Achtung: Bewusstseinsarbeit gefährdet deine Probleme!

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Wo findet Dein gesamtes Leben ohne Ausnahme statt? In Deinem Bewusstsein. Dein Bewusstsein ist die Schnittstelle, in dem Dein Ich und die ganze Welt entstehen. Was ist dieses Bewusstsein eigentlich? Warum ist es so extrem bedeutsam? Was hat es mit Deinen Problemen zu tun? All das liest Du in diesem Artikel.

Wo wohnt das Bewusstsein?

Das Bewusstsein entsteht in unserem Gehirn. Um genauer zu sein: in der Großhirnrinde. Dort arbeiten rund 15 Milliarden Nervenzellen miteinander. Jede dieser Zellen ist mit ca. 25000 anderen Zellen über Synapsen zu einem Netzwerk verbunden. Informationen über die Außenwelt und uns selbst erhält die Großhirnrinde vom Thalamus. Die Reize aus der Umwelt und vom Körper, die die Sinne aufnehmen, werden zuerst zum Thalamus im Zwischenhirn geleitet. Dieser entscheidet, wie wichtig welche Informationen sind und gibt das Ergebnis gefiltert zur Großhirnrinde weiter. Dort treten Sie in unser Bewusstsein. Dieser Vorgang dauert etwa 0,3 Sekunden. Das heißt, unser Bewusstsein hängt dem, was um uns herum geschieht immer etwa eine drittel Sekunde oder mehr hinterher.

Was gehört zum Bewusstsein?

Unser Bewusstsein enthält viele verschiedene Aspekte der von uns erlebten Realität. Dazu gehören die Sinneseindrücke, die wir von der Umwelt und vom eigenen Körper erhalten. Das Denken, die Gefühle, die Vorstellungen, Erinnerungen und die Bedürfnisse. Unsere Identität, eine Begriff von dem, was zu uns gehört und die Kontrolle sowie die Steuerung unserer Handlungen und Gedanken. Natürlich auch das Empfinden von Raum und Zeit.

Was unterscheidet uns vom Tier?

Nichts, denn wir sind Tiere. Wir gehören der Gattung der Trockennasenprimaten an. Doch unser Zentrales Nervensystem hat uns mit seiner Großhirnrinde eine Sonderstellung unter den Tieren gegeben. Die Großhirnrinde ist so komplex, dass wir uns ein Bild von uns selbst machen können. Wir sind uns unserer selbst bewusst. Es gibt auch andere Säugetiere bei denen das so ist. Beispielsweise bei den Meeressäugern, bei Elefanten und einigen Rabenvögeln. Natürlich auch bei manchen Primaten. In einem gewissen Rahmen können sich selbst erkennen und sind zur Abstraktion fähig.

Abstraktionen

Die meisten Tiere verfügen nur über eine unmittelbare sinnliche Wahrnehmung und über Instinkte, Triebe und Konditionierungen, die ihnen beim Überleben helfen. Die Fähigkeit zur Abstraktion geht weit darüber hinaus und ist der große Vorteil, den wir Menschen haben. Sie ist aber auch der Grund für fast alles menschliche Leiden. Abstraktion bedeutet, dass wir uns etwas vorstellen können. Wir können so ganze innere imaginäre Welten entstehen lassen.

Bei der Entstehung des Bewusstseins ist die Großhirnrinde überwiegend mit sich selbst beschäftigt. Das Verhältnis zwischen Reizen, die von unseren Sinnen kommen und denen, die in unserer Großhirnrinde verarbeitet werden beträgt etwa 1 zu 4 Millionen. Der Begriff „Stuhl“ ist eine Abstraktion. Wenn Du ihn liest oder hörst, hast du sehr wahrscheinlich ein inneres Bild eines Stuhles in Deiner Vorstellung. Das ist auch eine Abstraktion. Nun kannst Du dieses Bild vielleicht noch drehen, dem Stuhl eine andere Farbe geben und so weiter. Und Du kannst zusätzlich noch bewerten, was da in Deinem Kopf geschieht. Das alles ist eine Leistung Deiner Großhirnrinde. Was in ihr geschieht, hat mit der physischen Realität nichts zu tun. Dort steht nur ein Stuhl und der vermittelt maximal einen unmittelbaren sinnlichen Eindruck. Nichts weiter.

Ständig Lärm im Kopf

Wir sind daran gewöhnt und es ist für uns normal, dass wir aus der sinnlichen Wahrnehmung fast immer mehr machen, als sie tatsächlich ist. Wir haben Wörter gelernt, die sofort in unsere Bewusstsein treten und beschreiben, was wir sehen. Wir bewerten Dinge und Ereignisse, entwickeln Empfindungen und Gefühle dazu, reagieren darauf und so weiter. Das alles fordert viel von unserem Gehirn und ist bis auf ganz wenige Ausnahmen überflüssig. Ständig rotieren Bilder, Wörter, Vorstellungen oder Erinnerungen im Kopf, die eigentlich gar nichts nützen. Das macht uns Stress und Unruhe und trennt uns von dem, was tatsächlich ist.

