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Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

Geht Dir Deine Bewertungsmühle im Kopf auch manchmal ganz schön auf den Keks? Du schaust in den Spiegel oder siehst Dich beim Vorbeigehen im Schaufenster und schon aktiviert sich der innere Kritiker? Du kommst in einen Raum mit Menschen und fängst gleich an, sie in sympathisch und unsympathisch zu unterteilen? So ergeht es uns nicht nur mit Menschen, auch mit Dingen, Situationen und Empfindungen. Ständig bewerten wir und der Kopf kommt nicht zur Ruhe. Hier gibt es Abhilfe!

Du kannst Dein Gehirn besser nutzen

Nun, Bewertungen sind eine wichtige Funktion unseres Ichs, um uns zu schützen und um günstige Gelegenheiten zu erkennen. Doch können sie sich zu einer Angewohnheit entwickeln, die lästig, wenn nicht sogar belastend werden kann. Sie laufen automatisch ab und verbrauchen Gehirnkapazität, die Du besser nutzen könntest. Zudem reduzieren sie Deine Wahrnehmungsfähigkeit, denn die Bewertung wirkt wie ein Filter, der nur durchlässt, was ihm entspricht.

Unterscheidungsfähigkeit ist es eigentlich, was wir brauchen und nur in den Situationen, in denen wir sie wirklich brauchen. Mehr nicht. Sie reicht völlig aus, um uns entscheiden zu können und uns situationsgemäß zu verhalten. Wir brauchen nicht diesen nervenden Affen im Kopf, der ständig sagt was falsch oder richtig, schön oder hässlich, gut oder schlecht oder was auch immer ist. Und das ständig!

Ein Ausweg

Anfangs wirst Du ziemlich aufmerksam sein müssen. Du solltest üben, zu bemerken, wenn Du dabei bis zu bewerten. Das ist nicht leicht, vor allem, wenn sich das derartig automatisiert hat, wie bei den meisten von uns. Gleichzeitig verliert unser Ego dadurch ein wichtiges Instrument der Selbstaufwertung. Während wir andere abwerten, werten wir uns selbst auf. Frage Dich, ob Du das tatsächlich möchtest. Wärest Du bereit, das aufzugeben?

Letztendlich spiegelst Du Dich in Deinen Bewertungen selbst. Was Dich im Außen nervt, nervt Dich auf tieferer Ebene an Dir selbst. Was Du im Außen bewunderst, hättest Du gerne selbst. Das ist natürlich etwas vereinfacht, aber im Kern richtig. Mache Dir klar, an was es Dir mangelt, was Dein wahres Bedürfnis ist, und sorge dafür, dass es gestillt wird. Ganz bewusst und absichtsvoll. Diese Bewertungsspielchen werden dann schnell uninteressant.

Bewusstheit ist der Schlüssel

Wenn Du beobachtest, dass Du bewertest, egal ob Dich selbst oder andere oder irgendwas, mache bitte folgendes: Mache Dir klar, dass Du selbst es tust und Du Dich selbst dazu entscheiden hast, wenn auch möglicherweise unbewusst. Nun entscheide Dich dazu, es nicht zu tun. Betrachte das, was im Fokus Deiner Aufmerksamkeit ist, einfach als das, was es ist. Punkt. Sonst nichts. Eine Bewertung ist völlig unnötig. Du belastest Dich nur selbst damit. Dem anderen oder dem Ding ist Deine Bewertung sicherlich egal, weil er, sie oder es, das gar nicht mitbekommt.

Nutze Dein Unterscheidungsvermögen, falls es nötig ist, aber übe das Nicht-Bewerten. Mache es zu Deiner neuen Angewohnheit. Du wirst feststellen, es wird ruhiger in Deinem Kopf, Du entspannst Dich und die Welt macht Dir mehr Freude.

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Manche Menschen strahlen eine enorme Gelassenheit aus. Wir fühlen uns meist in ihrer Gegenwart wohl und werden selbst ruhiger. Wie gelassen sind Sie? Bleiben sie ruhig, auch wenn es hoch her geht? Oder sind sie leicht aus der Fassung zu bekommen? Dieser Artikel zeigt, was Gelassenheit ist und wie Sie sie wiedererlangen können.

Eigenschaften von Menschen, die gelassen sind:

  • Ihre Grundbedürfnisse sind gedeckt.
  • Sie haben Frieden mit dem, was ist.
  • Sie haben die Zuversicht zukünftigen Herausforderungen bewältigen zu können.

Grundbedürfnisse decken

Nun, hierzu brauche und möchte ich an dieser Stelle nicht viel sagen. Es versteht sich von selbst, dass jemand, der um das Nötigste kämpft, nicht gelassen sein kann. Daher ist es wichtig, ein Einkommen zu verwirklichen, das ein gutes Leben ermöglicht, wie auch immer jeder Einzelne darunter versteht. In unserer Gesellschaft ist davon auszugehen, dass die meisten von uns versorgt sind.

