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Depression überwinden

Viele Menschen sind von Depression betroffen. Die wichtigsten Anzeichen dafür sind unter anderem Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und eine innere Leere. Depressiv zu sein bedeutet nicht, versagt zu haben oder dass man etwas falsch gemacht hat. Ungünstige Einflüsse haben automatisierte Programme im Gehirn hinterlassen, die zu diesen üblen inneren Zuständen führen.

Das persönliche Erleben ist, wie die Ursachen, sehr unterschiedlich, die Lebensqualität ist jedoch bei allen in den depressiven Phasen sehr reduziert. Meine Erfahrungen in den Sitzungen zeigen, dass Depressionen überwindbar sind. Eine Therapie ist sicherlich sinnvoll, doch Betroffene können auch eine Menge für sich selbst tun. Dieser Artikel gibt Tipps zur Selbsthilfe.

Ursachen einer Depression

Eine Depression kann körperliche Ursachen haben. Diese sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Ich denke, dass die Ursachen in den allermeisten Fällen jedoch auf mentaler und, vor allem, emotionaler Eben liegen. Schon im Mutterleib kann die Grundlage für eine Depression gelegt werden, wenn die Mutter selbst depressiv oder traumatisiert ist. Bereits die Hormonlage im Körper der Mutter hat einen großen Einfluss auf das Ungeborene. Auch später, wenn die Bindungsversuche des Babys zur Mutter aufgrund ihrer eigenen Probleme fehlschlagen, wird eine Depression begünstigt. Kleine Kinder können ein depressives Verhalten auch allein aus Empathie von ihren depressiven Eltern kopieren. Es kann geschehen, dass sie den Eindruck bekommen, dass es normal ist, so zu sein.

Menschen können nach schmerzhaften Erfahrungen oder nachdem sie dauerhaft Ablehnung erfahren haben, depressive Neigungen entwickeln. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei einer Depression zu viele Dinge oder Aspekte des Lebens mit negativen Gefühlen behaftet sind. Und diese Dinge lösen dann automatisch immer wieder diese negativen Gefühle aus. Oft ist es so, dass bestimmte Gefühle nicht mehr wahrgenommen werden wollen. Diese stammen in der Regel von schlechten Erfahrungen und Verletzungen. Diese Gefühle drängen immer wieder an die Oberfläche und es bedarf immer größerer Kraft diese zu unterdrücken, bis kaum mehr Kraft übrig ist.

Ich weiß, dass es nicht unbedingt leicht ist, sich aus einer Depression zu befreien und das gut gemeinte Tipps ziemlich nerven können. Es ist eh schon alles schwer genug. Vielleicht schaust Du sie trotzdem an. Möglicherweise findest Du etwas, zu dem Du Resonanz empfindest und was Du für Dich nutzen kannst. Ich bin der Ansicht, dass letztlich keine Umstände die Macht haben, Dich in der Depression gefangen zu halten.

16 Tipps, die Depression zu überwinden

 

Tipp #1: Den eigenen Zustand annehmen und akzeptieren

Wenn Du verleugnest, was bei dir los ist und Deine Zustände ignorierst, auch, wenn das attraktiver erscheint, entzieht es sich Deinem Zugriff. Du wirst hilflos und das Abgelehnte scheint sich zu verselbstständigen. Es bekommt mehr Macht und überwältigt Dich schließlich. Das macht Dir Angst und der Widerstand steigt. Kehre also Deine Richtung um und wende Dich Deiner Empfindung zu. Das erfordert Mut.

Tipp #2: Entscheide Dich

Du musst eine Entscheidung fällen. Möchtest Du in Deinem Zustand verharren oder bist Du bereit wirklich etwas zu tun, was Dich daraus befreit? Depressionen sind in der Regel erworben. Das heißt, Du kannst sie auch hinter Dir lassen. Das kostet Kraft, aber es wird sich lohnen. Niemand kann Dir das abnehmen. Du musst das selbst machen. Um Dich aus Deiner Situation zu befreien, musst Du überzeugt sein, dass eine Depression überwindbar ist. Auch wenn Deine Erfahrung dagegen spricht.

Tipp #3: Ändere Deine Einstellung

Hast Du Dich entschieden, ändere Deine Einstellung. Auch wenn Pessimismus und negative Gefühle überwiegen, mache Dir klar, dass Du Dich für diese Haltungen und Empfindungen entschieden hast. Wahrscheinlich hast Du das nicht freiwillig getan, sondern Du warst in einer Zwangslage. Es war trotzdem Deine Entscheidung. Und das gibt Dir die Macht eine Veränderung zu bewirken. Mache Dir klar, dass Du selbst wählen kannst, wie Du Dich fühlst.

Tipp #4: Sei kein Opfer

Wahrscheinlich warst Du ein Opfer von bestimmten Umständen, übergriffigen Menschen oder schmerzhaften Erfahrungen, als der Grundstein für Deine Depression gelegt wurde. Gibt diese Identifikation auf und mache Dir klar, dass Du die Autorität über Dich selbst hast. Wenn man etwas ändern will, muss man etwas ändern.

Tipp #5: Entspanne Dich

Hier ist bewusste Entspannung gemeint. Natürlich entspannst Du Dich auch im Schlaf, doch das genügt nicht. Unser Gehirn braucht zur gesunden Reiz- und Informationsverarbeitung wache und bewusste Phasen der Entspannung während des Tages, denn die Entspannung ändert unsere Gehirnchemie. Eindrücke, Erfahrungen, Informationen und Erlebnisse werden geordnet und an das bereits Bekannte angedockt. Dadurch fühlen wir uns geordnet, klar und kongruent. Im Internet gibt es viele Entspannungsübungen, die Du Dir herunterladen kannst.

