Biografisches

Von klein an war mein Leben von der Suche bestimmt. Zuerst wollte ich die Welt verstehen, dann, was Menschensein bedeutet. Meine Berufe waren zuerst naturwissenschaftlich und später therapeutisch orientiert. Dieser Artikel beschreibt, wie sich mein Leben entwickelte und wie meine Suche ihr Ende fand.

1966 wurde ich geboren. Ich wuchs gut behütet in einer Familie auf, die katholisch geprägt war. So blieben mir die obligatorischen Kirchenbesuche nicht erspart. Das Gesagte blieb mir fremd und das Sünderprinzip konnte ich nie nachvollziehen. Die Musik in der Kirche fand ich allerdings toll. Mystizismus prägte mein Leben also schon sehr früh.

Doch schon im Vorschulalter wandte ich mich erst einmal von der Mystik ab, um mich den harten Fakten zuzuwenden. Mein Vater versorgte mich ständig mit Informationen über meine Umwelt. Wie etwas funktioniert, wie Bäume heißen und so. Meistens fand ich seine Erklärungen interessant. Die Frage „Wie funktioniert das?“ wurde bestimmend für mein Leben.

Da selbst das Wissen meines Vaters Lücken hatte, emanzipierte ich mich mit Hilfe von Kindersachbüchern. In der Schule waren natürlich die naturwissenschaftlichen Fächer die, auf die ich mich immer freute.

Ich experimentierte in meinem Zimmer in einer Weise, dass man vor Rauch nicht von einem Zimmerende zum anderen sehen konnte und der Teppichboden um meinen Tisch herum versengt war. Ich bewundere heute die Gelassenheit meiner Eltern.

Ich stellte unentflammbare Wunderkerzen und Handgranaten aus Schnapsfläschchen her. Der Tipp meiner Chemielehrerin, den ich für mich behalten möchte, erscheint mir im nach hinein ziemlich leichtsinnig. Das war alles höchst spannend, doch nachdem ein Glassplitter meine Freund leicht verletzte (Warum geht das Ding denn nicht hoch? Komm wir gucken mal nach.) erkannte ich die Brisanz der Experimente und ließ so etwas sein.

Natürlich absolvierte ich eine Ausbildung in naturwissenschaftlichen Beruf. Ich wurde Chemikant, dann Chemielaborant und Chemotechniker. Die festgelegten Arbeitszeiten gefielen mir nicht. Ich wollte meine Lebenszeit selber einteilen und mich selbstständig machen. Ich kündigte dem Chemiekonzern, machte Fachabitur und studierte ein paar Monate lang Chemie.

In einer Vorlesung hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Ich lernte aus der Ordnungszahl eines Elementes nach einem einfachen System die Elektronenkonfiguration abzuleiten. Daraus ließ sich auf die chemischen Eigenschaften des Elementes und den sich daraus bildenden Stoffen schließen. Ich war wie elektrisiert. Es musste also einfache Prinzipien geben, mit denen man komplizierte und sehr komplizierte Zusammenhänge verstehen konnte.

Ich wollte mehr von den einfachen Prinzipien, die die komplexen Erscheinungen erklären, finden. Nicht mehr nur die Materie betreffend, sondern generell. Mein Interesse an Erlenmeyerkolben und Bechergläser ließ nach. Ich merkte, dass meine Fragen in diesem Bereich weitestgehend geklärt waren.

So rückte schließlich der Mensch in mein Blickfeld. Wie funktioniert Menschsein? Was bestimmt Erfolg oder Versagen? Woher kommt Krankheit oder Gesundheit? Was, verdammt nochmal, soll das ganze hier?

Eines Tages saß ein Freund bei mir und sagte mir, er wolle sich für eine Heilpraktikerausbildung einschreiben. Da wurde es plötzlich ganz still in mir und irgendetwas sagte: Ich auch.

In der Ausbildung lernte ich viele hoch interessante Heilmethoden kennen. Doch sie waren mir meistens zu kompliziert. Ich war auf der Suche nach den einfachen, grundlegenden Prinzipien. Nicht, dass ich nicht bereit war eine Heilmethode jahrelang zu studieren, aber etwas Kompliziertes reizte mich nicht. Ich wollte den Schlüssel, der in alle Schlösser passte.

Bald erkannte ich, dass psychotherapeutische und energetische Ansätze dem sehr nahe kamen. Ich nahm während der Ausbildung mehrere hundert psychotherapeutische Sitzungen und besuchte viele Selbsterfahrungsseminare. Auch die Esoterik bot einige Ansätze, die sich später jedoch als Seifenblasen erwiesen.

