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Depression überwinden

Viele Menschen sind von Depression betroffen. Die wichtigsten Anzeichen dafür sind unter anderem Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und eine innere Leere. Depressiv zu sein bedeutet nicht, versagt zu haben oder dass man etwas falsch gemacht hat. Ungünstige Einflüsse haben automatisierte Programme im Gehirn hinterlassen, die zu diesen üblen inneren Zuständen führen.

Das persönliche Erleben ist, wie die Ursachen, sehr unterschiedlich, die Lebensqualität ist jedoch bei allen in den depressiven Phasen sehr reduziert. Meine Erfahrungen in den Sitzungen zeigen, dass Depressionen überwindbar sind. Eine Therapie ist sicherlich sinnvoll, doch Betroffene können auch eine Menge für sich selbst tun. Dieser Artikel gibt Tipps zur Selbsthilfe.

Ursachen einer Depression

Eine Depression kann körperliche Ursachen haben. Diese sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Ich denke, dass die Ursachen in den allermeisten Fällen jedoch auf mentaler und, vor allem, emotionaler Eben liegen. Schon im Mutterleib kann die Grundlage für eine Depression gelegt werden, wenn die Mutter selbst depressiv oder traumatisiert ist. Bereits die Hormonlage im Körper der Mutter hat einen großen Einfluss auf das Ungeborene. Auch später, wenn die Bindungsversuche des Babys zur Mutter aufgrund ihrer eigenen Probleme fehlschlagen, wird eine Depression begünstigt. Kleine Kinder können ein depressives Verhalten auch allein aus Empathie von ihren depressiven Eltern kopieren. Es kann geschehen, dass sie den Eindruck bekommen, dass es normal ist, so zu sein.

Menschen können nach schmerzhaften Erfahrungen oder nachdem sie dauerhaft Ablehnung erfahren haben, depressive Neigungen entwickeln. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei einer Depression zu viele Dinge oder Aspekte des Lebens mit negativen Gefühlen behaftet sind. Und diese Dinge lösen dann automatisch immer wieder diese negativen Gefühle aus. Oft ist es so, dass bestimmte Gefühle nicht mehr wahrgenommen werden wollen. Diese stammen in der Regel von schlechten Erfahrungen und Verletzungen. Diese Gefühle drängen immer wieder an die Oberfläche und es bedarf immer größerer Kraft diese zu unterdrücken, bis kaum mehr Kraft übrig ist.

Ich weiß, dass es nicht unbedingt leicht ist, sich aus einer Depression zu befreien und das gut gemeinte Tipps ziemlich nerven können. Es ist eh schon alles schwer genug. Vielleicht schaust Du sie trotzdem an. Möglicherweise findest Du etwas, zu dem Du Resonanz empfindest und was Du für Dich nutzen kannst. Ich bin der Ansicht, dass letztlich keine Umstände die Macht haben, Dich in der Depression gefangen zu halten.

16 Tipps, die Depression zu überwinden

 

Tipp #1: Den eigenen Zustand annehmen und akzeptieren

Wenn Du verleugnest, was bei dir los ist und Deine Zustände ignorierst, auch, wenn das attraktiver erscheint, entzieht es sich Deinem Zugriff. Du wirst hilflos und das Abgelehnte scheint sich zu verselbstständigen. Es bekommt mehr Macht und überwältigt Dich schließlich. Das macht Dir Angst und der Widerstand steigt. Kehre also Deine Richtung um und wende Dich Deiner Empfindung zu. Das erfordert Mut.

Tipp #2: Entscheide Dich

Du musst eine Entscheidung fällen. Möchtest Du in Deinem Zustand verharren oder bist Du bereit wirklich etwas zu tun, was Dich daraus befreit? Depressionen sind in der Regel erworben. Das heißt, Du kannst sie auch hinter Dir lassen. Das kostet Kraft, aber es wird sich lohnen. Niemand kann Dir das abnehmen. Du musst das selbst machen. Um Dich aus Deiner Situation zu befreien, musst Du überzeugt sein, dass eine Depression überwindbar ist. Auch wenn Deine Erfahrung dagegen spricht.

Tipp #3: Ändere Deine Einstellung

Hast Du Dich entschieden, ändere Deine Einstellung. Auch wenn Pessimismus und negative Gefühle überwiegen, mache Dir klar, dass Du Dich für diese Haltungen und Empfindungen entschieden hast. Wahrscheinlich hast Du das nicht freiwillig getan, sondern Du warst in einer Zwangslage. Es war trotzdem Deine Entscheidung. Und das gibt Dir die Macht eine Veränderung zu bewirken. Mache Dir klar, dass Du selbst wählen kannst, wie Du Dich fühlst.