Tipp #6: Gedankenkreisen durchbrechen

Viele Menschen, die mit Depressionen zu tun haben, beschreiben oft, dass sie sich dabei ertappen, wie sie sich in immer weiter absteigende Gedankenspiralen verlieren. Das ist ein automatisiertes und erworbenes Verhalten. Dies ist eine Angewohnheit, die man umtrainieren kann. Immer, wenn Du merkst, dass Du Dich mit negativen Gedanken herunter ziehst, stelle Dir leise innerlich die Frage: „Was wird mein nächster Gedanke sein?“ Und lausche. Du wirst merken, dass eine Gedankenlücke entsteht. Richte Deine Aufmerksamkeit in diese Lücke und Du merkst, wie Deine Gedanken stiller werden und sich Deine Stimmung hebt.

Tipp #7: Glaube Deinen Gedanken nicht

Denke doch bitte mal einige Zeit den folgenden Gedanken: „Ich bin nicht gut genug.“ Nun denke bitte ähnlich lange: „Ich genieße das Leben.“ Welcher dieser beiden Gedanken fühlte sich für Dich wahrer an? Tatsächlich sind es nur Sätze. Ob sie wahr sind oder nicht, entsteht ausschließlich in Dir. Es ist Deine Bewertung. Es ist kein Satz wahr. Es sind nur Sätze beziehungsweise Gedanken. Wenn Du einen Gedanken denkst, der Dich herunterzieht, frage Dich: „Kann ich sicher sein, dass dieser Gedanke wahr ist?“ Die Antwort auf die Frage ist generell: Nein. Du kannst davon ausgehen, dass Gedanken, die Dir nicht gut tun, nicht wahr sind. Wenn Du Deinen Gedanken mehr glaubst, als dem, was Dich unmittelbar umgibt, bist Du in beliebigen Abstraktionen gefangen. Wende Dich dem zu, was tatsächlich ist. Siehe Tipp #11 und #12.

Tipp #8: Echt sein

Verstelle Dich nicht und mache anderen nichts vor. Natürlich geht das nicht immer. Man muss nicht jedem Fremden oder Kollegen sein Innerstes offenbaren. Sei emotional echt und authentisch zu nahestehenden Personen. Das heißt nicht, dass Du ständig Dein Leid klagen sollst. Nein, erlaube anderen nur einen Einblick, wie es Dir tatsächlich geht. Und mache das Beste daraus. So ersparst Du Dir viel Energie, um Dich selbst und andere zu täuschen. In dieser Echtheit können viel leichter heilsame Momente entstehen, als in einer mühsam konstruierten Scheinwelt.

Tipp #9: Fokus verlagern

Verlagere den Fokus Deiner Aufmerksamkeit. Du bist der Boss in Deinem Innern. Andere können nichts für Dich tun. Das muss Dir klar sein, wenn Du wirklich etwas verändern willst. Ansonsten laufen alle deine Bemühungen ins Leere. Du selbst wählst Deine Einstellung. Überlege Dir, was Du tatsächlich erleben möchtest. Welche Ziele möchtest Du erreichen? Wie soll dein Leben aussehen? Wie möchtest Du Dich fühlen? Und dann richte Dich darauf aus. Weil es Dein Ziel ist und weil Du es willst.

Tipp #10: Dankbarkeit spüren

Oft sind wir mehr auf Mangel oder Makel ausgerichtet, als auf das, was wir tatsächlich sind oder worüber wir verfügen. Wir liegen in der warmen Badewanne und grübeln über unsere Sorgen nach. Essen ein leckeres Gericht und fühlen uns mies. Sind auf einer tollen Veranstaltung und empfinden Minderwertigkeit und Defizite. Und so weiter. Mache dann doch mal folgendes: Wie könnte Deine Situation oder Du selbst noch schlimmer sein? Da fällt Dir bestimmt viel ein. Und schon tritt das, wofür Du dankbar sein kannst, in den Vordergrund. Richte deine Aufmerksamkeit darauf!

Tipp #11: Bewusst fühlen

Wir haben ja bereits festgestellt, dass Depressionen sehr viel mit Gedanken zu tun haben. Gedanken reduzieren das Fühlen und Fühlen reduziert das Denken. Das kannst Du für Dich nutzen. Außerdem ist unser Organismus immer bestrebt, unangenehme Gefühle zu bewältigen, wenn wir bereit sind, sie ohne Bewertung wahrzunehmen. Also setzte Dich ruhig und ungestört hin und entspanne Dich. Nun spüre Deinen Körper und fühle, wo eine Empfindung oder ein Gefühl ist, was unangenehm ist. Mache Dir klar, wo es sich in Deinem Körper befindet. Und gewinne einen Eindruck, wie weit es sich ausdehnt. Fühle es nun einfach, ohne es verändern zu wollen und ohne es zu bewerten. Mache das so lange, bis es besser geworden ist und gehe zur nächsten Empfindung. Mache das so lange, bis es Dir gut geht. Wiederhole das jeden Tag!

Tipp #12: Benutze Deine Sinne

Bei einer Depression ist es wichtig, wieder eine Verbindung zu dem aufzubauen, was tatsächlich ist. Deshalb frage Dich: Was ist wirklich? Benutze Deine Sinne, um zu Dir selbst zu kommen. Schaue Dich um und blicke dabei bewusst aus Deinen Augen. Höre absichtsvoll, rieche und schmecke. Fühle Deinen Körper von innen heraus. Sei in Dir selbst verankert. Bewerte nicht. Um Deinen Fokus auf Deine Umwelt zu richten, kannst Du auch Gegenstände beschreiben. Wähle einen Gegenstand in Deiner Umgebung aus und beschreibe ihn in Dir. Das kannst Du laut tun oder in Gedanken. Beschreibe nur, was Du faktisch siehst oder fühlst, bewerte nicht.

Tipp #13: Verbringe Zeit mit Menschen, die Dir gut tun

Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen andere Menschen, um uns selbst zu kennen und um uns orientieren zu können. Wir brauchen Verbindung. Solltest Du das anders empfinden, liegt das wahrscheinlich an einer Verletzung, die noch nicht geheilt ist. Natürlich kann man Kontakte vermeiden, um zu versuchen, weitere Verletzungen zu verhindern, doch ist diese Problemlösung nicht wirklich gesund. Daher treffe Dich mit Menschen, die Du magst und die Dir gut tun. Lasse Dir von Ihnen Feedback geben, tausche Dich aus und lerne Dich über die anderen neu kennen.

