Wer bist du, wenn dich niemand wahrnimmt? – Eine Meditation, um zu dir selbst zu kommen.

Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

Wir definieren uns größtenteils über andere. Wir vergleichen uns. Wer oder wie wärest Du ohne die anderen? Ich lade Dich zu einem Gedankenexperiment ein: „Wer bist du, wenn dich niemand wahrnimmt?“. Eine kleine Reise zu Dir selbst.

Wir brauchen andere Menschen

Ohne andere Menschen können wir nicht sein. Wir lernen von anderen und definieren uns selbst in Relation zu ihnen. Indem wir uns vergleichen orientieren wir uns, wir stellen fest, wo wir stehen und bilden unsere Werte. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Doch diese Eigenschaft setzt uns oft auch unter Druck.

Unser soziales System bringt es mit sich, dass es hierarchisch ist. Jeder hat eine Rangliste in seinem Kopf, auf der er sich verortet. Wie viele Freunde habe ich? Was kann ich besonders gut? Wie viel Anerkennung bekomme ich? Welchen gesellschaftlichen Status habe ich? Wie groß ist mein Einfluss? Wieviel verdiene ich? Wie groß ist meine Macht? Und so weiter. Es ist normal, nach einer hohen Position in diesem System zu streben. Unser Ich ist so gestrickt. Und es kann zur Sucht werden.

Vergleichen macht Druck

Niemand möchte sich auf den unteren Rängen wiederfinden und hat daher einen Drang dazu, Bedeutung zu erlangen, jedenfalls solange er meint, dieses Spiel mitspielen zu müssen. Und das ist bei fast allen so, weltweit. Um unsere Position einschätzen zu können, vergleichen wir uns. Wir bewerten uns selbst und die anderen.

Diese Bewertungen nehmen oft ungesunde Züge an. Nicht wenige leiden darunter. „Ich bin nicht schön genug.“ „Ich bin nicht schlank genug.“ „Ich bin nicht fähig genug.“ „Ich bin nicht reich genug.“ Und so weiter. Ein riesiger Druck entsteht, der großes Leiden mit sich bringt und Zufriedenheit unmöglich macht. Nicht selten geschieht es, dass Menschen so den Kontakt zu sich selbst verlieren.

Oft ist zu beobachten, dass durch diese Haltung und die gesellschaftlichen Verwicklungen viele gar nicht mehr allein sein können oder wollen. Sie sind abhängig vom Bezug zu anderen, weil sie selbst gar nicht mehr wissen, wer sie eigentlich sind und was sie ausmacht. Aufgrund der Ausrichtung auf andere und einer vernachlässigten Selbstbezüglichkeit ist eine innere Leere entstanden. Die Persönlichkeit wurde eher aufgrund der Erwartungen von anderen und dem gesellschaftlichen Druck ausgebildet. Es wurde als wichtiger angesehen, eine Funktion zu erfüllen, als ein eigenes Leben aufgrund eigener Wünsche und Bedürfnisse zu gestalten.

Meditation: Rückbesinnung auf Dich selbst

Ich möchte Dich zu einer Meditation einladen. Setze Dich ungestört hin, entspanne Dich und richte Deine Aufmerksamkeit nach innen. Wenn Du zur Ruhe gekommen bist und dieser Zustand stabil ist, versetzte Dich in die folgende Situation. Was ich dir vorschlage, ist natürlich etwas extrem, aber es ist ja auch nur ein Gedankenexperiment. Versuche es trotzdem so realistisch wie möglich zu erfahren.

Stelle Dir vor, Du wärest der einzige Mensch auf der Welt. Es gibt niemand anderen, außer Dir. Du bist mit allem versorgt, was Du zum Leben brauchst. Lass diese Vorstellung so echt werden, wie es geht und stelle Dir dann die folgenden Fragen. Nimm Dir jeweils einige Zeit, sie zu untersuchen:

  • Empfindest Du es eher befreiend oder macht es Dir Angst, allein auf der Welt zu sein? Warum?
  • Was kannst Du nun an inneren Haltungen, Überzeugungen und Bewertungen aufgeben, weil sie überflüssig geworden sind?
  • Was hast Du von anderen übernommen, was Dir jetzt noch wichtig oder wertvoll ist?
  • Was hast Du von anderen übernommen, was Du jetzt aufgeben kannst?
  • Womit möchtest Du Deine Tage füllen?
  • Was möchtest Du erleben?
  • Wer bist du, wenn dich niemand wahrnimmt?

Mache Dir im Anschluss Notizen und überlege, was Du hiervon in Deinem normalen Leben umsetzen kannst und willst. Ich bin überzeugt davon, dass Dich das bereichern könnte und Dich näher zu Dir selbst bringt. Die letzte Frage hat einen anderen Charakter. Wie fühlt es sich für Dich an, sich auf sie einzulassen? Sie kann Dich sehr weit führen, wenn Du das zulässt.

Viel Freude dabei!

Ulrich Heister