Tipp #4: Sei kein Opfer

Wahrscheinlich warst Du ein Opfer von bestimmten Umständen, übergriffigen Menschen oder schmerzhaften Erfahrungen, als der Grundstein für Deine Depression gelegt wurde. Gibt diese Identifikation auf und mache Dir klar, dass Du die Autorität über Dich selbst hast. Wenn man etwas ändern will, muss man etwas ändern.

Tipp #5: Entspanne Dich

Hier ist bewusste Entspannung gemeint. Natürlich entspannst Du Dich auch im Schlaf, doch das genügt nicht. Unser Gehirn braucht zur gesunden Reiz- und Informationsverarbeitung wache und bewusste Phasen der Entspannung während des Tages, denn die Entspannung ändert unsere Gehirnchemie. Eindrücke, Erfahrungen, Informationen und Erlebnisse werden geordnet und an das bereits Bekannte angedockt. Dadurch fühlen wir uns geordnet, klar und kongruent. Im Internet gibt es viele Entspannungsübungen, die Du Dir herunterladen kannst.

Tipp #6: Gedankenkreisen durchbrechen

Viele Menschen, die mit Depressionen zu tun haben, beschreiben oft, dass sie sich dabei ertappen, wie sie sich in immer weiter absteigende Gedankenspiralen verlieren. Das ist ein automatisiertes und erworbenes Verhalten. Dies ist eine Angewohnheit, die man umtrainieren kann. Immer, wenn Du merkst, dass Du Dich mit negativen Gedanken herunter ziehst, stelle Dir leise innerlich die Frage: „Was wird mein nächster Gedanke sein?“ Und lausche. Du wirst merken, dass eine Gedankenlücke entsteht. Richte Deine Aufmerksamkeit in diese Lücke und Du merkst, wie Deine Gedanken stiller werden und sich Deine Stimmung hebt.

Tipp #7: Glaube Deinen Gedanken nicht

Denke doch bitte mal einige Zeit den folgenden Gedanken: „Ich bin nicht gut genug.“ Nun denke bitte ähnlich lange: „Ich genieße das Leben.“ Welcher dieser beiden Gedanken fühlte sich für Dich wahrer an? Tatsächlich sind es nur Sätze. Ob sie wahr sind oder nicht, entsteht ausschließlich in Dir. Es ist Deine Bewertung. Es ist kein Satz wahr. Es sind nur Sätze beziehungsweise Gedanken. Wenn Du einen Gedanken denkst, der Dich herunterzieht, frage Dich: „Kann ich sicher sein, dass dieser Gedanke wahr ist?“ Die Antwort auf die Frage ist generell: Nein. Du kannst davon ausgehen, dass Gedanken, die Dir nicht gut tun, nicht wahr sind. Wenn Du Deinen Gedanken mehr glaubst, als dem, was Dich unmittelbar umgibt, bist Du in beliebigen Abstraktionen gefangen. Wende Dich dem zu, was tatsächlich ist. Siehe Tipp #11 und #12.

Tipp #8: Echt sein

Verstelle Dich nicht und mache anderen nichts vor. Natürlich geht das nicht immer. Man muss nicht jedem Fremden oder Kollegen sein Innerstes offenbaren. Sei emotional echt und authentisch zu nahestehenden Personen. Das heißt nicht, dass Du ständig Dein Leid klagen sollst. Nein, erlaube anderen nur einen Einblick, wie es Dir tatsächlich geht. Und mache das Beste daraus. So ersparst Du Dir viel Energie, um Dich selbst und andere zu täuschen. In dieser Echtheit können viel leichter heilsame Momente entstehen, als in einer mühsam konstruierten Scheinwelt.

Tipp #9: Fokus verlagern

Verlagere den Fokus Deiner Aufmerksamkeit. Du bist der Boss in Deinem Innern. Andere können nichts für Dich tun. Das muss Dir klar sein, wenn Du wirklich etwas verändern willst. Ansonsten laufen alle deine Bemühungen ins Leere. Du selbst wählst Deine Einstellung. Überlege Dir, was Du tatsächlich erleben möchtest. Welche Ziele möchtest Du erreichen? Wie soll dein Leben aussehen? Wie möchtest Du Dich fühlen? Und dann richte Dich darauf aus. Weil es Dein Ziel ist und weil Du es willst.