Tipp #15: Körperliche Aktivität

Es kann gar nicht genug betont werden, wie gut Bewegung für uns ist. Auf ganz verschiedenen Ebenen. Dabei werden Stresshormone abgebaut (eine Depression ist ein andauernder Stresszustand) und Endorphine werden ausgeschüttet. Endorphine lassen uns gut fühlen und reduzieren Schmerzen. Dabei ist die Feststellung interessant, dass körperliche und emotionale Schmerzen im Gehirn oft im selben Schmerzzentrum empfunden werden. Fahre Fahrrad, gehe schwimmen, walken oder laufen. Dabei solltest Du schon immer wieder an Deine Grenzen gehen, damit Dein Körper auch gefordert wird. Wenn Du darin eine Routine aufbaust, wirst Du bald nicht mehr darauf verzichten wollen.

Tipp #15: Mentale Methoden lernen

Manchmal reichen Entscheidungen allein nicht aus, um Veränderungen zu bewirken. Daher ist es sinnvoll, Methoden zu lernen, mit denen Du bewusst und wirkungsvoll an Deinem Bewusstsein arbeiten kannst. Hier habe ich eine beschrieben, die sehr nützlich ist. Mit diesen Methoden kannst Du die Filter verändern, durch die Du Dich selbst, andere und die Welt wahrnimmst und wie Du auf sie reagierst. Unser ganzes Leben findet in unserem Bewusstsein statt. Wenn Du Deine Bewusstseinsmuster änderst, ändert sich die Realität, die Du erlebst.

Tipp #16: Eine Therapie in Anspruch nehmen

Solltest Du aus eigener Kraft nicht aus Deinem Tief herauskommen, suche Dir Hilfe. Der Erfahrung nach, die ich in vielen Sitzungen gemacht habe, ist eine Depression leichter zu bewältigen, als die meisten denken. Medikamente können keine dauerhafte Lösung sein, denn sie haben Nebenwirkungen, dämpfen die Sinne sowie die Wahrnehmung und verlieren mit der Zeit ihre Wirkung und müssen immer höher dosiert werden. Eigentlich das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Kurzzeitig können sie jedoch hilfreich sein, um zuerst eine gewisse Stabilität wieder herzustellen und aus dem Gröbsten heraus zu kommen.

Es gibt keinen Grund sich dafür zu schämen, Hilfe anzunehmen. Es ist ein Zeichen, dass Du bereit bist Verantwortung für Dich selbst zu übernehmen. Viele vermeiden dies und suchen lieber die Schuld für ihre Situation bei anderen.

Grundsätzlich  besteht ein therapeutischer Ansatz darin, den Auslösern für die schlechten Gefühle, wie die Niedergeschlagenheit und die Antriebslosigkeit, die Macht zu nehmen. Zudem werden schmerzhafte Empfindungen und Gefühle, die aus vergangenen Erlebnissen stammen, die emotionale Ladung genommen. Damit stören sie in der Gegenwart nicht mehr und ihnen wird der Einfluss auf das aktuelle Leben genommen. So lernst Du Schritt für Schritt in einem sanften Prozess Deine Gefühle wieder zu fühlen und sie selbst zu bestimmen. Zudem hilft Dir ein Training, das gewünschte Lebensgefühl zu etablieren.

Du kannst Dich von den Einflüssen der Vergangenheit frei machen! Mache nun den ersten Schritt! Je früher Du anfängst, umso besser. Ich unterstütze Dich gerne dabei.

 

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keinen Besuch bei einem Arzt oder Therapeuten. Die Tipps verwendest Du eigenverantwortlich. Solltest Du Dich mit Selbstmordgedanken beschäftigen, wende Dich bitte an die Telefonseelsorge.

 

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Kennst Du das? Im Kopf rotieren die Gedanken. Ein Gedanke jagt den anderen. Es entstehen unendliche Gedankenketten. Den ganzen Tag lang ist Lärm im Kopf und Du bist mit Deiner Aufmerksamkeit in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Selbst, wenn Du Ruhe haben könntest, geht der Krach im Kopf weiter. Wirkliche Entspannung scheint unerreichbar. Auch die Emotionen, die durch die Gedanken ausgelöst werden, verhindern eine innere Ausgeglichenheit. Hier erfährst Du, was Du tun kannst, um Ruhe zu finden.

Denken verhindert das Fühlen

Dieser oben beschriebene Zustand ist die Quelle fast aller Probleme, die wir haben. Das liegt daran, dass wir die gefühlte Verbindung zu uns selbst verlieren. Starke Identifikation mit dem Denken verhindert Fühlen. Das ist das Problem: Wir nehmen uns selbst und unsere Bedürfnisse nur noch schwach oder gar nicht mehr wahr. Wir arbeiten oder essen mehr, als es uns gut tut, bekommen von dem, was tatsächlich ist, nur noch wenig mit oder spüren kaum Verbindung zu anderen Menschen. Alles scheint irgendwie leer, fade und distanziert.

Hinzu kommt, dass es uns in diesem Zustand schwer fällt, Entscheidungen zu treffen, die uns zufrieden stellen. Denn wir können zu einer Entscheidung nur stehen, wenn wir sie als richtig wahrnehmen. Und dazu müssen wir sie fühlen können. Das Fühlen verhindert, dass wir uns zu etwas entscheiden, was falsch ist und nicht zu uns passt. Sicher ist es wichtig, vor einer Entscheidung die Fakten abzuwägen, doch Untersuchungen zeigen, dass unser Gefühl letztendlich mehr zur Entscheidung beiträgt, als der Verstand. Wer fühlen kann, entscheidet sich schneller und das Ergebnis führt zu größerer Zufriedenheit.

