Als Paar einen Plan und eine Vision für das gemeinsame Leben entwickeln

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„Wir haben lange nicht mehr zusammengesessen und einander ausdrücklich gesagt, was wir uns wünschen und wie jeder von uns sich die gemeinsame Zukunft vorstellt!“ Als meiner Frau und mir das vor kurzem klar wurde, nahmen wir uns zusammen einen ganzen Sonntagnachmittag frei, um in Ruhe miteinander zu reden und uns als Paar ganz bewusst auszurichten. Meine Frau schrieb dazu ein kleines Posting auf Facebook, das ziemlich viel Resonanz auslöste. Hier finden Sie die (öffentlich lesbare) Statusmeldung. Viele Freunde wollten daraufhin die Methode kennenlernen, nach der wir vorgehen. Hier ist also der Plan zum Plan für Paare.

Was nützt ein gemeinsamer Plan für die Partnerschaft?

Für jeden Menschen ist es meiner Ansicht nach sinnvoll, sich Ziele zu setzen, um dem eigenen Leben eine Richtung zu geben und für sich selbst Klarheit zu finden. Das gilt aber erst recht für Paare.

Wissen Sie, was Ihr Partner von Ihrer Partnerschaft tatsächlich erwartet? Kennen Sie alle seine Pläne? Was bevorzugt er? Haben Sie über alle Ihre Ziele, Wünsche, Pläne und Vorlieben mit Ihrem Partner gesprochen? Natürlich kennen Sie Ihren Partner zu einem gewissen Grad, ein absichtsvolles Gespräch kann sich jedoch sehr transformierend auf Ihre Beziehung auswirken.

Wenn Sie sich zusammensetzen und über Ihre gemeinsame Ausrichtung sprechen, werden Sie staunen, was Sie übereinander noch nicht wussten und was Ihnen noch nicht klar war. Sie werden auch manch eine eigene Annahme über den anderen entdecken, die einfach nicht zutrifft. Nachher werden Sie sagen: „Gut, dass wir darüber gesprochen haben!“

Ein gemeinsamer Plan hat natürlich noch mehr Nutzen. Sie gewinnen eine gemeinsame Ausrichtung. Sie wissen, wohin Sie gemeinsam möchten, und können Ihre Ressourcen wesentlich wirkungsvoller darauf ausrichten. Sie bemerken Gelegenheiten und Chancen viel leichter, und falls Sie von Ihrer Route abweichen, können Sie das schnell erkennen.

Eine gemeinsame Ausrichtung hat auch eine „magische“ Komponente. Sie werden beobachten, dass sich die Verbindung zu Ihrem Partner intensiviert. Die Nähe nimmt zu. Zudem wird sich Ihr Leben wie von selbst diesen Zielen annähern. Allein die Formulierung der gewünschten Lebensziele wird Sie in diese Richtung bringen.

„Weg von“ oder „Hin zu“? – Die zwei Arten von Zielen

Wenn Sie jemanden fragen, was er oder sie sich wünscht, bekommen Sie in der Regel Antworten, die eher beschreiben, was nicht gewünscht oder sogar befürchtet wird: „Ich möchte nicht krank werden.“ „Ich möchte meine Arbeit nicht verlieren.“ „Ich möchte nicht alleine leben.“ „Ich möchte nicht, dass du mich betrügst.“ Und so weiter. Dies sind sogenannte „Weg-von-Ziele“. Nur weil jemand etwas nicht möchte, sind ihm seine tatsächlichen Ziele nicht unbedingt klar. Dieser Mensch ist irgendwo unterwegs und dümpelt durch das Leben, ohne dass er weiß, was er wirklich will. Er weiß nur, was er auf jeden Fall vermeiden will. Ihm fehlt die positive Ausrichtung.

Anders ist das bei den „Hin-zu-Zielen“. Sie geben eine klare (Aus-) Richtung. Der Vorteil von „Hin-zu-Zielen“ ist, dass leichter zu erkennen ist, wenn ein Umweg oder gar ein Abweg droht. Sie haben einen Fixpunkt, an dem Sie sich orientieren können. Solche Ziele könnten sein: „Ich laufe zwei Mal in der Woche 5 Kilometer, um meine Gesundheit zu stärken.“ „Ich qualifiziere mich weiter, um beruflich auf dem neuesten Stand zu sein.“ „Ich erhalte die Beziehung zu meinem Partner lebendig.“ „Ich sorge für meine eigene Klarheit, um Beziehungskrisen meistern zu können.“ Natürlich können Sie das Ziel ändern, sobald Sie erkennen, dass das ursprüngliche nicht mehr stimmt. Dann richten Sie sich auf das neue aus. Auch als Paar sollten Sie sich gemeinsam an Hin-zu-Zielen ausrichten!

Ziele

So können Sie vorgehen

Am besten, Sie planen mindestens zwei bis drei Stunden Zeit ein und sorgen dafür, dass Sie währenddessen ungestört sind. Schaffen Sie sich ein gemeinsames Umfeld, in dem Sie sich beide wohlfühlen. Auch ein gemeinsamer (Kurz-) Urlaub kann sich dafür gut eignen, weil man mal zusammen aus allem heraus ist.

Es gibt zwei Wege, wie Sie Ihre gemeinsame Vision Ihres Lebens finden können:

Möglichkeit 1: Jeder von Ihnen schreibt zuerst zu jedem Lebensbereich selbst die eigenen Vorstellungen auf. Anschließend gleichen Sie diese miteinander ab, um eine Version zu finden, der beide voll zustimmen können. Dieser Weg eignet sich besonders für Paare, die so etwas noch nie gemacht haben.