In Frieden sein

Das ist schon ein schwierigeres Thema. Wer kann von sich sagen, dass er in Frieden ist? Mit sich selbst und mit der Welt um ihn herum? Und das in einer Zeit, in der Meinungen, besonders sein und Abgrenzung, das heißt Individualität, so wichtig zu sein scheinen? Oft werden Standpunkte, Fähigkeiten oder Eigenschaften nur aus dem Grund angenommen, sich selbst hervorzuheben. Der Kampf um Aufmerksamkeit und Anerkennung nimmt oft groteske Züge an.

So ist unser Ego strukturiert. Es versucht seiner Anlage entsprechend, unser Leben in den Griff zu bekommen und unsere Bedürfnisse zu decken. Das ist in unserer dichten, schnellen und konkurrenzorientierten Gesellschaft gar nicht so leicht. Daher wundert es nicht, dass das Finden von Frieden eine ziemliche Herausforderung sein kann.

Wenn ich von „in Frieden sein“ spreche, meine ich nicht einen angepassten Ja-Sager, der keine eigenen Ansichten hat und dem alles egal ist. Ich spreche vom inneren Frieden. Ich frage mich: „Warum kann ich damit nicht in Frieden sein?“ wenn mich etwas nervt, aufregt oder ich mich angegriffen fühle. Vor allem, wenn mir klar wird, dass es sich in einem bestimmten Zusammenhang wiederholt.

Wer aufrichtig zu sich selbst ist, wird erkennen, dass das, was ihn so aus der Fassung bringt ein eigenes Persönlichkeitsmuster ist. Nur in Bereichen, in denen wir selber keine Klarheit haben, da wo wir ein schlechtes Gewissen oder eine starke Bewertung haben, sind wir angreifbar. Sich über etwas aufzuregen, genervt zu sein oder sich verletzt zu fühlen, ist ein guter Indikator dafür, dass ein Thema getriggert wurde, dass wir uns ansehen und klären sollten. Ist dies geschehen, bringt uns derselbe Auslöser nicht mehr aus der Fassung. Stattdessen haben wir die Möglichkeit unsere Reaktion frei zu wählen und uns gut zu fühlen. Die negative Resonanz ist deaktiviert und unsere Gelassenheit ist nicht gefährdet.

Selbstvertrauen aufbauen

Selbstvertrauen zu haben bedeutet, zuversichtlich zu sein, mit anstehenden Aufgaben oder den Herausforderungen des Lebens fertig werden zu können. Mit diesem Selbstvertrauen werden wir geboren. Schauen Sie sich an, wie offen, freundlich und zielstrebig kleine Kinder auf andere Menschen zu gehen. Mit welcher Neugier und Entdeckerfreude sie die Welt um sich herum erforschen und in sich aufnehmen. Werden diese Qualitäten, bei dem gebotenen Schutz, gefördert und ihre Entwicklung unterstützt, bleiben diese Menschen weiterhin so vertrauensvoll, offen und zuversichtlich. Sie entwickeln eigene Ansätze, um Probleme zu meistern und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Diese Haltung kann sich bis ins Erwachsenenalter erhalten.

Leider ist dieses Ideal eine seltene Ausnahme. Selbst die besten Eltern oder Vorbilder, die die Kleinen haben, übertragen ihre eigene Begrenzungen und Ängste auf sie. Diese können mehr oder weniger einschneidend sein. Es geschieht nicht selten sogar, dass Kinder von den „Erwachsenen“ absichtlich klein gehalten und unselbstständig gemacht werden. Man denke nur an die „Helikopter-Eltern“, die ihre Kinder überbehüten und ihnen gar keinen Raum zur Entfaltung geben. Es gibt auch „Erwachsene“, die ihre Kinder vorsätzlich unterdrücken oder sie seelisch oder körperlich verletzen. In solchen Fällen ist es ein Wunder, wenn die ihnen Anvertrauten so etwas wie Selbstwert beziehungsweise Selbstvertrauen entwickeln.

Woher und wie wir auch immer wir Verletzungen, Begrenzungen oder Ängste haben, hier ist die gute Nachricht: Sie sind fast immer heilbar. Der Aufwand dazu ist sicherlich unterschiedlich, doch er lohnt sich immer. Werden die persönlichen Muster aufgelöst, die wir von anderen übernommen haben oder zu denen wir gezwungen wurden, kommt das natürliche Selbstvertrauen zurück, das in uns allen angelegt ist. Wer zusätzlich Methoden lernt, die es ihm ermöglichen, bei sich selbst auf mentaler und emotionaler Ebene zu arbeiten, ist gut ausgestattet, um seine Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Die Folge davon sind Zuversicht und Gelassenheit.

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Vor einiger Zeit hörte ich den Spruch: „Wenn du gegen die Realität kämpfst, verlierst du. Aber auch nur immer.“ Wer könnte dem nicht zustimmen? Und doch versuchen wir immer wieder zu ignorieren, was tatsächlich Sache ist. Was ist Realität eigentlich und wie entsteht sie? Dieser Newsletter befasst sich mit dieser Frage und zeigt, wie wir Frieden mit der Realität finden können.

Was ist Realität?

Habe Sie sich diese Frage schon einmal gestellt? Was ist Ihre Antwort? Meine ist: Das, was gerade ist. Und das ist subjektiv. Im Nervensystem (nicht nur im Kopf) eines jeden Einzelnen entsteht seine eigene individuelle Realität. Diese Realität wird gebildet aus den Sinneseindrücken, die wir haben, den körperlichen Empfindungen und unseren Gefühlen und Gedanken.