Denken macht Emotionen

Mache bitte folgenden Versuch: Denke an eine Situation, von der Du denkst, dass Du etwas falsch gemacht hast. Welche Gefühle stellen sich ein, wenn Du daran denkst? Es werden sicherlich keine angenehm sein. Jetzt denke bitte an einen sehr schönen Moment, beispielsweise in einem Urlaub. Na, wie ist das? Bestimmt wesentlich wohltuender, oder? Dieses kleine Experiment zeigt: Wie wir uns fühlen, hängt sehr stark davon ab, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, sprich, woran wir denken.

Bei den meisten Menschen geschieht das Steuern der Aufmerksamkeit automatisch. Automatisch heißt, dass unsere Persönlichkeitsstrukturen festlegen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Es geschieht nicht absichtsvoll und bewusst. Daher haben die Gedanken über uns Kontrolle und nicht umgekehrt, wie es eigentlich sinnvoll wäre. Daher kommt es auch, dass wir uns oft in Emotionen wiederfinden, die wie angeflogen erscheinen und die mit der gegenwärtigen Situation tatsächlich nichts zu tun haben. Plötzliche auftretende Ängste, Niedergeschlagenheit, Aufregung, Zweifel, Sorgen und so weiter. Diese gedankeninduzierten Emotionen können sehr belastend sein. Daher ist es sinnvoll, zu lernen, die Aufmerksamkeit bewusst zu steuern.

Emotionen und Fühlen

Hier ist es jetzt sinnvoll, klar zwischen Emotionen und Fühlen zu unterscheiden. Emotionen treten aufgrund von Gedanken oder Ereignissen auf. Beispielsweise Wut, Trauer, Freude, Glück, Dankbarkeit, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, Eifersucht und viele mehr. Wir denken daran, nicht so erfolgreich zu sein, wie wir es uns eigentlich wünschen und fühlen uns niedergeschlagen. Ein Freund kommt zu Besuch und wir freuen uns. Wir sehen einen Film und werden wütend, weil der Böse dem Protagonisten gerade schwer zusetzt.

Fühlen heißt andererseits wahrzunehmen, was gerade in und um uns herum ist. Fühlen bringt uns in Verbindung. Wir fühlen den Menschen gegenüber und spüren eine Verbindung. Wir fühlen unsere Umgebung und fühlen uns lebendig. Wir fühlen unsere Emotionen und nehmen sie wahr. Interessant ist, dass das Fühlen „negativer“ Emotionen diese auflöst und das Fühlen „positiver“ Gefühle diese verstärkt. Probiere es aus! Wichtig ist, die „negativen“ Gefühle möglichst widerstandfrei wahrzunehmen.

Absichtsvolles Fühlen lässt Denken zur Ruhe kommen

Du hast weiter oben erfahren, dass Denken das Fühlen behindert. Gleiches gilt umgekehrt. Fühlen verhindert das Denken. Das ist der einfachste und wirkungsvollste Trick, um Ruhe in den Kopf zu bringen und endlich inneren Frieden zu empfinden.

Zum Fühlen brauchen wir unsere Sinne. Ganz praktisch heißt das, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Wahrnehmung, also auf unsere Sinne richten. Ich zeige Dir jetzt zwei einfache Übungen, mit denen Du das ganz leicht tun kannst.

Übung Eins: Lausche! Setze Dich einfach hin und höre die Geräusche Deiner Umgebung. Das ist alles. Mache NICHTS anderes. Denke nicht darüber nach, was Du hörst oder woher es kommt. Bewerte es nicht. Wenn Du bemerkst, dass Deine Aufmerksamkeit bei Deinen Gedanken ist, lenke sie zurück auf das Lauschen. Das geht natürlich umso leichter, je mehr uns gefällt, was wir hören. Deswegen gehe in die Natur und höre die Geräusche dort oder höre ganz bewusst Musik. Nimm Dir mindestens 15 Minuten Zeit dafür.

Übung Zwei: Taste! Setze Dich entspannt hin, schließe die Augen und lege nur die Fingerspitzen Deiner beiden Zeigefinger auf Deine Oberschenkel. Nun fühle zuerst die Kontaktstelle der einen Seite eine Weile, dann die Kontaktstelle auf der anderen Seite. Dann fühle beide Kontaktstellen gleichzeitig. Auch hier gilt wieder: Wird Deine Aufmerksamkeit abgelenkt, bringe sie zurück zu den Kontaktstellen. Vielleicht spürst Du in ihnen ein Pulsieren oder Kribbeln? Mache das mindestens 15 Minuten lang.

Wichtig ist das Tun

Es kann sein, dass Dir das anfangs schwer fällt. Vor allem, wenn Du ein „Kopfmensch“ bist. Übe immer wieder, mehrmals am Tag. Du wirst sehr davon profitieren. Verkürze die Dauer der Übung, wenn nötig, denn es ist wichtiger regelmäßig zu trainieren, als lange. Irgendwann wird Dir die Übung leicht fallen und es wird sich ein starkes Wohlgefühl in Dir ausbreiten. Sei auch im Alltag mit der Aufmerksamkeit bei Deinen Sinnen. Schaue, höre, taste, rieche und schmecke bewusst. Das geht fast immer. Solltest Du Schwierigkeiten dabei haben, melde Dich bei mir. Zusammen bekommen wir das hin.

Natürlich kannst Du nicht auf Dauer gedankenfrei sein. Das ist nicht das Ziel, denn das Denken hat ja auch einen Nutzen. Sobald Du die bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit loslässt, werden sich wieder automatische Gedanken einstellen. Mit Hilfe dieses Trainings wird es jedoch stiller in Deinem Kopf werden, Du wirst weniger belastende Emotionen haben, Deinen Gedanken weniger Wichtigkeit geben, gelassener sein und klarer denken.

