Meditation nicht als Ausnahmezustand

Meditation bedeutet, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Aspekt zu richten. Dieser kann ein Gegenstand, ein Körperteil, der Atem, ein Zustand, eine Vorstellung  oder ähnliches sein. Es gibt auch sogenannte dynamische Meditationen. Sie sind in der Regel mit Bewegung verbunden.

Ziel von Meditation kann es sein, die Gedanken zu beruhigen, Gelassenheit zu finden, sich mit bestimmten Aspekten zu verbinden oder sich zu fokussieren.  Das funktioniert in der Regel sehr gut. Je mehr praktiziert wird, desto schneller sind bestimmte Zustände hergestellt, die nach der Meditation eine gewisse Zeit anhalten können.

Bald jedoch stellt sich das Alltagsbewusstsein wieder ein. Die Gedanken fangen wieder an zu rotieren und die ganz normalen Aufgaben wollen erledigt werden. Die Gelassenheit lässt nach und die Meditation verliert ihre Wirkung, da sie ein vorübergehender Ausnahmezustand war.

Versuchen Sie doch bitte mal folgendes: Machen Sie Ihren Alltag zum Objekt Ihrer Meditation. Das ist auch für diejenigen interessant, die bisher nicht meditiert haben. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre unmittelbare sinnliche Wahrnehmung. Bitte beachten Sie, dass ich damit nicht die Gedanken meine. Natürlich werden Gedanken auftreten, doch geben Sie diesen keine besondere Aufmerksamkeit. Bleiben ausschließlich Sie bei Ihren Sinneseindrücken. Fühlen Sie die Kleidung am Körper, die Fläche, auf der Sie sitzen, den Boden unter Ihren Füßen. Riechen Sie, hören Sie, sehen Sie. Unmittelbar.

Machen Sie den meditativen Zustand zur Normalität. Sie werden erleben, dass Ihre Gedanken nachlassen, Sie wacher und präsenter sind. Damit entziehen Sie Problemen den Nährboden.

Ulrich Heister