Der Himmel ist nicht blau. Das Fell der Katze ist nicht weich. Der Wind rauscht nicht im Baum. Das Bonbon ist nicht süß. Die Welt hat keine Farben, Luftdruckschwankungen haben keinen Klang, Oberflächen sind, wie sie sind und Substanzen haben keinen Geschmack. Es ist immer erst unser Nervensystem, das in uns ein Bild, einen Klang, einen Tastempfinden oder einen Geschmack entstehen lassen. Das ist unsere direkte Wahrnehmung. Es ist die Realität erster Ordnung ohne Bewertung.

Unsere Wahrnehmungen machen jedoch etwas mit uns. Wir bewerten sie oder entwickeln aus ihr Gefühle und Gedanken. Das ist der zweite Schritt und der bestimmt, wie wir uns fühlen, wie wir die wahrgenommene Realität empfinden und wie wir mit ihr umgehen. Das ist die Realität zweiter Ordnung, also unsere Reaktion auf unsere Wahrnehmung.

Gemeinsame Realität

Manchmal haben wir Glück und unsere Realität stimmt mit der eines Anderen überein. Wir haben einen Konsens. Bei der Realität erster Ordnung ist das meist noch recht leicht: „Heute ist es sommerlich warm.“ „Der Himmel ist blau.“ (Können wir das wirklich wissen? Ist es überprüfbar, dass jemand anderes Blau genauso wahrnimmt, wie wir selbst?) In der Realität zweiter Ordnung kann es mit dem Konsens jedoch schnell vorbei sein. „Ich genieße, die Hitze!“ oder „Wenn es so heiß ist, kann ich nur drinnen sitzen und nichts tun.“ Wir sehen also, unser Konsens kann äußerst fragil sein.

Da Menschen sehr unterschiedlich geprägt sind und Wertesysteme stark voneinander abweichen können, ist eine gemeinsame Realität tatsächlich ein Glücksfall. Mit anderen, mit denen wir eine große gemeinsame Schnittmenge an Realitäten haben, verstehen wir uns meistens gut. Wenn dies nicht der Fall ist, empfinden wir den anderen als fremd oder bedrohlich. Hier ist es sinnvoll, sich klar zu machen, dass der Unterscheid lediglich in der individuellen Reizverarbeitung liegt.

Anders ausgedrückt: Jeder hat sein eigenes Glaubenssystem und hat eine eigene Realität. Häufig ist es gar nicht notwendig, dass ein Konsens gefunden wird. Verschiedene Ansichten können einfach nebeneinander stehen. Lernen Sie die Ansicht der anderen zu genießen. Das sorgt für Entspannung. Es sind die Ansichten der anderen, Sie können sie nicht ändern und Sie haben nichts mit ihnen zu tun. Selbst, wenn es bei den anderen um Sie geht. Dafür können Sie Ihre eigenen Überzeugungen, genauso wie alle anderen, beliebig wählen.

Stress mit der Realität

Was aber, wenn ein Konflikt mit der eigenen Realität entsteht? Was, wenn Sie etwas wahrnehmen oder fühlen, was sie lieber nicht wahrnehmen oder fühlen wollen? Es kommt ein übler Brief, einer nahestehenden Person stößt etwas zu, das Unternehmen floriert nicht so richtig, unerwünschte Gefühle tauchen einfach so auf, die Beziehung stockt, oder, oder, oder …

Die Natur hat uns dazu drei Reflexe mitgegeben: Erstarren, kämpfen oder fliehen. Das Leben macht meiner Erfahrung nach eher Spaß, wenn man nicht reflexartig lebt, sondern selbstbestimmt wählt. Dann ändern sich die Optionen in: die Realität akzeptieren, die Realität verändern oder die Realität verlassen.

Die Realität ändern

Dies ist in der Regel der mühsamste Weg. Hier geht es darum, Einfluss auf Menschen zu nehmen oder die Bedingungen beziehungsweise die Umstände zu verändern. Hierbei geht es um Macht oder um Selbstwirksamkeit. Wer an der Macht ist, bestimmt die Regeln. Er hat die Möglichkeit, Änderungen in seinem Einflussbereich relativ leicht zu bewirken. Dies kann er auf freundliche oder unfreundliche Weise bewerkstelligen. Aber er ist machtlos gegenüber der Realität erster Ordnung. Ein Mensch kann nicht aus eigener Kraft fliegen. Aber er kann eine Maschine ersinnen, die ihn in die Luft trägt. Hier ist Selbstwirksamkeit gefragt. Hat er die Fähigkeit, sich Kompetenzen anzueignen und diese anzuwenden, ist es durchaus denkbar, dass er es hinbekommt, ein Fluggerät zu bauen.

Ein Beispiel: Tom findet die Menge an Kaffeebechern erschreckend, die jeden Tag in seiner Firma vom Kaffeeautomaten ausgespuckt und nach Gebrauch weggeworfen werden. Er konstruiert eine Maschine, die die Kaffeebecher häckselt, einschmilzt und zu Filamenten für 3D-Drucker extrudiert. Seine Maschine verkauft er überwiegend in Schwellenländer und trägt auch in anderen Anwendungsbereichen dazu bei, die Menge an Kunststoffabfällen zu reduzieren.