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Geht Dir Deine Bewertungsmühle im Kopf auch manchmal ganz schön auf den Keks? Du schaust in den Spiegel oder siehst Dich beim Vorbeigehen im Schaufenster und schon aktiviert sich der innere Kritiker? Du kommst in einen Raum mit Menschen und fängst gleich an, sie in sympathisch und unsympathisch zu unterteilen? So ergeht es uns nicht nur mit Menschen, auch mit Dingen, Situationen und Empfindungen. Ständig bewerten wir und der Kopf kommt nicht zur Ruhe. Hier gibt es Abhilfe!

Du kannst Dein Gehirn besser nutzen

Nun, Bewertungen sind eine wichtige Funktion unseres Ichs, um uns zu schützen und um günstige Gelegenheiten zu erkennen. Doch können sie sich zu einer Angewohnheit entwickeln, die lästig, wenn nicht sogar belastend werden kann. Sie laufen automatisch ab und verbrauchen Gehirnkapazität, die Du besser nutzen könntest. Zudem reduzieren sie Deine Wahrnehmungsfähigkeit, denn die Bewertung wirkt wie ein Filter, der nur durchlässt, was ihm entspricht.

Unterscheidungsfähigkeit ist es eigentlich, was wir brauchen und nur in den Situationen, in denen wir sie wirklich brauchen. Mehr nicht. Sie reicht völlig aus, um uns entscheiden zu können und uns situationsgemäß zu verhalten. Wir brauchen nicht diesen nervenden Affen im Kopf, der ständig sagt was falsch oder richtig, schön oder hässlich, gut oder schlecht oder was auch immer ist. Und das ständig!

Ein Ausweg

Anfangs wirst Du ziemlich aufmerksam sein müssen. Du solltest üben, zu bemerken, wenn Du dabei bis zu bewerten. Das ist nicht leicht, vor allem, wenn sich das derartig automatisiert hat, wie bei den meisten von uns. Gleichzeitig verliert unser Ego dadurch ein wichtiges Instrument der Selbstaufwertung. Während wir andere abwerten, werten wir uns selbst auf. Frage Dich, ob Du das tatsächlich möchtest. Wärest Du bereit, das aufzugeben?

Letztendlich spiegelst Du Dich in Deinen Bewertungen selbst. Was Dich im Außen nervt, nervt Dich auf tieferer Ebene an Dir selbst. Was Du im Außen bewunderst, hättest Du gerne selbst. Das ist natürlich etwas vereinfacht, aber im Kern richtig. Mache Dir klar, an was es Dir mangelt, was Dein wahres Bedürfnis ist, und sorge dafür, dass es gestillt wird. Ganz bewusst und absichtsvoll. Diese Bewertungsspielchen werden dann schnell uninteressant.

Bewusstheit ist der Schlüssel

Wenn Du beobachtest, dass Du bewertest, egal ob Dich selbst oder andere oder irgendwas, mache bitte folgendes: Mache Dir klar, dass Du selbst es tust und Du Dich selbst dazu entscheiden hast, wenn auch möglicherweise unbewusst. Nun entscheide Dich dazu, es nicht zu tun. Betrachte das, was im Fokus Deiner Aufmerksamkeit ist, einfach als das, was es ist. Punkt. Sonst nichts. Eine Bewertung ist völlig unnötig. Du belastest Dich nur selbst damit. Dem anderen oder dem Ding ist Deine Bewertung sicherlich egal, weil er, sie oder es, das gar nicht mitbekommt.

Nutze Dein Unterscheidungsvermögen, falls es nötig ist, aber übe das Nicht-Bewerten. Mache es zu Deiner neuen Angewohnheit. Du wirst feststellen, es wird ruhiger in Deinem Kopf, Du entspannst Dich und die Welt macht Dir mehr Freude.

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Als Sportler würde ich mich nicht bezeichnen. Als Kind war ich immer der Letzte, der es über den Zaun geschafft hatte. Die Note beim Schulsport lag konstant bei einer Vier, aber nur, weil ich regelmäßig teilnahm. Der Begriff Sport war für mich meist negativ besetzt. Wie sich das veränderte, beschreibe ich in diesem Artikel.

Ich fuhr schon immer gerne mit dem Fahrrad. Mich aus eigener Kraft mit einer relevanten Geschwindigkeit fortzubewegen gefällt mir. So kam es, dass ich mir vor einigen Jahren ein Rennrad kaufte, denn meine Kondition war mies und meine Figur verbesserungsfähig. Seit dem fahre ich 40- bis 70 km-Runden, jedoch nur bei schönem Wetter, das heißt, wenn die Sonne scheint und es warm ist. Im Winter steht das Rad im Schuppen. Diese Pausen waren für mich immer unbefriedigend.

Vor zwei Jahren, meiner Frau als Vorbild folgend, begann ich mit dem Laufen. Auch bei schlechtem Wetter und wenn es kalt ist, laufe ich los. Ich starte nie bei Regen. Wenn ich jedoch unterwegs nass werde, macht mir das gar nichts, denn ich bin ja von innen warm. Das Laufen war für mich anfangs sehr anstrengend. Meine Fahrradfahrermuskeln nutzten mir gar nichts. Die Kondition war beim Laufen auch schlechter, als auf dem Rad. Ich brauchte eine Strategie, um den Widerstand gegen die Anstrengung und die Schmerzen in den Beinen zu überwinden, ansonsten würde ich nicht lange durchhalten.

Die Aufmerksamkeit ausrichten

Mir fiel auf, dass sich meine Anstrengung und die Schmerzen verstärken, wenn meine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet ist. Wenn ich daran denke, wie viele Kilometer noch vor mir liegen, möchte ich am liebsten sofort stehen bleiben und einfach ganz langsam nach Hause schlendern. Die Lösung für das Widerstandsproblem lag also auf der mentalen Ebene. Ich übte konsequent beim Laufen meine Aufmerksamkeit auf andere Aspekte zu richten. Denn trotz der Widrigkeiten hat das Laufen lustvolle Komponenten: die Bewegung an der frischen Luft, meinen Körper in Aktion zu spüren und in der Natur zu sein. Ich halte meine Aufmerksamkeit konsequent hierauf fokussiert.