Möglichkeit 2: Sie entwickeln direkt im Gespräch eine gemeinsame Vision. Einer von Ihnen ist der „Aufschreiber“, der sie notiert. Wenn Sie bereits über Erfahrung in Paargesprächen verfügen, könnte dieser Weg gut klappen.

Ziele, die begeistern, und ein gemeinsamer Satz

Achten Sie bei der Formulierung Ihrer Ausrichtung darauf, dass sie realitätsnah und erreichbar ist. Sollte sich ein Punkt schwer und bedrückend anfühlen, ist dies kein geeignetes Ziel. Sie sollten beide von Ihren Zielen begeistert sein und sie gerne erreichen wollen. Seinen Sie so präzise wie nötig und so offen wie möglich. Stichpunkte genügen, eine Ausformulierung ist nicht erforderlich.

Formulieren Sie zum Abschluss einen gemeinsamen Satz, der den Charakter Ihrer gesamten gemeinsamen Ausrichtung zusammenfasst. Er hilft Ihnen, mit Ihren Zielen in Kontakt zu bleiben. Man könnte diesen Satz auch „Mission Statement“ nennen.

Folgende Lebensbereiche können Sie in Ihre Betrachtung einbeziehen und ergänzen:

  • Partnerschaft und Beziehung
  • Beruf und Geld
  • Fortbildung und Persönlichkeitsentwicklung
  • Wohnen und Lebensumfeld
  • Familie und Freunde
  • Gesundheit und Sport
  • Urlaub und Freizeit
  • Mission-Statement
    (ein Satz oder wenige Sätze)

Wir gehen selbst so vor, dass wir uns für jeden Bereich jeweils ein neues Blatt nehmen und dann stichwortartig eine Liste von gemeinsamen Vorstellungen aufschreiben. Manchmal denken wir erst eine Weile oder helfen einander dabei, über einen Punkt Klarheit zu gewinnen, ehe wir das Teilziel notieren.

… und was ist mit der Umsetzung?

Es ist meine Erfahrung, dass es oft schon reicht, sich klar auf ein Ziel auszurichten, damit man wie von selbst darauf zugeht. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn dem nicht zu viele Hindernisse im Weg stehen, etwa in Form behindernder Glaubenssätze. Je mehr Klarheit der einzelne hat und je offener und wertschätzender das Paar miteinander umgeht, desto leichter wird die Umsetzung.

Sicherlich werden Sie einige Punkte finden, bei denen Sie direkt aktiv werden müssen, um das betreffende Ziel zu erreichen. Das sollten Sie dann natürlich auch umsetzen. Besprechen Sie gemeinsam, wie Sie vorgehen wollen und machen Sie gegebenenfalls einen Aktionsplan.

Heben Sie, wenn Sie fertig sind, Ihren gemeinsamen Plan und Ihre Vision an einem angemessenen Ort auf, beide sollten darauf zugreifen können. Später können Sie natürlich einzelne Ziele ändern, ergänzen oder streichen – aber auch dies natürlich nur gemeinsam, und beide müssen mit den Änderungen einverstanden sein. Nehmen Sie nach einigen Monaten Ihre Liste hervor und schauen Sie, was bereits Realität geworden ist. Sie werden vielleicht an der einen oder anderen Stelle erstaunt sein!

Womit Sie rechnen müssen

Dies ist ein intensiver Prozess. Hier können Dinge zu Tage kommen, mit denen Sie nicht gerechnet hätten. Es kann zum Beispiel sein, dass Ihre Vorstellungen stärker voneinander abweichen, als Sie dachten. Sie erkennen, dass Ihr Partner Ansichten hat, die Sie überraschen. Es könnten Dinge zur Sprache kommen, die Ihnen peinlich sind. Oder es ist Ihnen nicht möglich, einen Konsens zu finden, und Sie beginnen miteinander zu streiten.

Seien Sie beide von Beginn an möglichst offen und respektvoll miteinander. Einigen Sie sich vorher darauf, dass Sie mit Dissonanzen konstruktiv umgehen und einander Raum geben. Vermeiden Sie Rechtfertigungen, Angriffe, Vergleiche, Vorwürfe, Aufrechnungen und Rechthaben-Wollen. Denken Sie immer daran, dass es ein gemeinsames Projekt ist. Unterstützen Sie sich gegenseitig. Schätzen Sie den anderen für das, was er Ihnen mitteilt. Seien Sie unterstützend und liebevoll; vor allem natürlich, wenn jemand über etwas für ihn Unangenehmes spricht. Solch eine gemeinsame Ausrichtung ist eine bedeutende Sache. Da kann die Stimmung schon mal sehr ernst werden. Lassen Sie sich nicht zu sehr in diese Ernsthaftigkeit hineinziehen. Haben Sie Spaß mit- und Freude aneinander.

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Ulrich Heister
2 Kommentare
  1. Petra Schuseil sagte:

    Lieber Ulrich Heister, mein Mann und ich setzen uns immer wieder sonntags hin zum Zwiegespräch. Letzten Sonntag haben wir begonnen über die nächsten Jahre nachzudenken. Wenn ich plus 13 Jahre rechne, werde ich 70 Jahre sein. Was stellen wir noch an? Was wollen wir?

    Ihren Artikel finde ich sehr wichtig und lesenswert. Wir haben ihn eben gemeinsam gelesen. Mein Mann fragte nach Beispielen :-). Da ich meine Gedanken erst einmal für mich formulieren muss, damit ich mir klar bin, fangen wir mit der Möglichkeit 1 an. Jeder überlegt sich erstmal für sich und dann gehen wir damit ins Gespräch.

    Dankeschön.
    Herzliche Grüße vom Zürichsee
    Petra

    • Ulrich Heister sagte:

      Vielen Dank für das Feedback. Ich denke, die meisten Beziehungen scheitern an zu wenig Kommunikation. Schön, dass Sie das auch anders machen.

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