Alle politische, ideologische, soziale, philosophische, religiöse, spirituelle Denkrichtungen und Dogmen sind Abstraktionen, die mit dem unmittelbaren Erleben gar nichts zu tun haben. Sie nützen nur insofern, dass sie uns helfen uns mental zu orientieren und unsere Innenwelt zu ordnen. Doch alle Menschen machen viel mehr daraus. Sie bilden aus ihnen Ansprüche und wollen Recht haben. Wie sie die Welt sehen, wovon sie überzeugt sind oder was sie für richtig halten, ist ihre einzige Wahrheit. Dabei sind unsere mentalen Muster zum aller größten Teil zufällig entstanden. Wir haben sie nicht absichtlich gewählt. Sie sind willkürlich. Und trotzdem bringen sie manche dazu, andere abzuwerten, sie zu verletzen, zu bekämpft, zu gar zu bekriegen oder zu ermorden.

Wir leiden aufgrund unserer Abstraktionsfähigkeit

Es sind die mentalen Imaginationen, die weit von dem entfernt sind, was wahr ist und was tatsächlich ist. Sie lassen die Menschen leiden und ermöglichen erst die Umweltzerstörung. Aus ihnen entstehen das Mangelempfinden, das Vergleichen, das Bewerten, der Wettbewerb, das Streben nach Macht und Besitz oder der Drang zur Selbstoptimierung. Alle diese Neigungen setzen Menschen auf verschiedene Weise unter Druck. Sie sind nur möglich, weil der Mensch sich in seiner Imagination so weit von sich selbst entfernt hat. Danke Großhirnrinde.

Der Ausweg

Aber: Unsere Fähigkeit zur Abstraktion ermöglicht es uns auch, uns selbst zu reflektieren und zu hinterfragen. Die entsprechende Bereitschaft vorausgesetzt. Solltest Du also feststellen, dass Du in bestimmten Lebensbereichen unzufrieden bist, dass Du leidest oder verletzt bist, dann ist es Zeit, Deine Abstraktionsfähigkeit in diesem Sinne zu nutzen. Denn Du kannst ändern, wie Du Dich selbst, andere und die Welt siehst. Du kannst Deine Bewertungen ändern und Deine Überzeugungen. Du kannst selbst entscheiden, wie Du Dich fühlst. Du bist nicht das Opfer Deiner mentalen und emotionalen Muster.

Es gab mal eine Zeit, in der Du Deine Muster entwickelt hast und in der sie Dir nützlich waren. Doch wir ändern uns, die Zeiten und Lebensbedingungen ändern sich. Und so kann es passieren, dass manche Muster anfangen zu stören, da sie nicht mehr in die gegenwärtige Zeit und in unser aktuelles Leben passen. Sie begrenzen oder behindern uns, machen uns schlechte Gefühle und Empfindungen oder bringen ein unpassendes Verhalten hervor, das unseren Erfolg oder unsere Lebensfreude sabotiert.

Heilung

Die gravierendste Abstraktion, die wir mit uns herumtragen ist unser Ich. Wir sagen, das habe ich gemacht. Ich habe versagt. Ich bin erfolgreich. Ich besitze dieses und jenes. Das Ich ist nichts als ein Produkt unserer Großhirnrinde. Es ist eine Vorstellung, eine Imagination, der keine reale Repräsentation zu Grunde liegt.

Wir glauben an das Ich, weil einige Nervenzellen in unserem Kopf so verdrahtet sind. Diese Tatsache schafft eine Illusion von Ich und Du, von hier drinnen und dort draußen, von gut und schlecht. Diese Polarität, diese Aufspaltung lässt uns leiden, da sie es uns unmöglich macht, die Ganzheit, in der wir unzweifelhaft leben, zu erfahren. Und dabei haben wir alle solch eine große Sehnsucht danach, Verbindung zu spüren, eins zu sein, zu lieben und zu wachsen.

Die Heilung besteht darin, unsere verschiedenen Anteile, Identitäten und abgespaltene Persönlichkeitsanteile wieder zu integrieren. Das geschieht in der Bewusstseinsarbeit, in der wir unsere Muster reflektieren und wieder ganz werden. Gute Psychotherapie ist Bewusstseinsarbeit. Es geht nicht darum, das Ich (Ego) zu überwinden. Es geht nicht darum, für immer glücklich zu sein. Es geht nicht darum, andere für das erlebte Leid zu beschuldigen.

Es geht darum, Frieden zu finden. Eine integre, lebendige Persönlichkeit zu sein, die sich abgrenzen und mit der Ganzheit verschmelzen kann, wenn sie das möchte. Die keine Angst vor der Realität hat und sie nicht leugnen muss und doch Lebensfreude empfindet.

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Ulrich Heister