Zusätzlich aktiviere ich das „Klare Sehen“. Was das ist und wie es funktioniert, habe ich bereits in diesem Artikel beschrieben. Hierbei kommen meine Gedanken fast völlig zur Ruhe. Ich löse mich in dem auf, was gegenwärtig ist. Innen und Außen verschmelzen. Da ist zwar immer noch Anstrengung, da sind Schmerzen und Widerstand, es sind jedoch nicht mehr meine. Das Laufen geschieht einfach. Ich erlebe manchmal, dass ich mich am Ende meiner Runde wundere, dass ich schon zurück bin.

Gegenwärtig laufe ich dreimal in der Woche zwischen 8 und 12 km und es macht mir großen Spaß. Durch den Trainingseffekt wird es immer leichter. Der Trick, meine Aufmerksamkeit absichtlich zu steuern und auf bestimmte Aspekte zu richten, empfinde ich auch in vielen anderen Lebensbereichen als extrem hilfreich.

Erfahre, was mit moderner Psychotherapie möglich ist!

Meditation bedeutet, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Aspekt zu richten. Dieser kann ein Gegenstand, ein Körperteil, der Atem, ein Zustand, eine Vorstellung  oder ähnliches sein. Es gibt auch sogenannte dynamische Meditationen. Sie sind in der Regel mit Bewegung verbunden.

Ziel von Meditation kann es sein, die Gedanken zu beruhigen, Gelassenheit zu finden, sich mit bestimmten Aspekten zu verbinden oder sich zu fokussieren.  Das funktioniert in der Regel sehr gut. Je mehr praktiziert wird, desto schneller sind bestimmte Zustände hergestellt, die nach der Meditation eine gewisse Zeit anhalten können.

Bald jedoch stellt sich das Alltagsbewusstsein wieder ein. Die Gedanken fangen wieder an zu rotieren und die ganz normalen Aufgaben wollen erledigt werden. Die Gelassenheit lässt nach und die Meditation verliert ihre Wirkung, da sie ein vorübergehender Ausnahmezustand war.

Versuchen Sie doch bitte mal folgendes: Machen Sie Ihren Alltag zum Objekt Ihrer Meditation. Das ist auch für diejenigen interessant, die bisher nicht meditiert haben. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre unmittelbare sinnliche Wahrnehmung. Bitte beachten Sie, dass ich damit nicht die Gedanken meine. Natürlich werden Gedanken auftreten, doch geben Sie diesen keine besondere Aufmerksamkeit. Bleiben ausschließlich Sie bei Ihren Sinneseindrücken. Fühlen Sie die Kleidung am Körper, die Fläche, auf der Sie sitzen, den Boden unter Ihren Füßen. Riechen Sie, hören Sie, sehen Sie. Unmittelbar.

Machen Sie den meditativen Zustand zur Normalität. Sie werden erleben, dass Ihre Gedanken nachlassen, Sie wacher und präsenter sind. Damit entziehen Sie Problemen den Nährboden.

Heute las ich auf Spiegel-Online folgende Überschrift: „Sandra Bullock über ihr Privatleben: Laaangweilig“. Im Artikel war zu lesen, dass sich diese Aussage auf ihre Alltagsroutine bezieht. Mir wurde mal wieder klar, dass Erfüllung und Zufriedenheit nicht unbedingt etwas mit Erfolg und Fülle zu tun haben. Wann war Ihnen das letzte Mal langweilig? Wann schien Ihr Leben von einer dumpfen Routine angefüllt zu sein? Wann fühlten Sie sich stumpf und unlebendig? Und wie sind Sie da wieder heraus gekommen?

Widerstand ist die Quelle von Langeweile

Langeweile und Dumpfheit entsteht aus einem Widerstand gegen das, was gerade ist. Dieser Widerstand kann sich langsam und unmerklich aufbauen und zu einer chronischen Lebenseinstellung werden. Das Ego hat eine Haltung wie „das kenne ich doch alles schon“, „nichts los hier“ oder „das alles ödet mich an“. Es legt Eindrücke oder Erfahrungen der Vergangenheit über das aktuell Wahrgenommene und trennt so die Verbindung zu dem, was gerade tatsächlich ist.

Der Widerstand kann in einer Situation auch akut auftreten: Ein langweiliger Film, Mensch oder Dialog. Warten auf etwas oder jemanden oder eine allgemeine Reizarmut. Hier wird eine Bewertung ausgelöst, die auf Vergleichen beruht, dann erfolgt eine Identifikation mit dieser Bewertung, wodurch sie verstärkt und konserviert wird.

Gleichgültig, ob die Langeweile chronisch oder akut ist, es wird auf jeden Fall eine große Menge Aufmerksamkeit in ihr gebunden. Die Wahrnehmung wird dumpf, die Verbindung mit der Umgebung ist eingeschränkt und eine miesepetrige Stimmung macht sich breit.

Langeweile leicht überwinden

Es ist relativ einfach aus diesem Zustand herauszukommen. Vorausgesetzt, es ist eine gewisse Bereitschaft dazu vorhanden. Häufig benutzt das Ego Langeweile gerne als Rechtfertigung für irgendwas, um jemanden ins Unrecht zu setzten oder um Schuldgefühle in anderen zu erzeugen. Sollten Sie die Langeweile oder die Dumpfheit ablegen wollen, ist nicht viel dazu nötig. Sie brauchen noch nicht einmal ihr Leben zu ändern oder das Umfeld zu wechseln. Was ich Ihnen gleich vorschlage funktioniert immer und überall.

Verlagern Sie einfach Ihre Aufmerksamkeit von sich selbst nach außen. Suchen Sie sich einen Gegenstand und schauen Sie sich ihn genau an. Entwickeln Sie Interesse für ihn. Dieses Interesse braucht keinen Grund. Tun Sie es einfach. Alternativ können Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre gesamte sinnliche Wahrnehmung lenken. Alle taktilen Reize der Haut, Gerüche, was sehen und hören. Das geht gleichzeitig. Es könnte sein, dass Sie bemerken, dass Ihr Denken nachlässt. Sollte das nicht gelingen, wählen Sie einen kleineren Maßstab: Berühren Sie mit der Spitze Ihres Zeigefingers leicht eine Oberfläche. Legen Sie all Ihre Aufmerksamkeit in die Kontaktstelle.

