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Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

Wie fühlst Du Dich, wenn Du warten musst oder gerade einfach nichts zu tun ist? Und: Was tust Du dann? Nimmst Du Dein Smartphone hervor und checkst Deine Nachrichten und schaust, was sonst so in der Welt los ist? Spielst Du Spiele oder liest die neuesten Nachrichten? Was Du tust ist entscheidend für bestimmte Informationsverarbeitungsprozesse in Deinem Gehirn. Gibt es sinnvollere Aktivitäten, als seinem Handy die volle Aufmerksamkeit zu geben?

Die meisten haben Widerstand gegen Langeweile

Der gegenwärtige, auf Input und Aktivität getrimmte Mensch hat meistens etwas gegen Langeweile. Wir sind es gewöhnt etwas zu leisten. „Nutze den Tag!“, „Mache etwas aus Deinem Leben.“ oder „Wer rastet, der rostet.“ sind solche Sprüche, die tief in uns eingebrannt sind. „Müßiggang ist aller Laster Anfang.“ Glaubst Du das?

Wir müssen alle unseren Kühlschrank füllen und Miete zahlen. Daher sind wir zur Leistung gezwungen, denn sonst haben wir – jedenfalls in der gegenwärtigen Gesellschafts- und Wirtschaftsform – kein Einkommen. Wir qualifizieren uns, lernen und strengen uns an, um bei unserer Berufswahl und -karriere eine größtmögliche Freiheit zu haben. Das verlangt allen Menschen viel ab.

Druck von der Schule an

Das Abitur muss gut werden, damit wir unseren Studienplatz frei wählen können. Im Studium müssen wir gut sein, damit unsere Berufschancen steigen. Im Job müssen wir Leistung bringen, damit die Vorgesetzten zufrieden sind und wir unsere Position weiter verbessern können. Das Haus will abbezahlt sein, die Kinder sollen eine gute Ausbildung bekommen und eine tolle Karriere bringt ja auch viel Anerkennung.

Unser Schul- und Wirtschaftssystem ist nicht menschengerecht. Wir werden auf Leistung getrimmt und glauben irgendwann selbst, dass dies der Himmel auf Erden sei. Viele Menschen können gar nicht mehr still sitzen oder sich gar auf sich selbst besinnen. Die Aufmerksamkeit ist ständig nach außen gerichtet und es werden Erlebnisse erwartet.

Das Sein an sich, ist überhaupt nicht mehr ausreichend. Im Urlaub, wenn sich dann mal Entspannung einstellen sollte, quillt oft alles unterdrückte Zeug aus den Tiefen des Bewusstseins hervor und verdirbt die schönsten Tage des Jahres. Innere Unruhe, körperliche Symptome, etwa in Form von Erkältungen, Gereiztheit und Aggressionen, Niedergeschlagenheit oder eine innere Leere stellen sich ein.

Unser Gehirn braucht wache Auszeit

Das unser Gehirn ständig Aufgaben lösen und auf äußere Anforderungen reagieren muss, ist ein ziemlich sicherer Weg in den Burnout. Es hat kaum Gelegenheit die Reize, die auf es einstürmten, zu integrieren. Selbst der nächtliche Schlaf, falls er überhaupt noch ausreichend ist, erfüllt diese Aufgabe nur zum Teil. Wir brauchen wache Auszeiten. Dabei ist in unserem Gehirn das Default-Mode-Network (DMN) aktiv. Zu Deutsch: Standard-Netzwerk. Es ist immer aktiv, wenn wir keine konkrete Aufgabe lösen müssen oder Ruhephasen haben. Zum Beispiel beim Dösen, bei der Meditation, beim Bügeln oder wenn wir in der Natur spazieren.

Seine Aufgabe ist es, unsere Erlebnisse zu integrieren und zu ordnen. Es stellt Bezüge zur Vergangenheit her, was zu einem besseren Verständnis unserer Vergangenheit oder zu Plänen für die Zukunft führt. Wir sind nach einer Ruhephase kreativer und entwickeln Ideen, die im geeigneten Moment auftauchen. Auch unsere Identität wird in diesen Momenten weiter entwickelt und gefestigt.

Kommt eine Aufgabe auf uns zu, aktiviert das DMN das Task-Positive-Network (TPN). Das brauchen wir, um konkrete Aufgaben zu bewältigen und neue Lösungen zu entwickeln. Das ist bei Stress der Fall. Wir müssen reagieren, um einer bestimmten Situation gerecht zu werden. Wird dies zum Dauerzustand, fühlen wir uns irgendwann leer und ausgebrannt, denn das DMN konnte seine Aufgabe nicht erledigen. Wir können mit uns selbst nichts mehr anfangen und fallen in ein Loch. Denn die Erlebnisse und Eindrücke konnten nicht integriert und unserer Persönlichkeit hinzugefügt werden.