Tipp #10: Dankbarkeit spüren

Oft sind wir mehr auf Mangel oder Makel ausgerichtet, als auf das, was wir tatsächlich sind oder worüber wir verfügen. Wir liegen in der warmen Badewanne und grübeln über unsere Sorgen nach. Essen ein leckeres Gericht und fühlen uns mies. Sind auf einer tollen Veranstaltung und empfinden Minderwertigkeit und Defizite. Und so weiter. Mache dann doch mal folgendes: Wie könnte Deine Situation oder Du selbst noch schlimmer sein? Da fällt Dir bestimmt viel ein. Und schon tritt das, wofür Du dankbar sein kannst, in den Vordergrund. Richte deine Aufmerksamkeit darauf!

Tipp #11: Bewusst fühlen

Wir haben ja bereits festgestellt, dass Depressionen sehr viel mit Gedanken zu tun haben. Gedanken reduzieren das Fühlen und Fühlen reduziert das Denken. Das kannst Du für Dich nutzen. Außerdem ist unser Organismus immer bestrebt, unangenehme Gefühle zu bewältigen, wenn wir bereit sind, sie ohne Bewertung wahrzunehmen. Also setzte Dich ruhig und ungestört hin und entspanne Dich. Nun spüre Deinen Körper und fühle, wo eine Empfindung oder ein Gefühl ist, was unangenehm ist. Mache Dir klar, wo es sich in Deinem Körper befindet. Und gewinne einen Eindruck, wie weit es sich ausdehnt. Fühle es nun einfach, ohne es verändern zu wollen und ohne es zu bewerten. Mache das so lange, bis es besser geworden ist und gehe zur nächsten Empfindung. Mache das so lange, bis es Dir gut geht. Wiederhole das jeden Tag!

Tipp #12: Benutze Deine Sinne

Bei einer Depression ist es wichtig, wieder eine Verbindung zu dem aufzubauen, was tatsächlich ist. Deshalb frage Dich: Was ist wirklich? Benutze Deine Sinne, um zu Dir selbst zu kommen. Schaue Dich um und blicke dabei bewusst aus Deinen Augen. Höre absichtsvoll, rieche und schmecke. Fühle Deinen Körper von innen heraus. Sei in Dir selbst verankert. Bewerte nicht. Um Deinen Fokus auf Deine Umwelt zu richten, kannst Du auch Gegenstände beschreiben. Wähle einen Gegenstand in Deiner Umgebung aus und beschreibe ihn in Dir. Das kannst Du laut tun oder in Gedanken. Beschreibe nur, was Du faktisch siehst oder fühlst, bewerte nicht.

Tipp #13: Verbringe Zeit mit Menschen, die Dir gut tun

Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen andere Menschen, um uns selbst zu kennen und um uns orientieren zu können. Wir brauchen Verbindung. Solltest Du das anders empfinden, liegt das wahrscheinlich an einer Verletzung, die noch nicht geheilt ist. Natürlich kann man Kontakte vermeiden, um zu versuchen, weitere Verletzungen zu verhindern, doch ist diese Problemlösung nicht wirklich gesund. Daher treffe Dich mit Menschen, die Du magst und die Dir gut tun. Lasse Dir von Ihnen Feedback geben, tausche Dich aus und lerne Dich über die anderen neu kennen.

Tipp #15: Körperliche Aktivität

Es kann gar nicht genug betont werden, wie gut Bewegung für uns ist. Auf ganz verschiedenen Ebenen. Dabei werden Stresshormone abgebaut (eine Depression ist ein andauernder Stresszustand) und Endorphine werden ausgeschüttet. Endorphine lassen uns gut fühlen und reduzieren Schmerzen. Dabei ist die Feststellung interessant, dass körperliche und emotionale Schmerzen im Gehirn oft im selben Schmerzzentrum empfunden werden. Fahre Fahrrad, gehe schwimmen, walken oder laufen. Dabei solltest Du schon immer wieder an Deine Grenzen gehen, damit Dein Körper auch gefordert wird. Wenn Du darin eine Routine aufbaust, wirst Du bald nicht mehr darauf verzichten wollen.

Tipp #15: Mentale Methoden lernen

Manchmal reichen Entscheidungen allein nicht aus, um Veränderungen zu bewirken. Daher ist es sinnvoll, Methoden zu lernen, mit denen Du bewusst und wirkungsvoll an Deinem Bewusstsein arbeiten kannst. Hier habe ich eine beschrieben, die sehr nützlich ist. Mit diesen Methoden kannst Du die Filter verändern, durch die Du Dich selbst, andere und die Welt wahrnimmst und wie Du auf sie reagierst. Unser ganzes Leben findet in unserem Bewusstsein statt. Wenn Du Deine Bewusstseinsmuster änderst, ändert sich die Realität, die Du erlebst.