Sie werden feststellen, dass sich Ihr Zustand schnell ändert. Wahrscheinlich weitet sich Ihre Wahrnehmung aus, erscheint alles etwas heller und gegenwärtiger oder Sie fühlen eine allgemeine Erleichterung.

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Manchmal geschehen Dinge, die uns überwältigen und in starke Gefühle stürzen. In diesem Artikel beschreibe ich eine Möglichkeit, wie Sie mit solchen Situationen umgehen können, sodass sie schnell wieder Oberwasser bekommen und handlungsfähig werden.

Kennen Sie die Folge von „Star Trek – The Next Generation“ in der der Enterprise droht in einen Energiewirbel hineingezogen zu werden? Es war in etwa so: Die Besatzung der Enterprise stößt auf ein Phänomen im Weltraum. Die Besatzung will es untersuchen und stellt fest, dass sie dabei von ihm immer stärker angezogen werden. Bei einem Befreiungsversuch von der Anomalie weg werden ihre Maschinen so stark überlastet, dass das Schiff fast zerstört wird. Die Situation erscheint aussichtslos. Die Kraft der Maschinen reicht nicht, sich von dem Wirbel zu lösen und wenn sie in ihn hineingezogen würden, wäre eine Zerstörung ebenfalls sehr wahrscheinlich. Trotzdem befiehlt Captain Picard, das Schiff zu wenden und in den Wirbel hinein zu fliegen. Das Schiff übersteht die Passage und verlässt den Wirbel auf diese Weise tatsächlich unbeschadet.

Gefühle wollen nur gefühlt werden

Diese Metapher macht deutlich, wie wir selber Situationen handhaben können, in denen wir uns überwältigt, überfordert oder in einer Sackgasse fühlen: Gehen Sie hinein und hindurch. Das scheint manchmal bedrohlich, doch häufig ist es nachteiliger, diese Zustände andauern zu lassen und in ihnen gefangen zu sein. Ich erinnere mich, dass ich, vor langer Zeit, als sich meine damalige große Liebe von mir trennte, fast ein Jahr lang niedergeschlagen und traurig war. Ich hatte eben noch keinen Ansatz, um damit sinnvoll umgehen zu können. Ich war Opfer meiner Gefühle, wollte die Situation nicht akzeptieren und fühlte mich ungerecht behandelt und ziemlich hilflos.

In Sitzungen und durch meine Ausbildung erkannte ich, dass Gefühle einfach nur dazu da sind, gefühlt zu werden. Sie haben aus sich selbst heraus nichts Bedrohliches, was irgendwie schaden könnte. Ihre Funktion ist es, unseren inneren Zustand an die Realität anzupassen. Grundsätzlich gilt die Maxime: Die Realität hat immer Recht!

Sogenannte positive Gefühle können wir leicht zulassen. Wir lachen, freuen uns und fühlen uns gut. Bei den vermeintlich negativen ist das anders. Sie scheinen uns zu bedrohen und lassen uns schlecht fühlen, was wir natürlich nicht wollen. Wir bauen einen Widerstand gegen sie auf und wollen sie loswerden, am besten gar nicht erst wahrnehmen. Nachteil: Es bleibt Aufmerksamkeit an ihnen Gebunden und der Zustand, gegen den wir uns wehren, dauert an. Dazu kommt häufig, dass wir so konditioniert sind, diese Gefühle besser nicht zu zeigen: Wer wütend ist, hat sich nicht unter Kontrolle und wer traurig ist, ist eine Heulsuse. Das ist Humbug.

Widerstand ist zwecklos

Die Lösung für solche Situationen ist relativ einfach: Fühlen Sie, was Sie fühlen. Akzeptieren Sie Ihr Gefühl und lassen Sie sich darauf ein. Geben Sie den Widerstand auf. Es ist sicherlich nicht sinnvoll, das immer gleich dann zu tun, wenn die Emotionen auftreten. Machen Sie dies von der Situation abhängig. Im Büro loszuheulen, in einer Konferenz auszurasten oder auf der Straße zu wüten ist sicherlich wenig sinnvoll. Tun Sie es in einem geschützten Rahmen. Vertrauen Sie sich ihrem Partner oder Partnerin an, sprechen Sie sich mit guten Freunden aus und lassen Sie die Tränen laufen oder verprügeln Sie eine alte Matratze oder einen Sandsack im Keller. Vermeiden Sie, dass Sie sich dabei verletzten oder einen größeren Sachschaden anrichten. Holen Sie gegebenenfalls jemanden dazu, der Sie begleitet. So dramatisch braucht es in den meisten Fällen jedoch nicht zu verlaufen. Die Bereitschaft zu fühlen und dieses Gefühl auszudrücken reicht meistens aus. Allein den Widerstand gegen die Empfindung aufzugeben, löst sie meist schon auf.

Nachdem sich eine andere Frau von mir getrennt hatte, ging ich anders damit um: Ich fühlte die Wut, die Trauer, die Hilflosigkeit und die Verzweiflung. Ich weinte, verprügelte die Matratze meines Bettes und schrie in Kissen. Ich stellte mir vor, was ich alles verloren hatte, zu wem ich keinen Kontakt mehr haben und was ich nicht mehr erleben würde. Ich machte mir klar, dass diese Beziehung Vergangenheit war, akzeptierte es und nahm Abschied. Jede neue Welle an Gefühlen weinte und wütete ich heraus. Es dauerte vielleicht eine gute Stunde. Dann plötzlich war es vorbei. Die Emotionen hatten ihre Kraft verloren, die Gedanken an die Trennung schmerzten nicht mehr. Ein tiefer Friede stellte sich ein.

