Ist Hypnose gefährlich?

Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

Fast immer, wenn ich über meinen Beruf oder mit angehenden Klienten rede, kommt die Sprache natürlich auf die Hypnose. Bei diesen Gesprächen zeigen sich sehr oft Vorstellungen über die Hypnose, beziehungsweise Hypnosetherapie, die weit von dem abweichen, was sie tatsächlich ist. Zudem kommen häufig Ängste und Bedenken, die aus mangelnden Informationen herrühren. Bei dieser Thematik ist es sehr wichtig, zwischen Showhypnose und Hypnotherapie zu unterscheiden. Dieser Artikel erklärt Dir, welche Gefahren von der Showhypnose ausgehen und was Hypnosetherapie ist und was sie leistet.

Gefahren der Showhypnose

Echte Gefahren gehen eigentlich nur von der Showhypnose aus, die gar nichts mit der Hypnosetherapie zu tun hat. Showhypnotiseure unterliegen keinem therapeutischen Ehrenkodex und sind auf Effekte aus. Sie haben aber ein weit verbreitetes Bild der Hypnose vermittelt, das zu vielen falschen Ansichten über die Therapieform führte. Beispielsweise, dass jemand durch einen Fingerschnips mit dem Rauchen aufhört oder dass er dazu gebracht wird etwas zu tun, was er nicht möchte. Das ist völliger Quatsch.

Die Showhypnose beginnt mit der Auswahl der Probanden. Mit ein wenig Menschenkenntnis sind unsichere und um Zustimmung bemühte Personen an ihrem Verhalten leicht zu erkennen und diese werden auf die Bühne gebeten. Manchmal wird auch nur aufgefordert, dass derjenige, der mitmachen möchte, auf die Bühne kommt. Dadurch wird die Bereitschaft mitzuspielen sichergestellt. Dann erfolgen einige Kooperationstests. Wer gut abschneidet, das heißt, wer sich einlässt und sich folgsam zeigt, wird ausgewählt.

Trickreiche Manipulation

Was dann geschieht, ereignet sich in der Regel bei vollem Bewusstsein der Probanden, die unter einem starken Gruppendruck oft einfach nur mitmachen. Der „Hypnotiseur“ wendet dabei autoritäres oder kumpelhaftes Verhalten an, damit die Probanden das Gewünschte tun. Die Mitspieler folgen dem Erwartungsdruck, der auf ihnen lastet, und verlieren einen Teil ihrer Kritikfähigkeit und Selbstbestimmung, die sie an den Hypnotiseur abgeben.

Es werden viele manipulative Tricks benutzt, um besondere Effekte zu erzielen. Dazu wird beim Probanden gezielt eine Desorientierung gezielt erzeugt, um Kooperation zu erzwingen. Zu Beispiel durch ein schnelles Umlegen nach hinten oder einen Schreck, der mittels Fingerschnipsen, Blasen ins Gesicht oder ein plötzliches starkes Zeihen am Arm erzeugt wird. Um aus dieser kurzzeitigen Desorientierung wieder herauszukommen nimmt das Gehirn gerne die erste Anweisung an, um die Orientierung zurück zu gewinnen. „Du gackerst wie ein Huhn“ und der Proband tut es.

Mit der Psyche spiel man nicht

Wer auf die Bühne geht, möchte mitmachen. Das ist eine wichtige Voraussetzung. Er öffnet sich und nimmt die Suggestionen an. Er macht die Suggestionen zu seinen eigenen Überzeugungen. Daher wirken sie. „Das Papiertaschentuch, das da liegt, ist so schwer, dass du es nicht aufheben kannst.“ Der Proband schafft es nicht, dass Taschentuch hochzuheben. „Immer wenn du diese Musik hörst, musst du lostanzen, ob du willst oder nicht.“ Der Proband tanzt sofort, sobald die Musik ertönt. Auch später noch, bis die Suggestion endlich aufgehoben ist. „Deine Hände sind fest zusammengewachsen und je mehr du versuchst sie zu lösen, desto fester sind sie zusammen.“ Es wird nicht gelingen, sie voneinander zu lösen.

Die meisten dieser Versuche haben keine unangenehmen Folgen. Doch es können auch alte Wunden aufgerissen werden, wenn die Probanden beispielsweise in eine Situation ihrer Kindheit zurückversetzt werden, damit sie kindliches Verhalten auf der Bühne zeigen. Kommt der Proband hierbei mit traumatischen Situationen in Kontakt, und ist diesen Erinnerungen schutzlos ausgeliefert, können Destabilisierungs- und Überforderungszustände auftreten oder gar ein Psychose ausgelöst werden.

Die während der Show gegebenen Suggestionen, die unterhaltsam sein sollen, können lange danach weiterwirken und Schäden anrichten. So können bestimmte Auslöser im Alltag unbeabsichtigtes Verhalten oder Reaktionen zur Folge haben, wenn die Suggestionen nicht sauber zurückgenommen wurden. Es können Monate später noch Verwirrung, Entfremdung oder Schlafstörungen auftreten. Es kann auch ein Eindruck von Kontrollverlust bleiben oder das Gefühl bloßgestellt worden zu sein.