Tipp #16: Eine Therapie in Anspruch nehmen

Solltest Du aus eigener Kraft nicht aus Deinem Tief herauskommen, suche Dir Hilfe. Der Erfahrung nach, die ich in vielen Sitzungen gemacht habe, ist eine Depression leichter zu bewältigen, als die meisten denken. Medikamente können keine dauerhafte Lösung sein, denn sie haben Nebenwirkungen, dämpfen die Sinne sowie die Wahrnehmung und verlieren mit der Zeit ihre Wirkung und müssen immer höher dosiert werden. Eigentlich das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Kurzzeitig können sie jedoch hilfreich sein, um zuerst eine gewisse Stabilität wieder herzustellen und aus dem Gröbsten heraus zu kommen.

Es gibt keinen Grund sich dafür zu schämen, Hilfe anzunehmen. Es ist ein Zeichen, dass Du bereit bist Verantwortung für Dich selbst zu übernehmen. Viele vermeiden dies und suchen lieber die Schuld für ihre Situation bei anderen.

Grundsätzlich  besteht ein therapeutischer Ansatz darin, den Auslösern für die schlechten Gefühle, wie die Niedergeschlagenheit und die Antriebslosigkeit, die Macht zu nehmen. Zudem werden schmerzhafte Empfindungen und Gefühle, die aus vergangenen Erlebnissen stammen, die emotionale Ladung genommen. Damit stören sie in der Gegenwart nicht mehr und ihnen wird der Einfluss auf das aktuelle Leben genommen. So lernst Du Schritt für Schritt in einem sanften Prozess Deine Gefühle wieder zu fühlen und sie selbst zu bestimmen. Zudem hilft Dir ein Training, das gewünschte Lebensgefühl zu etablieren.

Du kannst Dich von den Einflüssen der Vergangenheit frei machen! Mache nun den ersten Schritt! Je früher Du anfängst, umso besser. Ich unterstütze Dich gerne dabei.

 

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keinen Besuch bei einem Arzt oder Therapeuten. Die Tipps verwendest Du eigenverantwortlich. Solltest Du Dich mit Selbstmordgedanken beschäftigen, wende Dich bitte an die Telefonseelsorge.

 

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Menschen fühlen sich am liebsten gut. Was heißt eigentlich gut? Meistens werden sogenannte negative Gefühle (Wut, Ärger, Verzweiflung, Trauer, Niedergeschlagenheit) gemieden und positive Gefühle (Freude, Glück, Dankbarkeit, Verbindung, Zuversicht) angestrebt. Der Nachteil dieser Neigung ist, dass die Gefühle bedingt sind. Das heißt, dass die gewünschten Zustände Bedingungen unterliegen. Daher ist eine Person, die ja in einer polaren Welt lebt, immer diesem Streben unterworfen. Sie muss ständig Bemühungen unternehmen, unerwünschte Zustände abzustellen und gewünschte Zustände zu erreichen. Diese ständige Anstrengung ist wahnsinnig belastend und benötigt fast alle Ressourcen eines Menschen.

Geht es auch anders? Ja, natürlich. Dazu ist anzuerkennen, dass der größte Teil dieser Gut-Schlecht-Polarität im Leben von den eigenen Bewertungen abhängt. Diese entspringen unseren persönlichen Mustern. Und diese sind veränderbar oder gar entfernbar. Je weniger persönliche Muster ein Mensch mit sich herumträgt, umso weniger Bewertungen und Vorstellungen von Richtig und Falsch hat er. Das ist eine große Befreiung, denn das was ist, darf sein, wie es ist.

Ich erlebe in Sitzungen oft, dass die Klienten, die gerade ein Muster aufgelöst haben, nicht nur ein Gefühl der Erleichterung erleben, sondern sich häufig in dem neu gewonnenen Zustand unsicher fühlen. Es hat sich ein Komplex aufgelöst, der sie meist schon lange Zeit belastet hat. Nun ist da nichts mehr, eine gewisse Leere. Das ist neu und ungewohnt. Doch so fühlt sich wirkliches Gutfühlen an: nichts zu fühlen. In diesem Raum erst kann sich die grundlose Daseinsfreude entfalten. Das gleiche gilt übrigens auch für den Körper: Ein gesunder Körper ist einer, den man praktisch nicht wahrnimmt.