Dies funktioniert natürlich nicht nur bei Trennungsschmerzen, sondern bei jedem Gefühl. Dabei ist es gleichgültig, ob es subtil oder überwältigend ist. Und übrigens: Diese Herangehensweise ist eine sehr wirkungsvolle Prophylaxe gegen Depressionen.

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Praktische Überlegungen zum sinnvollen Umgang mit widrigen Situationen

Gegenwärtig verbreitet sich ein Wort in der Selbstverwirklichungs-Szene: Resilienz. Bücher hierzu sind in großen Mengen erschienen. Der Begriff stammt vom lateinischen “resilire” ab und bedeutet “zurückspringen” beziehungsweise “abprallen”. Eingeführt wurde es zur Beschreibung der Eigenschaft von Menschen oder Gruppen, die mit widrigen Umständen gut umgehen können und diese  verhältnismäßig unbeschadet überstehen.

Typische Beispiele für Resilienz

  • Kinder, die in Armut aufwuchsen, jedoch stabile Persönlichkeiten entwickelten und erfolgreich wurden.
  • Menschen, die sehr hohen Anforderungen im Beruf gewachsen sind und nicht unter ihnen leiden.
  • Bewohner einer Stadt, die sich von einer Naturkatastrophe nicht entmutigen ließen und ihre Stadt wieder aufgebaut haben.

Die Verwendung in diesem Zusammenhang ist bestimmt sinnvoll, also in Bezug auf Menschen, die diese Eigenschaft bereits besitzen. Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung finde ich es allerdings fehl am Platze.

Ja, natürlich können Personen ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen, Stärke entwickeln und üben etwas an sich abprallen zu lassen. Doch meiner Ansicht nach geht das in die falsche Richtung. Es werden mit Aufwand und Kraft Identitäten gebildet, die naturgemäß neue Grenzen mit sich bringen. Es drängt sich mir eine Analogie in Form von Bildern auf: Mauern, die Staaten bauen, um bestimmte Menschengruppen davon abzuhalten, ihr Land zu betreten oder zu verlassen.

Das Ego aufrüsten?

Genauso versucht der Resilienz-Ansatz, Menschen zu wappnen Widrigkeiten abzuwehren. Aber das ist meiner Meinung nach die falsche Herangehensweise, und zwar aus folgenden Gründen: Wie oben bereits erwähnt, bildet jede Identität neue Grenzen, die Einschränkungen mit sich bringen. Das liegt in der Natur einer jeden Identität, weil angenommene Eigenschaften andere Eigenschaften ausschließen.

Ein Beispiel: der Macher. Er ist stark und packt an, er greift durch. Er ist erst zufrieden, wenn das Ziel erreicht ist. Dann sucht er sich sofort ein neues. An sich ist das nicht verkehrt, doch wenn die Identifikation sehr stark ist, können andere wichtige Dinge auf der Strecke bleiben: Muße, Regeneration, Gesundheit, Selbstreflexion und so weiter. Das Beispiel ist plakativ, aber jeder versteht wohl, was ich meine. Manchen Menschen entsprechen solche Identitäten, anderen jedoch nicht. Wenn sie versuchen, sich eine solche Identität anzueignen, könnten sie leicht scheitern oder unter ihr leiden.

Der zweite Grund: Was motiviert einen Menschen überhaupt, Resilienz entwickeln zu wollen? Versucht er, einem bestimmten Bild zu entsprechen? Kann er sicher sein, dass er das für ihn richtige Ziel verfolgt? Der Wunsch „stark und widerstandsfähig“ (so nennt es die Resilienz-Szene) sein zu müssen scheint sich ja offensichtlich gegen etwas zu richten.

Gegen etwas zu sein baut meiner Erfahrung nach eine stehende Widerstandswelle auf, die lediglich Aufmerksamkeit, Energie und Ressourcen aufzehrt. Wäre es nicht sinnvoller, eine Öffnung durch diese Wand zu finden, statt gegen sie anzurennen? Wenn jemand im Job überfordert ist: Sollte er sich nicht einen anderen suchen? Wenn eine Lebenssituation jemanden “fertigmacht”, sollte er diese nicht besser verlassen? Widerstandsfähigkeit, um die Situation länger zu ertragen ist bestimmt nicht sinnvoll.

Durchlässigkeit ist einfacher

Auf mich wirkt das Konzept der Resilienz jedenfalls sehr mühsam und kompliziert. Dabei ist die Sache eigentlich viel einfacher. Um dem Leben und seinen Herausforderungen gewachsen zu sein, braucht es nur eins: maximale Durchlässigkeit.

Das Sein, das Leben ist so, wie es ist. Es ist unvorhersehbar, unkontrollierbar und stürmisch. Persönlichkeitsstrukturen, das heißt mentale und emotionale Muster bilden Widerstände, die den Fluss des Lebens häufig behindern. Das Empfinden von Trennung, das jeder Persönlichkeit immanent ist, erzeugt erst den Wunsch nach Schutz und Sicherheit. Das Ego mag Durchlässigkeit nicht, denn es möchte lieber die Kontrolle behalten. Ihm gefällt das Resilienz-Prinzip sicherlich, weil es seiner Natur  entspricht.

Muster erkennen

Durchlässigkeit erreichen Sie, indem Sie sich selbst beobachten und Situationen bemerken, in denen Sie sich nicht gut fühlen. Überprüfen Sie, welche mentalen oder emotionalen Muster hinter Ihrem Empfinden stehen und bearbeiten Sie diese. Je weniger persönliche Muster Sie haben, desto größer ist Ihre Durchlässigkeit. Desto geringer ist folglich Ihr Widerstand gegen die unterschiedlichsten Lebenssituationen, und umso leichter können Sie mit ihnen umgehen.

Das Leben fließt und wird leicht. Meine Erfahrung ist, dass das Leben mit steigender Durchlässigkeit immer freier, unkomplizierter und lebendiger wird. Es besteht eine reelle Chance, Frieden zu finden. Natürlich wird es immer noch Rückschläge und Krisen geben. Doch Sie werden wissen, was zu tun ist.

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