Die Realität verlassen

Ist eine Realität unerträglich, besteht meistens die Möglichkeit, diese zu verlassen. Das ist häufig relativ schnell umsetzbar, aber oft auch mit Verlusten verbunden. Wobei diese Lösung natürlich auch Chancen birgt.

Ein Beispiel: Sarah ist in ihrem Job immer unzufriedener. Sparmaßnahmen reduzierte die Zahl der Mitarbeiter und ihre Arbeitsbelastung steigt. Zudem ist ihr Vorgesetzter immer mehr unter Druck und das Arbeitsklima leidet sehr. Ihre Arbeit, die sie anfangs sehr mochte, wurde immer mehr zur Belastung und sie hat den Eindruck, dass ihre Ideen immer häufiger ins Leere laufen. Sie entschließt sich, eine neue Stelle zu suchen. Dabei muss sie liebgewonnene Kollegen zurücklassen und kann Teile ihres Knowhows nicht mehr nutzen.

Die Realität akzeptieren

Wenn wir Stress mit der Realität haben, liegt das an unserer eigenen Realität zweiter Ordnung. Die Art, wie wir eine Realität erleben, wird von unseren Überzeugungen, Ansichten oder Haltungen bestimmt. Hier liegt der Schlüssel: Ändern wir unsere Bewusstseinsmuster, ändert sich die erlebte Realität. Hierzu gibt es Methoden (wie diese), die man lernen kann oder man kann sich professionelle Hilfe holen. Wir passen die Realität zweiter Ordnung an die Realität erster Ordnung an. Das ist meistens der einfachste und dauerhaft wirksamste Weg.

Ein Beispiel: Marc entwickelt häufig eifersüchtige Gefühle in Bezug auf seine Frau. Sie ist oft auf Geschäftsreise und er weiß nicht wirklich, was währenddessen tatsächlich geschieht. Um mit der Situation umgehen zu können, entschließt er sich eine Sitzung zu nehmen, um das Thema zu klären. Dort erinnert er sich unter Anwendung der sogenannten Timeline-Methode an eine Situation: Er spielt als kleines Kind allein im Garten und wünscht sich, dass seine Mutter ihm Aufmerksamkeit gibt und Zeit mit ihm verbringt. Sie jedoch arbeitet im Haus und ist sehr beschäftigt. Er erinnert sich an weitere Situationen, die einen ähnlichen Charakter hatten und die das gleiche Gefühl in ihm erzeugten. Ihm wurde klar, dass er gegenwärtig unbewusst von seiner Frau erwartet, dass sie ihn vor dem Gefühl der Einsamkeit zu beschützt. Nach der Sitzung stellt sich das Gefühl der Eifersucht nicht mehr ein.

Sie haben die Wahl, wie Sie mit einer  Situation umgehen, die Ihnen nicht gefällt. In den meisten Fällen ist es sehr lohnend, zuerst bei sich selbst zu schauen und zu versuchen, den Konflikt in sich selbst zu lösen. Sehr oft liegt die Ursache für ein Problem oder einer Unzufriedenheit in uns selbst. Manchmal sind Aktivitäten im Außen notwendig. Aber auch hier kann Bewusstseinsarbeit extrem hilfreich sein, um die richtigen Ansätze zu finden und um Hemmnisse bei der Umsetzung auszuräumen.

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Wir alle haben Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen, dem Großartigen. Ich denke, es liegt daran, dass wir eine Grundtendenz haben, uns verbessern zu wollen. Oder daran, dass wir uns sicher fühlen und Kontrolle haben möchten. Vielleicht stellen wir uns ein Ideal vor, das wir anstreben. Wir wollen es richtig zu machen, edel zu sein und gut. Ist das ein Irrweg?

Wir versuchen besonders zu sein

Besonders oder wichtig wollen fast alle Menschen sein. Die üblichen Mittel dazu sind beeindruckendes Wissen, spezielle Fähigkeiten, eine tolle Karriere oder ein gehobener Status. Manche verwirklichen Ihre Außergewöhnlichkeit über das Scheitern. Man muss sich selbst nur irgendwie plausibel machen, dass der eigene Erfolg oder die eigene Erfolglosigkeit besonders sind. Schon geht es dem Ego besser.

Normalität wird als langweilig und fade empfunden. So suchen wir ständig nach Erfahrungen, die uns aufwerten oder uns einen Kick geben. Die gesamte Modebrache nutzt diese Tatsache aus. Ständig müssen neue Klamotten her, möglichst teuer und ausgefallen oder billig, damit man sie nach ein paar Mal Tragen wegwerfen kann und immer dem aktuellen Trend folgen kann. Das gleiche gilt für Smartphones, IT-Devices und Autos. Nach kurzer Zeit muss etwas Neues her, um en vogue und hipp zu sein. Die wachstumsgesteuerte Politik und Wirtschaft freut es.

Hauptsache super!