In meiner Praxis war meine Arbeitshypothese: Der Seelenzustand definiert den Zustand des Körpers. So kamen psychotherapeutische und energetische Ansätze zum Einsatz. Viele Jahre arbeitete ich so.

Mit der Zeit verstärkte sich der Eindruck, dass meine Methoden zu unpräzise und langwierig seien. Ich ließ mich zum Bewusstseinstrainer ausbilden. Das schien es nun endgültig zu sein. Der Schlüssel, der alle Tore öffnet und alle Erklärungen liefert: Bewusstseinsinhalte erschaffen die erlebte Realität. Ändere ich meine Bewusstseinsinhalte, ändert sich was ich erlebe. Was sich bisher in fünf bis zehn psychotherapeutischen Sitzungen bearbeiten ließ, wurde nun in einer Sitzung geklärt.

Das stürzte mich erst einmal in eine tiefe Krise. Woran hatte ich die ganzen Jahre geglaubt? Wozu diese vielen intensiven und dramatischen Sitzungen? Konnte es tatsächlich so einfach sein? Ich war schockiert. Ich musste meinen Ansatz überdenken und völlig erneuern. Nach der Integration dieser Erfahrung breitete sich Euphorie aus. Meine Arbeit wurde erfolgreicher und effektiver.

Nach einigen Jahren wiederum erfolgte Ernüchterung. Gut, ich konnte meine Realität gestalten und es anderen beibringen, doch ich hatte nicht die letzte Wahrheit gefunden. Ich war nicht zufrieden. Es fehlte noch etwas. Trotz der genialen Verfahren hatte ich noch nicht das Gefühl am Boden der Existenz angelangt zu sein.

Mir wurde klar, dass ich es gefunden habe, wenn ich nicht mehr da bin. Doch auch die ultimativen Methoden ließen einen Rest von mir. Da war immer noch jemand, der etwas tat. Ich versuchte es mit Tricks und scheiterte. Ich konnte nicht kreieren nicht zu sein. Es schien hoffnungslos, zum Verzweifeln. Die Suche, obwohl ich mich schon fast am Ziel geglaubt hatte, ging weiter.

Dann begegnete ich zwei Menschen des dritten Paradigmas. Der Erste zeigte mir, dass ich (falls hier überhaupt noch von einem „Ich“ gesprochen werden kann), leerer, unbegrenzter Raum bin. Der Zweite sagte mir, dass nichts getan werden kann, um Befreiung, Erleuchtung oder Erlösung (oder wie immer man es nennt) zu erreichen, da dies der natürliche Zustand allen Seins wäre. Es gäbe nur die Vorstellung einer Person, aber keine Person. Wieder stellte sich tiefe Verwirrung ein. Denn, wenn es keine Person gibt, wer entscheidet dann? Wer lebt kreativ und selbstbestimmt sein Leben? Die klassische Frage: Gibt es einen freien Willen?

Mittlerweile sind auch diese Fragen beantwortet. Die Suche ist vorbei, es gibt nichts mehr zu finden. Alles ist vollkommen, wie es ist. Die Dramen des Lebens entfalten sich und integrieren sich wieder in die Einheit. Es gibt nur Ganzheit. Nichts hat aus sich heraus Wichtigkeit. Die Person kann dies nicht fassen, der Verstand liefert sofort Widerspruch.

Die Einfachheit endet, wenn der Verstand verstehen will und sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral macht. Viele Wissenschaften und Glaubenssysteme sind entstanden. Alle sind in sich schlüssig und können in ihrem Kontext hilfreich und nützlich sein. Sie wiedersprechen sich meistens gegenseitig. Schauen wir uns also als nächstes die drei grundlegenden Paradigmen der Menschheit an, um ein wenig Ordnung zu schaffen.

Ulrich Heister
1 Kommentar
  1. Alexander sagte:

    „Denn, wenn es keine Person gibt . . .”

    Und wer hat dann die Suche begonnen?
    Und wer wird die Suche beenden?

    Wer ist es dann der da sucht? Oder was sucht da?

    Ein “Ich” hat die Suche nicht begonnen und ein “Ich” wird sie auch nicht beenden können.

    „Denn, wenn es keine Person gibt . . . ”

    Wer lebt kreativ und selbstbestimmt sein Leben?

    wenn keiner da ist, wer kann dann kreativ und selbstbestimmt handeln?

    Lg

    Alexander

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