aufbaut, und die Idee der Chakren aus dem Hinduismus beziehungsweise dem Buddhismus. Sie liegen vielen populären Heilungsmethoden, die in unserer Hemisphäre Anwendung finden, zu Grunde. Aber auch im Westen verschiedene Ansätze, die von einer Lebensenergie ausgehen. Genannt sei hier nur Wilhelm Reich mit seiner Orgonforschung.

Eine Lebensenergie wurde bisher nie explizit und einwandfrei nachgewiesen. Möglicherweise lässt die derzeitige Naturwissenschaft es einfach nicht zu, die Natur der Lebensenergie zu erfassen, da diese außerhalb der Grenzen ihrer Paradigmen liegt. Überzeigende Messinstrumente gibt es daher natürlich auch nicht. Vielleicht ändert sich das in der Zukunft?

Suggestion oder Realität?

Unzweifelhaft haben Menschen Empfindungen, die einer Lebensenergie zugeschrieben werden könnten. Dazu gehören zum Beispiel Vibrieren, Strömen und Kribbeln. Es können auch Wechselwirkungen zwischen Lebensthemen und Energiezentrenten in unterschiedlichen Körperregionen beobachtet werden: beispielsweise Durchsetzungsfähigkeit und Lebendigkeit im Becken, Selbstwert und Selbstbewusstsein im Oberbauch, Beziehungsfähigkeit und Nähe im Brustraum, Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit im Halsbereich, Intuition und Erkenntnisfähigkeit im Kopf.

Im Rahmen von Energiearbeit habe ich in der Vergangenheit selbst jede Menge derartiger Beobachtungen gemacht. Andere berichten von ganz ähnlichen Erfahrungen. Diese Empfindungen können sehr beeindrucken, begeistern und real erscheinen. Sie können zweifellos einen wohltuenden und heilenden Charakter haben. Doch braucht man zu ihrer Erklärung ein Modell eines Lebensenergie-Systems? Ich denke, dass entsprechende Erwartungen und Suggestionen derartige Erfahrungen erzeugen können. Rituale und ein bedeutungsschwerer Unterbau an Theorien und Glaubenssätzen suggerieren eine große Glaubwürdigkeit und Wichtigkeit.

Überzeugungen, die Ihnen unzweifelhaft wahr erscheinen, bestimmen die Realität, die Sie erleben. Der Placeboeffekt basiert auf diesem Axiom. Hier scheinen die Medikamente Paracetamol und Prozac gute Belege zu liefern. So wundert es nicht, dass Menschen, die von der Existenz einer Lebensenergie überzeugt sind, ihren Erwartungen entsprechende Sensationen im Körper wahrnehmen. Hierüber verstand ich auch, warum bestimmte Menschen nicht in der Lage waren Energien wahrzunehmen: Sie waren nicht so suggestibel.

Es geht hier nicht darum, ob das Modell der Lebensenergie oder das der Wissenschaft richtig ist. Beide funktionieren in ihrem Bezugsrahmen und sind Glaubensysteme, die auf speziellen Abstraktionen beruhen. Es soll eher ein Diskurs angeregt werden. Betrachten wir neuere Erkenntnisse der Wissenschaft:

Neurologische Verschaltungen als Programmspeicher

Über Dendriten verbinden sich Nervenzellen vor allem im Gehirn untereinander und speichern Erfahrungen. Je häufiger eine Erfahrung gemacht wird und desto mehr Nervenzellen an diesem neurologischen Muster beteiligt sind, umso stabiler werden die Verknüpfungen. Sind dabei Emotionen beteiligt, verstärken und verankern sie diese Verknüpfungen. So lernen wir Fakten, und Persönlichkeitsstrukturen bilden sich.

Doch nicht nur im Kopf haben wir eine komplexes Nervengeflecht, sondern auch im Bauch. Mit seiner Funktion stehen unter anderem Stimmungen und Gefühle in Zusammenhang. Nicht von ungefähr wird von einem Bauchgefühl gesprochen. Untersuchungen zeigten, dass Empfindungen im Bauch erheblich zum Fällen von Entscheidungen beitragen. Nachdem wir alle nötigen Informationen als Entscheidungsgrundlage zusammengetragen haben, treffen wir komplexe Entscheidungen besser, wenn wir nicht zu viel nachdenken, sondern auf das Bauch-Gefühl hören. Bei einfachen Entscheidungen wächst die Zufriedenheit über die Entscheidung, wenn wir eher auf die Faktenlage achten.

Neuropeptide tragen Gefühle in jede Zelle

Für jedes Gefühl, das wir kennen, bildet der Hypothalamus, der seinen Sitz im Gehirn hat, spezielle Neuropeptide. Werden sie über die Hypophyse ausgeschüttet, gelangen sie über das Blut zu jeder einzelnen Körperzelle. Die Neuropeptide docken an Rezeptoren auf der Zelloberfläche an und lösen ein körperweites Empfinden dieses Gefühl aus. Die gesamte Biochemie der Zelle verändert sich und stellt sich auf diese Situation ein. Selbst die Aktivität von Genabschnitte kann sich dadurch ändern. Hierüber können Gefühle ganz grundlegende Wirkung auf den Körper, seine Funktionen und den Stoffwechsel haben.