Kaum ein Film im Mainstream-Kino kommt ohne Superhelden, Superreiche oder globale Katastrophen aus. Die Szenarien sind völlig überzogen und haben nichts mit dem normalen Leben zu tun. Hier kann der Normalo Sachen erleben, die sein Leben so ohne weiteres nicht hergibt und er hat für eine kurze Zeit den Eindruck etwas ganz tolles erlebt zu haben. Die gleiche Funktion haben Erlebnisparks und Extremsportarten. Ich möchte das alles nicht abwerten, denn es kann Spaß machen. Doch man sollte sich klar machen, dass all dies Zeug ist, dass irgendwann immer mehr, immer extremer, immer maximaler sein muss und doch nicht glücklich macht. Die innere Leere, die gefüllt werden soll, dehnt sich trotzdem immer weiter aus.

Selbstfindung statt Karriere

Viele Menschen reiben sich in einer Karriere auf, um Anerkennung und Status zu erlangen, die irgendwann zum Selbstzweck wird. Der Status verschlingt immer mehr Mittel und die Verpflichtungen nehmen zu. Hauptsache, die Eltern sind stolz, die Privatleben ist vorbildlich und der Chef kommt bald mit der Beförderung. Und man will ja auch im Freundeskreis mithalten. Die Unruhe ist pausenlos und das Innehalten unmöglich. Das Hamsterrad dreht sich immer schneller, bis man sich selbst kaum noch wahrnimmt und der Burn-Out an die Tür klopft.

Dieser Trend scheint sich abzuschwächen, zugunsten eines anderen. Das Pendel scheint vom einen Extrem in das andere auszuschlagen. Zurzeit schwingt es Richtung Selbstoptimierung. Manche betreiben sie, um das Hamsterrad besser ertragen zu können, andere versuchen auszusteigen und entdecken die Spiritualität, das Slow-Living oder die Achtsamkeit für sich. Das ist natürlich auch alles nicht schlecht, doch auch hier lauert die Ich-bin-besonders-Falle und all das kann man auch übertreiben. Die Wahrscheinlichkeit dazu ist relativ hoch, zumal man ja vorher auch schon zu Extremen neigte. Neigungen verschwinden jedoch nicht durch Verhaltensänderungen, dazu müssen andere Ebenen angesprochen werden.

Das, was ist, ist das Wunder

Und was jetzt? Was kann man tun, um relativ leicht Zufriedenheit und Erfüllung zu erreichen? Sie wissen es bereits: Die Normalität, das Dasein an sich, ist das Wunder. Das, was unmittelbar ist, reicht völlig aus. Es sind unsere Gedanken, Bewertungen und persönlichen Muster, die es fade, langweilig oder selbstverständlich erscheinen lassen.

Machen Sie sich klar: Wir sitzen auf einem winzigen Staubkorn im Weltall, rasen mit ihm in irrwitziger Geschwindigkeit um das Zentrum der Milchstraße. Wenn verschiedene universale Konstanten nur minimalst anders wären, wäre das Weltall schon längst wieder kollabiert oder den Kältetod gestorben. Es wäre gar kein Leben entstanden. Wäre die Erde nur ein Stück näher an der Sonne oder weiter weg, gäbe es hier bestenfalls vielleicht ein paar komplexere Aminosäuren, aber sonst nichts. Hätten wir nicht unseren wirklich außergewöhnlichen Mond, der die Erde stabilisiert, würden wir immer noch in der Ursuppe dümpeln.

Ist es also nicht bereits ein ungeheures Wunder, dass es uns hochkomplexe, zur Selbsterkenntnis fähige Wesen, überhaupt gibt? Ok, das ist natürlich eine intellektuelle Ableitung, die mit Unmittelbarkeit nichts zu tun hat. Aber sie ändert vielleicht bereits ein wenig Ihre Perspektive. Es geht noch einfacher:

Was ist, ist alles, was ist

Alles, was nötig ist, ist sich mit dem zu verbinden, was gerade ist. Benutzen Sie einfach Ihre Sinne. Sehen Sie, hören Sie, tasten Sie. Sie werden feststellen, dass das Bewerten und das Denken ruhiger werden oder gar ganz aufhören. Nein, Sie brauchen nicht zu meditieren, können diese Übung aber gerne so bezeichnen, wenn Sie möchten. Das ist ein sehr simpler Reset, der immer möglich ist. Diesen Zustand werden Sie zuerst nicht lange, aber später immer länger aufrechterhalten können. Trainieren Sie es. Aus diesem Raum heraus können Sie dann gelassener und entspannter Ihr Leben entfalten.

Das, was ist, ist das Einzige, was Sie zur tatsächlichen Erfüllung brauchen. Es ist unabhängig davon, wo Sie sich befinden, was Sie tun oder was in Ihrer Umgebung gerade geschieht. Eine andere, dauerhaftere Erfüllung gibt es nicht. Sollten Sie anderer Ansicht sein, handelt es sich um eine Denkgewohnheit oder um ein automatisches, mentales Programm. Es ist das gleiche, welches Sie zu Höherem, Besseren oder zum Besonderen antreibt. Das ist in Ordnung, aber es ist auch gut zu wissen, dass es eigentlich ganz einfach sein kann.

