Das zweite Paradigma

Der Mensch des ersten Paradigmas befindet sich in einer Art Hypnose. Wie automatisch reagiert er auf die Reize seiner Umwelt. Häufig ist er in Konventionen gefangen. Er ist in das Spiel des Lebens involviert und hinterfragt sein Dasein kaum. Wenn er erfolgreich ist, dann eher aufgrund seiner starken Motivation und seinem großen Energieaufwand. Das zweiten Paradigma bietet ganz neue Möglichkeiten. Daher wird es hier nun auch wesentlich spannender.

Die Person, und die Identifikation mit ihr, ist immer noch vorhanden. Doch es geschieht eine gravierende Veränderung. Es wird erkannt, dass die Person und ihr Charakter nicht gottgegeben ist, nicht ihrem Schicksal unterliegt und nicht das Opfer ihrer Vergangenheit ist. Es ist möglich, sich selbstbestimmt zu verändern. Der Mensch verwandelt sich vom kausalen Ergebnis des Gewesenen in den lebendigen Ursprung seiner Existenz.

Es wird Verantwortung für das eigene Leben übernommen. Dies ist die Domäne des Magiers, des Menschen, der sich aus seinen Verwicklungen befreit hat und zu einem selbstbestimmten Leben erwacht. Er kennt die Zusammenhänge hinter den äußeren Erscheinungen und versteht sie anzuwenden.

Der Magier, der selbstbestimmte Mensch, kennt das entscheidende Geheimnis: Bewusstseinsinhalte definieren die erlebte Realität. Werden die Bewusstseinsinhalte verändert, verändert sich die Realität. Das ist der Schlüssel, der in alle Schlösser passt. Was das genau bedeutet schauen wir uns nun an.

Bewusstseinsinhalte sind, wie schon beschrieben, hauptsächlich Überzeugungen. Überzeugungen sind Glaubenssätze. Je stärker wir von ihnen überzeugt sind, je wahrer wir sie finden, desto größer ist ihre Wirkung auf unser Leben. Achtung, wichtige Aussage: Was wir für wahr halten, erleben wir. Überzeugungen sind beliebig wählbar. Wir haben sie angenommen, weil wir es nicht besser wussten, weil wir unter Leidensdruck standen oder weil wir uns für sie entschieden haben.

Wichtig: Jeder Mensch hat sich selber für seine Glaubenssätze entschieden. Noch wichtiger: Sie sind veränderbar. Es kann herausgefunden werden, welche Überzeugungen zu welchem Thema bestehen und wenn sie etwas Unerwünschtes erzeugen, können sie gelöscht und durch andere ersetzen werden, die die gewünschte Realität definieren. Man muss nur wissen, wie es geht. Im Laufe dieses Blogs werde ich ihnen eine Methode vorstellen, mit der das möglich ist. Für jeden.

Die Sammlung an Glaubenssätzen, die wir mit uns herumtragen bilden das Programm, die Software, die wir als unser Betriebssystem ansehen können. Wir können die Programme erkennen und umschreiben. Die Wirkung kann sehr segensreich sein. Stellen Sie sich vor, sie verlieren Ängste, die Sie ein Leben lang begleiten, überwinden ein schmerzhaftes Erlebnis, das sie in ihrer Lebensfreude einschränkt oder entwickeln Fähigkeiten, die sie sich schon immer gewünscht haben. Sie können sich von allem befreien, was sie behindert, einschränkt oder begrenzt.

Sie selber sind der Quell ihrer Existenz. Für Anhänger des ersten Paradigmas ist das eine bittere Pille. Es kann nicht so einfach sein, mögen einige sagen, denn alles muss hart erkämpft werden. Oder: Wenn das wahr wäre, hätte man das schon viel früher erfahren müssen.

Für diejenigen, der gerne den anderen die Schuld für ihr Scheitern, ihr Leiden oder ihre Gefühle geben, ist dies natürlich sehr schwer anzunehmen. Es bedeutet, dass jeder die alleinige Verantwortung für sein Leben und Erleben hat. Und so ist es.

Wer unter Krankheit leidet, Opfer von Gewalt oder Unfällen wurde, mag bei dieser Aussage heftigen Widerstand spüren. Welche Glaubensmuster soll denn z.B. ein Kind haben, das von seinen Eltern missbraucht wird? Der Einwand ist berechtigt. Man könnte hier mit Karma und vergangene Leben argumentieren. Ich glaube nicht an Karma und auch nicht an vergangene Leben, die eine Person gehabt haben soll. Das sind Hirngespinste. Ich habe diesbezüglich auch schon anders gedacht, doch dazu mehr an anderer Stelle.

Die Sache mit Gewalt, Unfällen und Krankheit, hat zwei Seiten. Ich bin überzeugt, dass die allermeisten dieser Geschehnisse auf unseren Überzeugungen basieren. Bestimmte mentale Programme haben diese Umstände erzeugt und herbeigeführt. Zu den anderen Fällen kann ich nur sagen, dass so etwas passiert. Es unterliegt nicht unserer Kontrolle. Aber wie wir mit diesen Schicksalsschlägen umgehen, wie wir auf sie reagieren und welche Chancen wir haben, sie zu überwinden, liegt wieder absolut bei uns selber.

Um es klar zu sagen: Es geht hier nicht darum, die Welt zu kontrollieren oder die Naturgesetze auszuhebeln. Es gibt Dinge, die können wir nicht ändern. Aber was wir ändern können ist, und darum geht es in diesem Blog, unsere subjektive Realität. Wie wir die Welt erleben, wie wir uns in ihr fühlen, wie wir sie wahrnehmen und wie wir uns einbringen. Vom Standpunkt des Einzelnen aus gesehen ist alles, was wahrgenommen wird, subjektiv und daher von uns selber beeinflussbar.

Die Überzeugungen, die wir angenommen haben, bilden einen lückenlosen Filter. Alles, was an Eindrücken von außen nach innen dringt, wird von ihm beeinflusst. Umgekehrt bestimmt er auch, wie wir uns äußern und wie wir nach außen wirken. Was wir wahrnehmen, wie wir wahrnehmen, wie wir fühlen, denken und handeln wird von diesem Filter bestimmt. Daher kann das Leben für den einen der Himmel und für den anderen die Hölle sein, während beide nebeneinander stehen und das gleiche erleben.

Es gibt keine objektive Realität. Nur die, die wir selber kreieren. Unsere mentalen Muster sind der Stoff, der das zweite Paradigma prägt. Daher befasst sich der nächste Artikel intensiver mit Überzeugungen und Glaubensätzen.

Ulrich Heister