Was lernen wir daraus?

Mache öfter mal eine Pause. Setze Dich hin und gucke einfach Löcher in die Luft. Dein Smartphone braucht keine andauernde Aufmerksamkeit, das kommt auch mal ohne Dich klar. Vor allem in angespannten Zeiten mit viel Stress ist das wichtig. Besinne Dich darauf, was Dir tatsächlich wichtig ist.

Führst Du Deinen Beruf immer noch aus den Gründen aus, wegen denen Du Dich für ihn entscheiden hast? Oder ist er eine leere Routine geworden? Nutze auch kurze Pausen dazu, um zu Dir zurück zu kommen. Spüre Dich, fühle, was in Dir los ist und sei in Kontakt mit deinen wahren Bedürfnissen. Wenn Du die Pausen auf diese Weise verwendest und sie damit umbewertest, geschieht noch etwas anderes: Die Langeweile verschwindet!

Wache Ruhephasen sind in ihrem Nutzen gar nicht zu unterschätzen. Verwende sie für Dich und Deine Gesundheit. Sei mehr bei Dir selbst. Dabei können gerade zu Anfang natürlich auch Dinge ins Bewusstsein treten, die gar nicht so erfreulich oder eher unangenehm sind. Es ist besser Du schaust sie Dir dann freiwillig an, als dass Du dazu gezwungen wirst. Durch einen Zusammenbruch oder Krankheit.

Ich habe zwei Online-Kurse entwickelt, die Dir dabei helfen können. Der erste heißt „Befreie Dich von Stress und Burnout“. Er ist kostenfrei und zeigt Wege, mit Stress konstruktiv umzugehen und wie Du der Burnout-Falle entkommen kannst. Der zweite hat den Namen „Wer will ich sein? Wo will ich hin?“. Mit ihm kannst Du Deinem Leben eine neue Ausrichtung geben. Möglicherweise, weil Du am Anfang Deiner beruflichen Laufbahn stehst oder Du schon länger im Beruf bist und Dich verändern willst? Vielleicht hast Du den Eindruck, dass etwas Neues ansteht?

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Wir alle haben Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen, dem Großartigen. Ich denke, es liegt daran, dass wir eine Grundtendenz haben, uns verbessern zu wollen. Oder daran, dass wir uns sicher fühlen und Kontrolle haben möchten. Vielleicht stellen wir uns ein Ideal vor, das wir anstreben. Wir wollen es richtig zu machen, edel zu sein und gut. Ist das ein Irrweg?

Wir versuchen besonders zu sein

Besonders oder wichtig wollen fast alle Menschen sein. Die üblichen Mittel dazu sind beeindruckendes Wissen, spezielle Fähigkeiten, eine tolle Karriere oder ein gehobener Status. Manche verwirklichen Ihre Außergewöhnlichkeit über das Scheitern. Man muss sich selbst nur irgendwie plausibel machen, dass der eigene Erfolg oder die eigene Erfolglosigkeit besonders sind. Schon geht es dem Ego besser.

Normalität wird als langweilig und fade empfunden. So suchen wir ständig nach Erfahrungen, die uns aufwerten oder uns einen Kick geben. Die gesamte Modebrache nutzt diese Tatsache aus. Ständig müssen neue Klamotten her, möglichst teuer und ausgefallen oder billig, damit man sie nach ein paar Mal Tragen wegwerfen kann und immer dem aktuellen Trend folgen kann. Das gleiche gilt für Smartphones, IT-Devices und Autos. Nach kurzer Zeit muss etwas Neues her, um en vogue und hipp zu sein. Die wachstumsgesteuerte Politik und Wirtschaft freut es.

Hauptsache super!

Kaum ein Film im Mainstream-Kino kommt ohne Superhelden, Superreiche oder globale Katastrophen aus. Die Szenarien sind völlig überzogen und haben nichts mit dem normalen Leben zu tun. Hier kann der Normalo Sachen erleben, die sein Leben so ohne weiteres nicht hergibt und er hat für eine kurze Zeit den Eindruck etwas ganz tolles erlebt zu haben. Die gleiche Funktion haben Erlebnisparks und Extremsportarten. Ich möchte das alles nicht abwerten, denn es kann Spaß machen. Doch man sollte sich klar machen, dass all dies Zeug ist, dass irgendwann immer mehr, immer extremer, immer maximaler sein muss und doch nicht glücklich macht. Die innere Leere, die gefüllt werden soll, dehnt sich trotzdem immer weiter aus.