Zufriedenheit und Gelassenheit zu finden ist nicht schwer. Besinnen Sie sich auf das, was gerade ist. Sollten Sie mit dieser Übung Probleme haben, wenden Sie sich jemanden, der sich damit auskennt. Es ist genauso sinnvoll wie einfach, sich von Persönlichkeitsmustern zu befreien, die zu Überforderung führen oder sonst wie schaden.

Immer wieder höre ich, dass sich Menschen mehr Gelassenheit wünschen. Egal, was das Leben gerade bietet, einfach gleichmütig zu sein. Auch wenn es stressig wird, die innere Ruhe zu behalten. Das bedeutet auch, weniger Angst zu haben und sich weniger Sorgen zu machen. Provokationen und unangemessenes Verhalten stören nicht den inneren Frieden und werden eher humorig aufgenommen. Dazu gehört auch das Selbstvertrauen, mit dem Leben zurechtzukommen, seine Bedürfnisse erfüllt zu wissen und die eigenen Ziele für erreichbar zu halten. Dieser Artikel beschreibt, wie das möglich ist.

Die scheinbare Gelassenheit

Der Gelassenheit könnten auch negative Aspekte zugesprochen werden. Es gibt Menschen, die emotional nicht verfügbar sind. Das heißt, sie haben sich von ihren Gefühlen getrennt oder zeigen sie nicht. Das geschieht wahrscheinlich aufgrund von Verletzungen. Sie haben sich als Selbstschutz ein dickes Fell zugelegt, um sich sicher zu fühlen. Manche versuchen die Contenance zu wahren, um gesellschaftskonform zu wirken oder um ein bestimmtes Bild von sich zu vermitteln. Andere reißen sich zusammen und legen Selbstbeherrschung an den Tag. Dies alles könnte nach Gelassenheit aussehen, ist tatsächlich aber eher anstrengend und beschränkend. Darum soll es hier nicht gehen.

Persönliche Muster sind der Schlüssel

Was muss nun gegeben sein, damit sich tatsächliche Gelassenheit einstellt? Der erste Absatz dieses Artikels umreißt einige Attribute der Gelassenheit. Doch wie ist es möglich, Gelassenheit zu erreichen? Der Schlüssel dazu liegt in den persönlichen Mustern. Diese resonieren mit Ereignissen, die Ängste oder Sorgen auslösen, mit Provokationen, mit gestörtem Gerechtigkeitsempfinden und bringen Minderwertigkeitsgefühle, Überforderung, Hilflosigkeit oder Bewertungen hervor. Dies alles, und mehr, sind Auslöser für innere Unruhe und für starke emotionale Zustände, die Gelassenheit untergraben.

Grundsätzlich lässt sich sagen, je weniger persönliche Muster Sie in sich tragen, die mit Missempfindungen irgend einer Art zu tun haben, desto weniger wird Ihr innerer Frieden gestört. Reize, die sonst Irritationen ausgelöst haben, gehen glatt durch Sie hindurch. Sie bleiben nirgends hängen und lösen keine unerwünschten Gefühle oder Reaktionen aus. Um es noch einmal zu betonen: Dabei geht nicht darum, nichts an sich heran zu lassen. Es werden nur weniger automatische Muster in Ihnen getriggert.

Die Muster, die Sie aus Ihrer Mitte bringen, sind leicht identifiziert: Beobachten Sie sich. Merken Sie sich Gelegenheiten, in denen Ihre Gelassenheit gestört wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt können Sie sich darum kümmern und sich fragen, welche Ihrer Überzeugungen, Identitäten, Haltungen, Meinungen, Bewertungen, etcetera Ihrer Reaktion zu Grunde liegen. Nun brauchen Sie Sie sich nur noch zu entscheiden, ob Sie das Muster behalten, oder lieber löschen möchten. Das können Sie beispielweise mit dieser Methode.

Und sonst?

Hier noch einige weiter Gedanken, die der Gelassenheit zuträglich sind. Zuerst: Überlegen Sie sich, was Sie aufgeben müssten, wenn Sie mehr Gelassenheit hätten. Wollen Sie das tatsächlich? Machen Ihnen Ihre Dramen nicht manchmal richtig Spaß? Ansonsten: Nehmen Sie sich selbst und andere nicht so wichtig. Jeder hat seine Meinungen und Ansichten, Vorstellungen von Richtig und Falsch und meint meistes eh, dass er Recht hat. Was soll´s? All diese Überzeugungen sind völlig beliebig und auswechselbar. Umgeben Sie sich mit Menschen, die zu Ihnen passen. Kämpfen Sie selbst nicht um Ihre Bedeutung. Machen Sie Ihr Ding. Manch einem mag es gefallen, anderen nicht. So ist es eben. Nehmen Sie das Leben mit Humor. Die Realität ist, wie sie ist. Es hängt von Ihnen ab, von welchem Standpunkt Sie darauf schauen.

Äußerst sinnvoll, um die eigene Gelassenheit zu entwickeln oder auszubauen, ist dieser Kurs. Lernen Sie Ihre persönlichen Muster zu erkennen und aufzulösen. Legen Sie Ihre Dramen ab. Finden Sie Klarheit und entdecken Sie ihr ursprüngliches Wesen.