Showhypnose kann gefährlich sein. Es handelt sich hierbei um ein übergriffiges Vorführen von Menschen, die aus Neugier oder aus Wunsch nach Aufmerksamkeit mitmachen und die nicht einschätzen können, was tatsächlich mit ihnen geschieht. Es ist besser, sich fern zu halten.

Hypnosetherapie

Die Hypnosetherapie ist eine sehr wirkungsvolle und moderne Therapieform. Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich gut belegt. Untersuchungen mit Kernspintomographen oder mit der Elektroenzephalographie weisen veränderte Verarbeitungszustände im Gehirn nach. Diese lassen es zu, dass sich synaptische Verschaltungen leichter lösen oder neu bilden können. Dies wird genutzt, um schädliche Persönlichkeitsstrukturen oder Verhaltensprogramme durch gesunde, förderliche zu ersetzen.  Es lassen sich unerwünschte innere Zustände abbauen, um so die Lebensqualität des Klienten deutlich zu verbessern.

Die Hypnosetherapie hat ein sehr weites Anwendungsspektrum und birgt, wenn sie fachgerecht angewendet wird, keinerlei Gefahren. Sie wird beispielsweise bei Ängsten, Zwängen, Depressionen, Suchtkrankheiten, Selbstwertproblemen, bei Schlafstörungen oder zum Stressabbau angewendet. Sie hilft praktisch alle unerwünschten Gefühle, inneren Zustände oder Verhaltensweisen zu bearbeiten, um sich von ihnen zu befreien. Auch bei chronischen Schmerzen oder zur Beruhigung vor und bei Operationen kommt sie zum Einsatz. Dadurch ist es möglich, die Anästhesie zu verringern oder nur lokal zu geben. Die Belastung durch die Operation wird vermindert und der Heilungsprozess gefördert.

Häufig gestellte Fragen

Oft werden mir folgende Fragen gestellt: „Bin ich während der Sitzung willenlos?“, „Kann ich dazu gebracht werden Dinge zu tun, die ich gar nicht will?“, „Kann ich mich nachher an nichts mehr erinnern, was in der Sitzung geschah?“, „Kann Hypnose alles heilen?“. Die Antwort auf alle diese Fragen ist: „Nein.“

Der hypnotische Zustand

Den hypnotischen Zustand kennst Du bereits. Wenn Du auf dem Sofa sitzt, die Augen geschlossen hast und Dich einfach entspannst oder wenn Du tagträumst, bist Du in diesem Zustand. Er kann aber auch während Aktivitäten auftreten, wenn diese monoton sind und keine speziellen Aufgaben erfüllt werden. Wenn Du beispielsweise über die Felder joggst, im Wald spazieren gehst, im Kino einen Film schaust oder stundenlang mit dem Auto auf der Autobahn unterwegs bist.

In einer Hypnosetherapiesitzung wird gezielt eine körperliche Entspannung herbeigeführt und die Aufmerksamkeit nach innen gelenkt. Das ist alles. Der Körper ist entspannt und innerlich bist Du hellwach. Du bekommst alles mit. Wir reden währenddessen miteinander. Viele fragen mich nachher: „War das alles, ich hatte gar nicht das Empfinden von einem besonderen Zustand.“

Das Gehirn schaltet in diesem Zustand in einem anderen Informationsverarbeitungsmodus. Dadurch ist es möglich, bestehende Persönlichkeitsmuster und Verhaltensprogramme aufzulösen und neue, gewünschte zu etablieren. Zusätzlich wird der gefundene Lösungsansatz nach der Sitzung weiter trainiert. Dadurch verändert sich das Erleben und Verhalten entsprechend des Therapiezieles.

Suggestionen

Die moderne Hypnosetherapie arbeitet ohne Suggestionen. Suggestionen sind „Eingaben“, die der Therapeut dem Klienten geben kann. Sätze, die den Zustand beschreiben, die der Klient erleben möchte. Es hat sich allerdings gezeigt, dass dieses Vorgehen große Nachteile hat. Der Therapeut kann gar nicht wissen, was der Klient gerade genau braucht. Es kann sein, dass er zufällig die richtige findet und sie funktioniert. Genauso gut kann er daneben liegen und die Suggestion läuft ins Leere.

Es ist auch gar nicht notwendig, dass der Therapeut eine Suggestion gibt, denn der Klient hat bereits alle Antworten in sich. Er kennt seine Lösung bereits. Diese zu finden ist nicht schwer. Anschließend wird diese Lösung, die logischerweise genau richtig für ihn ist, verinnerlicht und zu etabliert. Damit lösen sich die ursprünglichen Probleme auf.

Der Hypnosetherapeut

Der Therapeut hält sich persönlich in der Sitzung völlig zurück. Das heißt, er gibt keine Ratschläge und  mischt sich nicht in den Prozess ein. Seine eigenen Ansichten, Meinungen oder Ideen spielen keine Rolle und er behält sie für sich. Seine Aufgabe ist es, den Klienten oder die Klientin durch ihren Prozess zu begleiten. Daher ist seine wichtigste Aufgabe Fragen zu stellen.

Die Klientin oder der Klient finden ihre Lösungen selbst. Sie testen sie und stabilisieren sie. Der Therapeut heilt nicht und die Hypnosetherapie auch nicht. Beide schaffen lediglich die Bedingungen dazu, dass der Klient einen Weg findet, sich selbst zu heilen.

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Ulrich Heister