Selbstfindung statt Karriere

Viele Menschen reiben sich in einer Karriere auf, um Anerkennung und Status zu erlangen, die irgendwann zum Selbstzweck wird. Der Status verschlingt immer mehr Mittel und die Verpflichtungen nehmen zu. Hauptsache, die Eltern sind stolz, die Privatleben ist vorbildlich und der Chef kommt bald mit der Beförderung. Und man will ja auch im Freundeskreis mithalten. Die Unruhe ist pausenlos und das Innehalten unmöglich. Das Hamsterrad dreht sich immer schneller, bis man sich selbst kaum noch wahrnimmt und der Burn-Out an die Tür klopft.

Dieser Trend scheint sich abzuschwächen, zugunsten eines anderen. Das Pendel scheint vom einen Extrem in das andere auszuschlagen. Zurzeit schwingt es Richtung Selbstoptimierung. Manche betreiben sie, um das Hamsterrad besser ertragen zu können, andere versuchen auszusteigen und entdecken die Spiritualität, das Slow-Living oder die Achtsamkeit für sich. Das ist natürlich auch alles nicht schlecht, doch auch hier lauert die Ich-bin-besonders-Falle und all das kann man auch übertreiben. Die Wahrscheinlichkeit dazu ist relativ hoch, zumal man ja vorher auch schon zu Extremen neigte. Neigungen verschwinden jedoch nicht durch Verhaltensänderungen, dazu müssen andere Ebenen angesprochen werden.

Das, was ist, ist das Wunder

Und was jetzt? Was kann man tun, um relativ leicht Zufriedenheit und Erfüllung zu erreichen? Sie wissen es bereits: Die Normalität, das Dasein an sich, ist das Wunder. Das, was unmittelbar ist, reicht völlig aus. Es sind unsere Gedanken, Bewertungen und persönlichen Muster, die es fade, langweilig oder selbstverständlich erscheinen lassen.

Machen Sie sich klar: Wir sitzen auf einem winzigen Staubkorn im Weltall, rasen mit ihm in irrwitziger Geschwindigkeit um das Zentrum der Milchstraße. Wenn verschiedene universale Konstanten nur minimalst anders wären, wäre das Weltall schon längst wieder kollabiert oder den Kältetod gestorben. Es wäre gar kein Leben entstanden. Wäre die Erde nur ein Stück näher an der Sonne oder weiter weg, gäbe es hier bestenfalls vielleicht ein paar komplexere Aminosäuren, aber sonst nichts. Hätten wir nicht unseren wirklich außergewöhnlichen Mond, der die Erde stabilisiert, würden wir immer noch in der Ursuppe dümpeln.

Ist es also nicht bereits ein ungeheures Wunder, dass es uns hochkomplexe, zur Selbsterkenntnis fähige Wesen, überhaupt gibt? Ok, das ist natürlich eine intellektuelle Ableitung, die mit Unmittelbarkeit nichts zu tun hat. Aber sie ändert vielleicht bereits ein wenig Ihre Perspektive. Es geht noch einfacher:

Was ist, ist alles, was ist

Alles, was nötig ist, ist sich mit dem zu verbinden, was gerade ist. Benutzen Sie einfach Ihre Sinne. Sehen Sie, hören Sie, tasten Sie. Sie werden feststellen, dass das Bewerten und das Denken ruhiger werden oder gar ganz aufhören. Nein, Sie brauchen nicht zu meditieren, können diese Übung aber gerne so bezeichnen, wenn Sie möchten. Das ist ein sehr simpler Reset, der immer möglich ist. Diesen Zustand werden Sie zuerst nicht lange, aber später immer länger aufrechterhalten können. Trainieren Sie es. Aus diesem Raum heraus können Sie dann gelassener und entspannter Ihr Leben entfalten.

Das, was ist, ist das Einzige, was Sie zur tatsächlichen Erfüllung brauchen. Es ist unabhängig davon, wo Sie sich befinden, was Sie tun oder was in Ihrer Umgebung gerade geschieht. Eine andere, dauerhaftere Erfüllung gibt es nicht. Sollten Sie anderer Ansicht sein, handelt es sich um eine Denkgewohnheit oder um ein automatisches, mentales Programm. Es ist das gleiche, welches Sie zu Höherem, Besseren oder zum Besonderen antreibt. Das ist in Ordnung, aber es ist auch gut zu wissen, dass es eigentlich ganz einfach sein kann.

Zufriedenheit und Gelassenheit zu finden ist nicht schwer. Besinnen Sie sich auf das, was gerade ist. Sollten Sie mit dieser Übung Probleme haben, wenden Sie sich jemanden, der sich damit auskennt. Es ist genauso sinnvoll wie einfach, sich von Persönlichkeitsmustern zu befreien, die zu Überforderung führen oder sonst wie schaden.