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Meditation bedeutet, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Aspekt zu richten. Dieser kann ein Gegenstand, ein Körperteil, der Atem, ein Zustand, eine Vorstellung  oder ähnliches sein. Es gibt auch sogenannte dynamische Meditationen. Sie sind in der Regel mit Bewegung verbunden.

Ziel von Meditation kann es sein, die Gedanken zu beruhigen, Gelassenheit zu finden, sich mit bestimmten Aspekten zu verbinden oder sich zu fokussieren.  Das funktioniert in der Regel sehr gut. Je mehr praktiziert wird, desto schneller sind bestimmte Zustände hergestellt, die nach der Meditation eine gewisse Zeit anhalten können.

Bald jedoch stellt sich das Alltagsbewusstsein wieder ein. Die Gedanken fangen wieder an zu rotieren und die ganz normalen Aufgaben wollen erledigt werden. Die Gelassenheit lässt nach und die Meditation verliert ihre Wirkung, da sie ein vorübergehender Ausnahmezustand war.

Versuchen Sie doch bitte mal folgendes: Machen Sie Ihren Alltag zum Objekt Ihrer Meditation. Das ist auch für diejenigen interessant, die bisher nicht meditiert haben. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre unmittelbare sinnliche Wahrnehmung. Bitte beachten Sie, dass ich damit nicht die Gedanken meine. Natürlich werden Gedanken auftreten, doch geben Sie diesen keine besondere Aufmerksamkeit. Bleiben ausschließlich Sie bei Ihren Sinneseindrücken. Fühlen Sie die Kleidung am Körper, die Fläche, auf der Sie sitzen, den Boden unter Ihren Füßen. Riechen Sie, hören Sie, sehen Sie. Unmittelbar.

Machen Sie den meditativen Zustand zur Normalität. Sie werden erleben, dass Ihre Gedanken nachlassen, Sie wacher und präsenter sind. Damit entziehen Sie Problemen den Nährboden.

In meiner Bewusstseins-Notiz 3 bat ich um Fragen aus dem Bereich Bewusstsein, Persönlichkeitsentwicklung, Therapie, Beratung oder zu Lebensthemen. Folgende Situation wurde mir per Mail geschildert:

„Eine Frage, die ich mir immer wieder stelle, lautet: Wie kann ich besser bei mir bleiben, wenn ich oft und schnell zwischen den Rollen als Beraterin, Mutter, Kollegin, Freundin, Partnerin, Tochter, Schwester wechsle?“

Dies ist eine interessante und vielschichtige Frage. Im Grunde sind es sogar zwei. Die erste Frage: Was und wo ist dieses Ich in dem ich mich zentrieren kann? In der zweiten geht es um Identitäten, die wir ständig wechseln. 

Insofern liegt die Lösung auch auf zwei Ebenen: Erstens ist es hilfreich, absichtsvoll über die Art und Stärke von Identitäten zu entscheiden. Zweitens hilft ein ruhiger, klarer Standpunkt jenseits von Rollen und Alltagsgeschehen, immer wieder Kraft zu schöpfen und auf ganz natürliche Weise zu sich selbst zu finden.

Identitäten haben Vor- und Nachteile

Identitäten sind Persönlichkeitsanteile, die bestimmte Aufgaben erfüllen. In ihnen sind eine Menge an Überzeugungen, Haltungen, Verhaltensweisen und zum Teil auch Fähigkeiten gespeichert. Kommen wir in eine bestimmte Situation, wird die entsprechende Identität sofort und automatisch aktiviert. Wir rasten in eine Rolle ein und verhalten uns entsprechend. So, wie wir es früher eingeübt oder beigebracht bekommen haben. Wir haben erfahren, wie wir mit bestimmten Anforderungen am besten umgehen konnten und haben uns das gemerkt. Das ist grundsätzlich gut und praktisch. Das Ego entwickelt die Identitäten, damit wir nicht immer alles neu lernen müssen und wir mit der Situation adäquat umgehen können.

Der Nachteil ist, dass uns die Identitäten auf ihre Konditionierung festgelegt. Sie automatisieren unser Denken, Handel und Fühlen. Manchmal entsteht der Wunsch, sich in bestimmten Situationen anders, geschickter, kreativer oder souveräner zu verhalten. Denn nicht alles, was die Identitäten gespeichert haben ist immer von Vorteil. Möglicherweise möchten wir gar nicht erst in eine definierte Rolle verfallen, da sie heute, im Gegensatz zu früher, unangemessen oder unpassend ist oder uns in unseren Möglichkeiten einschränkt.

Jemand hat beispielsweise gegenüber dem Vater eine schüchterne, defensive und gehorsame Identität entwickelt. So funktionierte das Zusammenleben zwischen dem Kind und dem Vater am besten. Hat nun derjenigen als Erwachsener mit Menschen zu tun, die dieses Vaterbild erfüllen, zum Beispiel ein autoritärer Vorgesetzter, wird sofort diese kindliche Identität aktiviert. Und das kann im Berufsleben äußerst hinderlich sein. Sehr störend in zwischenmenschlichen Beziehungen kann es auch sein, wenn man im Freundeskreis bei bestimmten Themen ungefragt die Rolle der Beraterin einnimmt. Es könnte passieren, dass man immer weniger eingeladen wird.

