Was eigentlich ist das Ich?

Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

„Was findest du vor, wenn du in dich gehst?“ – „Mich selbst, natürlich!“, werden wohl die meisten Menschen antworten. Wir sind gewohnt, alles was innerhalb unserer Haut liegt, als „Ich“ oder „meins“ zu bezeichnen. Doch ist das tatsächlich so? Was ist das Ich oder das Selbst? Wo ist es und woraus besteht es?

Für mich ist das Ich eine Abstraktion: die Summe der Gedanken, die das Nervensystem hervorbringt. Die Reize, die unser Nervensystem aufnimmt, haben wir schon als Kind gelernt, als unsere zu empfinden. ICH sehe, ICH höre, ICH taste, ICH schmecke, ICH rieche, ICH denke, ICH empfinde.

Descartes sagte: „Ich denke, also bin ich.“ Folglich: Wenn ich nicht denke, dann bin ich nicht. Nicht-Denken ist durchaus möglich. Vielleicht haben Sie das sogar selbst in einer Meditation schon erlebt. Es gibt aber auch einfachere Wege, Gedankenlosigkeit zu erfahren. Wenn Sie nicht denken: „Ich sehe einen Baum.“, sondern einfach nur schauen, dann ist da niemand mehr, der einen Baum sieht. Das Sehen geschieht einfach. Objekt und Subjekt, Baum und Sehender werden eins, innerhalb einer Ganzheit.

Für viele ist es schwer vorstellbar oder gar bedrohlich zu erkennen, dass das Ich seiner Natur nach imaginär ist. Doch sich darauf einzulassen, eröffnet viele Möglichkeiten. Denn wie wir uns selbst und unsere Umwelt erleben, hängt von unseren Überzeugungen, Meinungen und Bewertungen ab. Ändern wir diese, ändert sich auch die Realität, die wir erleben. Das Ich ist also wandelbar, wenn es sich nicht mehr als festgelegt erfährt. Denn dann ist das Ich wandelbar. Es kann seine eingefahrenen Bewusstseinsmuster verlassen, sich ändern und sich neu erfahren.

Ulrich Heister