Wiederholen sich Situationen mit bestimmten Gefühlslagen häufiger, kann sogar eine Sucht nach den entsprechenden Neuropeptiden entstehen. Körpereigene Substanzen werden zu Suchtstoffen, genauso, wie wir es von Drogen kennen. Die Folge ist, dass wir, bewusst oder unbewusst, durch unser Verhalten Ereignisse herbeiführen, die dieses Verlangen befriedigen. Automatische wiederkehrende Lebensdramen entfalten sich. Kennen Sie Menschen, die sich gerne aufregen? Die regelrecht nach Demütigung und Herabsetzung verlangen? Die immer superlustig sind oder nach sexuellen Erfahrungen gieren? Die sich, absichtlich oder nicht, Schmerzen zufügen? Bei denen immer alles schief zu gehen scheint? Die um jeden Preis Konflikte vermeiden?

Epigenetik – wie wir auf unsere Gene wirken können

In den Genen im Zellkern tragen wir eine individuelle Codierung mit uns herum, die DNS. Sie bildet den grundsätzlichen Bauplan für unseren Körper. Es wurde beobachtet, dass Zwillinge, die ja ein identisches Erbgut haben, unterschiedliches Aussehen und Verhalten zeigen. Aber auch Bienen entwickeln sich je nach Ernährung, bei gleichem Erbgut, unterschiedlich; zu Arbeiterinnen oder zur Königinnen. Bei einigen Krokodil-Arten hängt das Geschlecht der Tiere nicht von ihren Genen, sondern von der Temperatur ihres Geleges ab.

Auf der Suche nach den Gründen für diese Phänomene bemerkten Forscher, dass nicht allein die Gene Funktion und Form von Zellen und Individuen bestimmen. Wesentlich entscheidender ist, welche Gensequenzen aktiv sind und welche nicht. Das hängt wiederum von Protein-Molekülen ab, die die Gene ummanteln. Sie heißen Histone. Sie öffnen und schließen Abschnitte auf der DNS, sodass diese ausgelesen werden können oder nicht. Dieser Vorgang wird von weiteren Proteinen gesteuert. Es ist wie bei einem Bauplan für ein Haus. Wenn er nicht gelesen wird, hat er keinen Nutzen. Erst bei entsprechenden Bauabschnitten werden die nötigen Informationen aus den passenden Teilen des Plans gelesen.

Es gibt im Körper ungefähr 150.000 unterschiedliche Proteine, die spezielle Funktionen erfüllen. Diese werden von nur 20 verschiedenen Aminosäuren aufgebaut. Proteine sind sehr komplexe Moleküle, deren biochemische Eigenschaften nicht nur von ihrer chemischen Baustruktur abhängen, sondern auch von ihrer äußeren Form, also wie sie gewickelt, gefaltet und zusammengelegt sind. Diese Form kann durch sehr geringe Einflüsse geändert werden. Damit ändert sich auch ihre Funktion. Für die richtige Form sind hauptsächlich körpereigene Botenstoffe wie Hormone und Neurotransmitter zuständig. Aber auch Substanzen wie Nährstoffe, Medikamente, Drogen oder Gifte, aber auch Licht, können diese Veränderungen bewirken. Ist ihre Wirkung störend, kann das weitreichende Folgen haben.

Ein bekannter Fall für eine Fehlsteuerung durch Proteine ist BSE, bekannt auch als Rinderwahnsinn. Dies ist eine tödliche Erkrankung des Gehirns vor allem bei Hausrindern, die mit großer Sicherheit  durch atypisch gefaltete Proteine verursacht wird. Es ist davon auszugehen, dass auch viele Erkrankungen des Menschen auf irritierte Proteinschalter zurückzuführen sind. Allgemein bekannt ist, dass Stress-Hormone die Zellregeneration und das Immunsystem ausschalten. Kurzzeitig ist das sinnvoll und hilfreich. Auf Dauer steht außer Frage, dass der Krankheiten entstehen.

Wir können sehr viel bewirken

Nicht nur Substanzen, die wir unserem Körper zuführen, haben eine epigenetische Wirkung. Auch unsere Gedanken, Gefühlen und Empfindungen wirken auf die Ausschüttung von Hormonen und Neuropeptiden. Es kann also festgestellt werden, dass unsere körperliche Disposition zwar von unseren Genen abhängt, wie und in welchem Maß diese Gene wirksam werden, hängt jedoch stark von uns selbst ab.

Nicht nur unsere Ernährung, sondern auch unsere Lebensbedingungen, Stress oder Traumata haben Einfluss auf die Aktivität bestimmter Gensequenzen und ob diese ausgelesen werden oder nicht. Selbst wenn unsere Gene eine Disposition für bestimmte Erkrankungen in sich tragen, heißt das nicht zwangsläufig, dass die entsprechenden Abschnitte auch aktiviert werden müssen.

Über epigenetische Prozesse werden unser Stoffwechsel, unsere Wahrnehmung, unsere Gesundheit und unser Verhalten massiv beeinflusst. Studien an Mäusen belegen, dass diese epigenetischen Eigenschaften und Neigungen auch vererbt werden können. Die Verantwortung für uns selbst und für unsere Nachkommen liegt also in einem großen Maß bei uns selbst. Über unsere Bewusstseinsinhalte können wir sehr unmittelbar und grundlegend Einfluss auf unser Leben und unsere Gesundheit nehmen.

Viele der relativ neuen Bewusstseinstechniken zeigen daher erstaunliche Wirkungen. Es ist möglich, innerhalb recht kurzer Zeit auf Lebensthemen, Überzeugungsstrukturen, Identitäten, Verhaltensweisen und die Wahrnehmung einzuwirken. Es scheint, dass unser System unter bestimmten Bedingungen sehr schnell reagiert. Wichtig ist hierbei, dass sowohl die mentalen, als auch die emotionalen Ebenen der persönlichen Muster betrachtet und einbezogen werden. Erfreulich ist, dass die erfolgreiche Anwendung nicht von der Kenntnis des Wirkmechanismus abhängt.

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