Da wir diese Identitäten, mehr oder weniger bewusst, selbst entwickelt haben, können wir sie auch ändern oder auflösen. Aber auch nur bestimmte störende Aspekte von ihnen. Dazu gibt es verschiedene Techniken. Eine mögliche habe ich hier beschrieben. Das geht wesentlich leichter, als viele denken. Bearbeiten Sie eine Identität oder lösen Sie sie auf, kann es sein, dass Sie sich schon im nächsten Moment anders fühlen und sich anderen gegenüber anders verhalten. Es kommt auch vor, dass andere ihr Verhalten Ihnen gegenüber zu ändern scheinen.

Wie viel(e) Identität(en) brauche ich wirklich?

Eine häufig geäußerte Befürchtung lautet allerdings: “Wenn ich diese Identitäten auflöse, dann funktioniert mein Alltag nicht mehr. Ich brauche sie, um die jeweiligen Aufgaben zu erfüllen und im Leben zu ‘funktionieren’.”  Ja, es kann tatsächlich zu kleineren Irritationen führen während die Veränderungen im eigenen System integriert werden. Jedoch ist diese Phase nicht von langer Dauer und es stellt sich ein Zustand größerer Klarheit und Weite ein. Wenn es mehr und mehr gelingt, mit den oben beschriebenen Techniken absichtsvoll über die eigenen Identitäten zu bestimmen, statt sich von diesen und von den Erwartungen anderer bestimmen zu lassen, wird es einfacher, einen Standpunkt innerer Ruhe zu finden.

Was ist “Ich”?

Nun kommen wir zum ersten Teil der Frage. Hier wird es etwas schwieriger. Wo ist dieses Ich, auf das ich mich beziehen kann? Sozusagen das Auge im Sturm, an dem Stille herrscht und das mir zwischen all meinen Identitäten Zuflucht bietet? Die schlechte Nachricht: Dieses Ich gibt es nicht. Die gute: Das macht überhaupt nichts.

Das Ich, das behauptet: „Ich bin“ ist eine Sammlung aller Ihrer Identitäten. Es könnte als Über-Identität bezeichnet werden. Ihm klebt, als Etikett, Ihr Name an. Es ist genauso wandelbar, auch wenn es auch komplexer ist, wie jede andere Identität. Wer kann von sich behaupten, er sei noch derselbe, wie vor einem, fünf oder zehn Jahren? Das Ich ist einem ständigen Wandel unterworfen. Hier habe ich das Ich ausführlicher beschrieben.

Das Ich ist bestenfalls als eine Art Software zu verstehen. Das Ich, wäre so gesehen, das Betriebssystem und die Identitäten die Anwendungsprogramme. Ich kann verstehen, wenn jemandem dieser Vergleich zu technisch erscheint, doch er ist zutreffend und hilfreich. Fragen Sie sich: Wie können Sie das Betriebssystem in einem Computer finden? Genauso wenig ist das Ich als eine feste Bezugsgröße auszumachen. Wie Änderungen an unserer Software zu bewerkstelligen sind, habe ich oben bereits angeführt. Die Hardware ist natürlich unser Körper. Ein Artikel, wie er als Speicher für unsere persönlichen Muster fungiert ist in Arbeit, er wird in wenigen Wochen erscheinen.

Einen zuverlässigen Standpunkt finden

Im Ich einen zuverlässigen und dauerhaften Halt zu finden ist also nicht möglich. Trotzdem sind wir nicht der Willkür unserer Identifikationen ausgesetzt. Es gibt einen „Ort“ jenseits dem Ich, der Person, in dem Stille herrscht, auf den wir und jederzeit beziehen können und von dem aus wir den Wechsel unserer Identitäten gelassen zuschauen können: Das Sein, der klare gewahre Raum. Klingt esoterisch? Ist es nicht. Es ist der Urgrund unseres Daseins und er ist unmittelbar und einfach zu erfahren. Das mag zuerst noch abstrakter und weniger greifbar zu scheinen, als unser Konzept vom Ich. Machen Sie bitte die Übung aus diesem Artikel und überzeugen Sie sich vom Gegenteil.

Wenn Sie den Raum auch nur einen Bruchteil einer Sekunde wahrgenommen haben, wissen Sie wovon ich schreibe. Er ist subjektiv und nicht beweisbar. Er ist unmittelbar und von jedem erfahrbar. Hier ist der absolute und unerschütterliche Standpunkt, von dem aus das Flippen von einer Identität in die andere, gelassen betrachtet werden kann. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich mehr und mehr mit dem klaren gewahren Raum zu identifizieren, als mit dem Ich. Es kann gut sein, dass Ihre Gedanken ruhiger werden, Sie sich präsenter fühlen und Sie gute Laune bekommen.

Auch interessant:
Bewusstseinsimpuls 39 – Wie kann ich bei mir bleiben? – Eine Übung
Bewusstseinsimpuls 40 – Wer bist du, wenn dich niemand wahrnimmt? – Eine Meditation, um zu dir selbst zu kommen.

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